Abraham vs. Stieglitz: Des Königs letzte Chance

SID
Der "König" und sein Trainer: Ulli Wegner (l.) machte Arthur Abraham groß
© Getty

Nach der Enttäuschung beim Super-Six-Turnier kämpft Arthur Abraham wieder um einen Titelgürtel. Gegen Robert Stieglitz bekommt "König Arthur" wohl seine letzte Chance.

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Der Schlagabtausch vor dem Schlagabtausch fiel schon mal aus. Auf der Pressekonferenz vor dem WM-Kampf am Samstag vernahmen die Zuhörer von den Boxern allenfalls leise Töne.

Robert Stieglitz, der WBO-Weltmeister, sagte kaum etwas. Gut, er redet generell nicht so gerne. Herausforderer Arthur Abraham schwieg auch mehr als er sprach - weil er Hunger hatte, wie Promoter Wilfried Sauerland eilig erklärte: "Wenn er Gewicht machen muss, hat Arthur immer schlechte Laune."

Ein bisschen was musste noch runter in den letzten Tagen vor Abrahams "letzter Chance", wie das Duell in Berlin allgemein betitelt wird. Bei 168 Pfund, etwas über 76 Kilogramm, liegt die Grenze im Supermittelgewicht.

Abraham ist auch allgemein an einer Grenze angekommen. Als Mittelgewichtler hat er einige aufsehenerregende Kämpfe geliefert, einmal hat er acht Runden mit gebrochenem Kiefer geboxt und trotzdem gewonnen, das Blut lief ihm in Bächen aus dem Mund, gegen den Kolumbianer Edison Miranda war das, vor knapp sechs Jahren.

Debakel beim Super-Six-Turnier

Dann wollte "König Arthur" Weltmeister in der nächsthöheren Klasse werden, beim "Super Six"-Turnier nebenbei auch viel Geld verdienen, und das ging gründlich daneben. Gegen Carl Froch im finnischen Helsinki war Abraham so schlecht, dass sein Trainer Ulli Wegner wochenlang vergrätzt war.

Und jetzt also die letzte, vielleicht die allerletzte Chance, mit 32 Jahren, in der größten Arena Berlins. Mindestens 10.000 Menschen werden kommen, viele davon aus Magdeburg, der Heimatstadt von Abrahams Gegner, der vor elf Jahren mit 20 von Russland an die Elbe kam, aus Sergej Schtiklits wurde Robert Stieglitz.

Der Weltmeister ist ein disziplinierter Boxer, er gewinnt meist nach Punkten, aber er ist auch ein großer Kämpfer. Den Gürtel holte er sich vor drei Jahren in Budapest gegen eine Halle voller Ungarn mit einem grandiosen Finish gegen Karoly Balzsay.

Man darf sich also nicht täuschen lassen von der ruhigen, gutmütigen Art des Mannes mit dem freundlichen Gesicht und den großen Koteletten, der in der Vorbereitung vor der Harzer Schmalspurbahn posiert hat und zur Entspannung am liebsten angelt oder einfach zuhause auf der Couch sitzt.

"König Arthur" kämpft mit sich

Abraham heizt dagegen auch schon mal mit 150 Stundenkilometern zu viel über die Berliner Stadtautobahn, er hat nur vier seiner sieben Kämpfe in dieser Gewichtsklasse gewonnen, man warf ihm vor, zu viel neben dem Boxen im Kopf zu haben. Kurzum, Ex-Weltmeister Arthur Abraham wird auch mit sich selbst zu kämpfen haben am Samstag, und gegen die Zweifel.

"Es geht nicht um Stieglitz", sagt auch Wegner. "Es geht darum, ob Arthur das umsetzt, was er kann." Die Vorbereitung habe gestimmt, aber das sei bei den letzten Kämpfen auch nicht anders gewesen. "Man muss sehen, was er zeigt." Wegner klingt skeptisch, wie er das sagt, der Satz klingt, als boxe Abraham immer noch auf Bewährung bei ihm.

Und dann hebt der knorrige Coach noch zu einer seiner Moralpredigten an. "Hier geht es um Stolz und Ehre", sagt Wegner mit seiner rauchigen Stimme, "das ist doch viel wichtiger als jeder Pfennig, den wir in der Tasche haben." Sein Schützling war da schon nicht mehr im Raum.

Die Weltmeister im Boxen

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