Klitschko und Thompson auf dem Gipfel

SID
Wladimir Klitschko kämpft am Samstag in Bern gegen Tony Thompson
© Getty

Auf dem Bundesplatz mitten in Bern drängten sich hunderte Zuschauer. Wo sonst politische Parteien ihre Kundgebungen abhalten und die Schweizerische Eidgenossenschaft ihre Staatsgäste empfängt, demonstrierten diesmal Wladimir Klitschko und Tony Thompson. Ihre Boxkünste. Und machten damit letzte Werbung für ihren WM-Kampf am Samstag (22.30 Uhr im LIVE-TICKER) im Stade de Suisse in der Schweizer Hauptstadt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Das Interesse an dem Fight um die Titel der IBF, WTA und WBO ist groß, 20.000 Karten sind schon verkauft, die lokalen Medien trommeln ordentlich mit. Der Kampf wird in 150 Länder weltweit übertragen, in Deutschland zeigt wieder RTL die Bilder. Die PR-Maschinerie läuft bereits seit Wochen. Gemeinsam "übten" Klitschko und Thompson auf dem Jungfrau-Joch und ließen sich beim "Bergsteigen" ablichten. Eine Seilschaft.

Thompson Nummer zwei der IBF

Die natürlich das gemeinsame Interesse größtmöglichen kommerziellen Erfolges hat, auch wenn sie sich im Kampf als Gegner gegenüberstehen. Bruder Witali trat 2009 auch schon erfolgreich in Bern auf, in Deutschland sind die meisten Arenen mit Klitschko bereits bespielt.

Natürlich werden wieder rund zehn Millionen Fans das Fernsehen anschalten. Es mehren sich aber stückchenweise in Deutschland auch kritische Stimmen angesichts der Überlegenheit der boxenden Brüder. "Fallobst" und "handverlesen" sei auch dieser Gegner, argwöhnen viele Schreiber in Foren.

Natürlich nicht, sagt das Klitschko-Lager. Thompson ist die Nummer zwei im IBF-Ranking und wer sich die Weltranglisten anschaut, der wird niemanden entdecken, der potenziell einen gleichstarken Gegner für den 36 Jahre alten "kleinen" Klitschko abgibt. "Tony kennt mich besser als jeder andere Gegner", sagt Klitschko, "er war 2003 mein Sparringspartner, 2008 haben wir gegeneinander gekämpft."

Das war in Hamburg und Klitschko gewann in der elften Runde durch K.o. und war bis dahin von seinem mit 1.96 Metern fast gleich langen Herausforderer ernsthaft gefordert worden. Er trug sogar eine blau-rote Schwellung unter dem linken Auge davon und sagte: "Jetzt sehe ich wie ein richtiger Boxer aus." Die Erinnerung daran hat Klitschko noch und erwartet deshalb gegen den mittlerweile 40 Jahre alten Thompson "einen intensiven, klassischen Fight."

Coach Steward kommt nur zum "Finetuning"

Im April 2004 hat Wladimir Klitschko zuletzt verloren, gegen Lamon Brewster. Als "Loser" sei er danach beschimpft worden, habe aber seine Lektion für das Leben gelernt, sagte er in einem Interview mit "Welt online": "Sonst würde ich nicht da stehen, wo ich bin."

Unter anderem organisiere er sein Training seither selbst, Coach Emmanuel Steward kommt vier Wochen vor einem Kampf nur noch zum "Finetuning".

Wichtigste Bezugsperson ist eben Bruder Witali, der normalerweise auch immer in der Ringecke sitzt. Der 40-Jährige tourt allerdings momentan als Wahlkämpfer für seine Partie UDAR durch seine ukrainische Heimat und bekam grade bei einer Demonstration die Durchsetzungsfähigkeit der örtlichen Exekutive mittels Tränengas und Schlagstock zu spüren. Auf dem Bundesplatz in Bern ging es da weitaus friedlicher zu. Trotz der Schläge.

Die Weltmeister der Verbände in der Übersicht

Artikel und Videos zum Thema