Abrahams Dienst nach Vorschrift

Von SPOX
Arthur Abraham verließ den Ring in Schwerin als Sieger
© getty

Arthur Abraham besiegt Willbeforce Shihepo in Schwerin, lässt dabei aber den großen Glanz vermissen. Auch Jürgen Brähmer siegt nach Punkten gegen Stefano Abatangelo und hofft auf einen WM-Kampf. Kubrat Pulev kürt sich zum neuen Pflichtherausforderer für Wladimir Klitschko.

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Abraham besiegt Shihepo nach Punkten

Punktzettel: 116-113, 116-112, 117-111

Arthur Abraham ist zurück. Zumindest in der Erfolgsspur. Die Zweifel vieler Experten über das wirkliche Leistungsvermögen des Königs dürften aber weiter bestehen. Dafür war der Erfolg des gebürtigen Armeniers gegen Willbeforce Shihepo schlicht und ergreifend nicht glanzvoll genug.

Keine Frage: Der Erfolg des ehemaligen Weltmeisters war nie wirklich in Gefahr. Nach für Abraham-Verhältnisse überraschend engagiertem Beginn wurde Shihepo zwar aktiver und schlug viel. Das Problem an der Sache aus Sicht des Underdogs: Er traf dabei vor allem Abrahams Deckung. Einzig in der vierten und fünften Runde schien Abraham in kleinere Probleme zu geraten.

Gerade nach einem starken Konter Shihepos auf einen Haken waren beim großen Favoriten kurzzeitig wackelige Knie zu beobachten. Abraham fing sich jedoch schnell wieder und schaltete ab der sechsten Runde wieder ein paar Gänge höher. Wie er nach dem Kampf zugab, spielte er zu Beginn des Kampfes sogar mit seinem Gegner, um einer wilden Prügelei aus dem Weg zu gehen.

Das gelang spätestens ab Mitte des Kampfes, auch weil Shihepo mit der Zeit immer mehr abbaute und für Abraham zu einem leichten Ziel wurde. Der Afrikaner bewies aber großes Durchhaltevermögen und steckte die Schläge von König Arthur erstaunlich gut weg.

Am Ende steht für Abraham ein Sieg über einen Aufbaugegner, von dem er sich vermutlich bald nicht mehr viel kaufen kann. Das Ziel ist klar: Ein drittes Duell mit Robert Stieglitz, dem WBO-Weltmeister im Super-Mittelgewicht, soll her.

Gegen den Champion aus Magdeburg hatte Abraham im März seinen WM-Gürtel verloren, nachdem er ihn im August 2012 noch besiegt hatte. Ein dritter und entscheidender Fight lehnte Stieglitz zuletzt noch ab.

Jürgen Brähmer bleibt Europameister

Punktzettel: 119-108, 119-108, 115-111

Profibox-Europameister Jürgen Brähmer darf nach seiner erfolgreichen Titelverteidigung auf einen baldigen WM-Kampf hoffen. Der 34-Jährige setzte sich in seiner Heimatstadt Schwerin gegen den italienischen Herausforderer Stefano Abatangelo einstimmig nach Punkten durch.

Gegen den nur 1,70 Meter großen Italiener Stefano Abantangelo hat Halbschwergewichts-Europameister seinen Titel zum zweiten Mal verteidigt - letztlich ungefährdet, aber ohne überragende Leistung. Der unangenehm zu boxende Herausforderer hatte im Ring außer einer kompakten Defensive und einigen unsauberen Aktionen nicht viel zu bieten.

Brähmer bestimmte mit seiner größeren Reichweite den Kampf, die Aktionen des 31-jährigen Abantangelo beschränkten sich weitestgehend auf ein paar wilde Schwinger aus der Distanz. Im Laufe des Kampfes ging er immer wieder mit dem Kopf voran in den Mann und zog sich in Runde vier einen Cut über dem linken Auge zu, eine Runde später schlug er nach dem Trennkommando zu und holte sich einen Punktabzug ab.

In den mittleren Runden wurde der Champion dann dominanter und landete einige schwere Treffer, konnte seinen Kontrahenten aber nicht erschüttern. Danach flachte der Fight zunehmend ab, beide Boxer landeten immer wieder im Clinch, auch Brähmer bekam einen kleinen Cut über dem Auge ab.

Letzten Endes war es ein klarer Sieg auf den Scorecards der Punktrichter, trotzdem war es kein überragender Auftritt. "Es war klar, dass das kein einfacher Kampf wird"; sagte Brähmer danach bei der "ARD". "Er ging immer nach vorne mit seiner sicheren Deckung, er war schwer zu treffen. Es wäre noch ein bisschen mehr gegangen, es war aber eine lehrreiche Erfahrung über zwölf Runden mit ihm zu gehen."

Ob das gegen WBO-Champion Kergey Kovalev reicht? "Kovalev ist aber leichter zu treffen, von daher wird das ein anderer Kampf", so Brähmer. Er weiß aber auch, dass er sich noch steigern muss.

Pulev besiegt Thompson nach Punkten

Punktzettel: 116-112, 118-110, 117-111

Der nächste Pflichtherausforderer für Wladimir Klitschko steht fest. Kubrat Pulev darf sich nach seinem Sieg gegen Tony Thompson große Hoffnungen auf ein Tete-a-Tete mit dem Weltmeister machen.

Der Bulgare setzte sich in Schwerin einstimmig nach Punkten durch. Allerdings brauchte Pulev in der Sport- und Kongresshalle einige Runden, um auf Betriebstemperatur zu kommen. In der Anfangsphase agierte die Cobra zurückhaltend und überließ Thompson das Kommando.

Der Amerikaner profitierte von diesem langsamen Tempo und setzte einige gute Treffer. Ab der vierten Runde übernahm Pulev aber das Kommando. Neben dem Jab brachte er vermehrt seine Rechte ins Ziel und wurde insgesamt risikofreudiger.

Thompson bekam dagegen mit zunehmender Kampfdauer Konditionsprobleme und konnte nur noch vereinzelt offensive Akzente setzen. Pulev ließ sich auch von einigen unsauberen Aktionen seines Gegners nicht aus der Ruhe bringen und brachte seinen Sieg am Ende souverän über die Runden. Der damit weiterhin ungeschlagene 32-Jährige ist durch den Erfolg der einzige Boxer neben Klitschko, der Thompson im letzten Jahrzehnt bezwingen konnte.

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