Zerbeulter Huck rettet WM-Gürtel

SID
Marco Huck (r.) gemeinsam mit Erfolgstrainer Ulli Wegner (l.)
© Getty

Das rechte Auge blitzeblau, die linke Augenbraue zusammengeflickt, darunter am Jochbein ein riesiger Bluterguss und trotzdem ein strahlendes Lächeln im Gesicht: "Ich bin eben ein Krieger, der sich durchkämpft", sagte Marco Huck.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nach knüppelharter Ringschlacht über zwölf Runden gegen den erwartet starken Ola Afolabi behielt der Cruisergewichtler durch ein gerechtes Unentschieden in Erfurt knapp seinen Weltmeistergürtel des Box-Verbandes WBO und wollte danach "für mindestens vier Monate nix mehr vom Boxen wissen. Ich setze mich an den Strand in Puerto Rico und spiele nur noch Schach."

Das im zerbeulten Kopf von "Käpt'n" Huck am Ende nur noch Platz für Urlaubsträume war, lag vor allem am von Startrainer Fritz Sdunek glänzend eingestellten Ola Afolabi.

Schlaghagel in Runde neun und zehn

Der boxerisch überlegene Brite forderte seinem von mehr als 6.000 begeisterten Zuschauern angetriebenen Rivalen die letzten Kraftreserven ab, taumelte aber seinerseits in den Runden 9 sowie 12 im Schlaghagel der berüchtigten, überfallartigen Attacken von Huck orientierungslos durch den Ring und wurde jeweils nur vom Gong des Rundenendes vor dem K.o. gerettet.

Am Ende lag Huck auf einem Punktrichterzettel knapp (115:113) vorn, die zwei anderen werteten jeweils 114:114. Das heißt in der Mathematik des Profiboxens "Unentschieden durch Mehrheits-Entscheidung."

"Zu viel an die Birne gehauen"

Sduneks Analyse: "Beide haben sich eindeutig zu viel an die Birne gehauen" traf am Ende des Spektakels ebenso zu wie die Einschätzung von Wilfried Sauerland. "Ein typischer Huck. Boxerisch war er allenfalls... naja. Aber er ist eben ein einmaliger Fighter, der alles aus sich herausholt. Bis zur letzten Sekunde. Sensationell", sagte der Huck-Promoter und verordnete seinem Paradekämpfer umgehend "Ringpause bis mindestens Oktober. Marco hatte zwei ganz schwere Kämpfe und muss sich erholen."

Sauerland bezog dabei jene im Februar beim Ausflug ins Schwergewicht erlittene unglückliche Niederlage mit ein, bei der Huck im WM-Kampf um den WBA-Gürtel gegen Alexander Powetkin den Russen auch am Rande des K.o. hatte.

"Ich hätte nicht geglaubt, dass dieser Kampf so viel Substanz gekostet hat. Ich musste mich heute wirklich brutal überwinden", gab Huck, der zwischen den beiden nicht gewonnenen Fights enorme zehn Kilo abspecken musste, freimütig zu.

"Wir müssen es noch einmal tun"

Natürlich forderte Afolabi, der bereits im Dezember 2009 knapp und umstritten gegen Huck einen Titelkampf verloren hatte, ein erneutes Rematch. "Hey Mann, die Leute waren begeistert. Wir sind noch nicht fertig. Wir müssen es noch einmal tun und können erst dann das Kapitel schließen", sagte der smarte Brite.

Und der 32-Jährige könnte wirklich schon bald nochmals große Kasse machen, denn nach dem allseits akzeptierten Ausgang ohne Sieger (Sdunek: "Ola hatte mehr Treffer, Marco mehr Wirkung und den Weltmeister-Bonus") bleibt die Situation im Cruisergewicht (bis 90,718 Kilogramm) der World Boxing Organisation (WBO) unverändert verworren.

Huck behält seinen WM-Gürtel, Afolabi seinen Titel eines Interims-Weltmeisters, der ihn für den Fall des dauerhaften Aufstiegs von Huck ins Schwergewicht zum Champion seiner Gewichtsklasse machen würde. "Mal sehen, was die WBO sagt, aber die Situation muss geklärt werden. Ein dritter Kampf könnte gut kommen", sagte Sauerland-Geschäftsführer Christian Meyer.

Stieglitz vor Traum-Duell gegen Abraham

Weit glanzloser als Huck quälte sich in Erfurt Supermittelgewichtler Robert Stieglitz gegen den schon 38 Jahre alten Nader Hamdan zur erfolgreichen Titelverteidigung nach WBO-Version. Stieglitz war zwar klar überlegen, der Australier aber wollte einfach nicht umfallen und blieb selbst bis zur 12. Runde gefährlich.

"Das war nicht Vollgas, wie es Robert geben kann, nur eine Arbeitsleistung. Aber er hatte immer im Kopf, dass nichts passieren durfte", kommentierte Ulf Steinforth. Der Stieglitz-Promoter hatte den Blick schon auf den 25. August gerichtet, wenn Arthur Abraham vermutlich in der Stieglitz-Heimat Magdeburg den Gürtel einkassieren will.

Der Kampf im Re-Live

Artikel und Videos zum Thema