"Das Vorbild ist Evander Holyfield"

Von Bastian Strobl
Kalle Sauerland (l.) hat mit Marco Huck in Zukunft noch viel vor
© Getty

Kalle Sauerland hat auf die Herausforderung von Wladimir Klitschko an Marco Huck reagiert. Der Promoter zeigte sich gegenüber SPOX gesprächsbereit. Allerdings solle der Käpt'n erst mal die Titel im Cruisergewicht vereinigen. Am Potential seines Schützlings ließ er keine Zweifel aufkommen.

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Mit einer großen, dunklen Sonnenbrille versuchte Marco Huck bei der Pressekonferenz, die Spuren der Schlacht zu verdecken. Es gelang ihm nur teilweise. Die Öffentlichkeit sah das Bild eines Mannes, der seinen großen Traum verpasst und dennoch ein Ausrufezeichen gesetzt hatte.

"Ich habe nur 15 Amateurkämpfe bestritten und dominiere Powetkin, der im Amateurbereich alles gewonnen hat. Ich habe ihn nicht nur dominiert, ich habe ihn nach Strich und Faden verprügelt", betonte Huck nach der umstrittenen Niederlage gegen Alexander Powetkin im Februar 2012.

Der erste Ausflug Hucks in die Königsklasse des Boxens blieb vor allem den Zuschauern in Erinnerung. Furchtlos, explosiv, angriffslustig - in Zeiten der Klitschko-Dominanz sorgte der Käpt'n für eine willkommene Abwechslung.

Klitschko fordert Huck heraus

Seitdem sind fast sieben Monate vergangen. Auf den nächsten Auftritt im Schwergewicht wartet der 27-Jährige jedoch bislang vergeblich. Es scheint eine Fügung des Schicksals zu sein, dass nun ausgerechnet Wladimir Klitschko offen über einen möglichen Kampf gegen den amtierenden Cruisergewichts-Champion gesprochen hat.

"Ich habe oft gesagt, dass ich mich auf jeden Gegner freue. Ich bin bereit", so der 36-Jährige gegenüber der "Bild". Klitschkos Manager Bernd Bönte wurde sogar noch deutlicher und geriet bei Huck ins Schwärmen: "Wir bieten Marco Huck einen Kampf gegen Wladimir an. Marco ist einer, der in die Landschaft passt. Er macht Betrieb, er verkauft sich klasse. Das wollen die Leute sehen. Der Kampf bringt zehn Millionen Fans vor den Fernseher."

Dass Bönte, einer der erfolgreichsten Geschäftsmänner im Boxsport, dermaßen nach vorne prescht, sorgte bei den Experten für einige Verwunderung. Hucks Promoter Kalle Sauerland nahm die Aussagen dagegen deutlich gelassener hin.

"Marco ist ein echter Fighter"

"Das überrascht mich gar nicht", so Sauerland im Gespräch mit SPOX. "Marco wäre für jeden Boxer eine Herausforderung, auch für Klitschko. Er ist kein klassischer Boxer, sondern ein echter Fighter mit einem großen Herz. Sein explosiver Boxstil und der Wahnsinns-Punch könnten Wladimir in Probleme bringen."

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Huck wird die lobenden Worte über ihn mit Wohlwollen aufnehmen, angesichts des Hickhacks der letzten Monate. Während der Käpt'n von der großen Schwergewichts-Bühne träumte, bekam er aus seinem Umfeld viel Gegenwind zu spüren.

Sowohl Sauerland als auch sein Trainer Ulli Wegner sprachen sich geschlossen dafür aus, dass ihr Schützling nach dem Powetkin-Kampf erst mal ins Cruisergewicht zurückkehren sollte. Sehr zum Missfallen von Huck selbst.

Zu unerfahren, zu jung

"Leider konnten wir uns in vielen wichtigen Ansichten nicht einig werden, so dass mir erst einmal nichts anderes übrigbleibt, als ins Cruisergewicht zurückzutreten", schrieb er im März auf seiner Facebook-Seite.

Die Antwort von Wilfried Sauerland folgte prompt: "Mit seinen 27 Jahren ist er noch sehr jung. Ins Schwergewicht kann er später immer noch aufsteigen." Zu unerfahren, zu jung - die von Sauerland angeführten Gründe klingen für Außenstehende nachvollziehbar.

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Das nun langsam ein Umdenken stattfindet und Hucks Weg ins Schwergewicht vorgezeichnet scheint, dürfte dem Käpt'n gefallen. Mit einer starken Performance gegen Klitschko könnte er allen Skeptikern den Wind aus den Segeln nehmen.

Kampf erst Ende 2013?

Allerdings muss sich Huck noch ein wenig gedulden. Einerseits müsste geklärt werden, welcher TV-Sender den Kampf übertragen dürfte. Wobei Bönte bereits signalisierte, dass nur Klitschkos Vertragspartner "RTL" in Frage kommen würde. Die "ARD", an die Sauerland gebunden ist, wäre damit außen vor.

Andererseits müsste man sich auf einen Termin einigen. "Ein Kampf ist erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres möglich. Klitschko boxt im November und muss sich danach bis Februar 2013 dem Sieger zwischen Powetkin und Rahman stellen. Diese Pflichtherausforderung wurde bereits vor dem Fight gegen Haye festgelegt", erklärte Sauerland junior.

Außerdem stehe für Huck in einigen Wochen der Kampf gegen Firat Arslan auf dem Programm. Sauerlands Plan sieht offenbar weiterhin vor, erst mal im Cruisergewicht zu bleiben. "Wir streben eine Titelvereinigung an. Dann kann er immer noch wechseln. Marco ist neun Jahre jünger als Wladimir. Er hat noch Zeit."

Holyfield als Vorbild

An seinem Potential will der Promoter allerdings keine Zweifel aufkommen lassen. "Er kann ein Großer werden. Das Vorbild ist Evander Holyfield, der zuerst das Cruiser- und dann das Schwergewicht dominiert hat."

Große Worte, die Huck in seinem letzten Kampf nicht unbedingt bestätigen konnte. Gegen Ola Afolabi behielt er nur dank eines Unentschiedens seinen WBO-Titel und wirkte vor allem zu Beginn schläfrig und zu passiv.

Der Wechsel zurück ins Cruisergewicht habe ihn damals viel Kraft gekostet, so Huck. "Aber ich bin ein Kämpfer und habe Moral gezeigt." Gegen Klitschko dürften diese Qualitäten allerdings nicht reichen. Ansonsten wird eine größere Sonnenbrille bei der Pressekonferenz von Nöten sein.

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