Erfolgstrainer präsentieren ihre Biographien

SID
Fritz Sdunek ist einer der erfolgreichsten Box-Trainer Deutschlands
© Getty

Seit Jahren sitzen sie sich als Rivalen am Ring gegenüber. Der eine ist bei Sauerland Event als Cheftrainer tätig, der andere war lange Zeit bei Universum in der gleichen Funktion und ist jetzt freischaffender Trainings-Künstler. Ulli Wegner und Fritz Sdunek haben das deutsche Profiboxen seit Mitte der neunziger Jahre geprägt.

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Sie sind entscheidend verantwortlich für den Aufstieg des Faustkampfes aus dem Rotlichtumfeld der Hamburger Kiezkneipe "Ritze" zum Glamour-Event in der Düsseldorfer Fußball-Arena. Jetzt haben sie einen Doppelschlag auf dem Buchmarkt gelandet: Praktisch zeitgleich bringen sie ihre Biographien auf den Markt.

Wegner stellt sein Buch "Mein Leben in 13 Runden" am Dienstag in Berlin vor, Sdunek zieht am 12. März nach. Er präsentiert "Durchgeboxt - mein Leben am Ring" ebenfalls in Berlin.

Es ist kein Zufall, dass beide kurz vor wichtigen Geburtstagen ihre Lebenserinnerungen präsentieren. Wegner wird am 26 April 70 Jahre alt, Sdunek am 18. April 65. Gewusst haben sie von der Autorentätigkeit des jeweils anderen aber nichts.

Beide Coaches sind noch voll aktiv

Noch sind die beiden älteren Herren voll aktiv. Wegner kümmert sich unter anderem um Arthur Abraham und Marco Huck. Praktisch jeden Tag ist er in seinem Büro im Trainingskomplex des Sauerlandstalls in Berlin nahe des Olympiastadions zu finden.

Sdunek bereitet vor allem Witali Klitschko und Felix Sturm auf ihre Kämpfe vor. "Ich werde weiterarbeiten, solange meine Dienste noch irgendwo gewünscht sind", sagt Sdunek. "Was soll ich zuhause sitzen", fragte Wegner kürzlich, "da würde ich mich langweilen."

Beide haben mit ihrer Vergangenheit in der DDR einen ähnlichen Erfahrungshintergrund. Zunächst selbst aktiv, nach dem Karriereende der Einstieg ins Trainergeschäft. Wegner in Gera und Berlin, Sdunek in Schwerin. Sie sind sich in einem jedenfalls einig: Ihre Erfolge als Profitrainer haben die Wurzeln in der systematischen Ausbildung und langjährigen Erfahrung zu DDR-Zeiten.

Nach der Wende wurde Wegner Bundestrainer in Berlin, Sdunek ging zunächst nach Leverkusen, 1993 bis ´94 waren beide als Bundestrainer sogar Kollegen. Dann folgte Sdunek dem Ruf der Universum Box-Promotion in Hamburg, Wegner wechselte nach den Olympischen Spielen 1996 mit seinem Schützling Sven Ottke zu Sauerland nach Berlin.

Wegner: "Bin ein Gewinner der Wende"

"Ich bin ein Gewinner der Wende. Habe durch meinen halbwegs reibungslosen Übergang zum Bundeshonorartrainer und Bundestrainer sowie vor allem später mit den Erfolgen als Proficoach einen Sechser mit Superzahl getroffen", schreibt Wegner. Einen klaren Blick auf die Probleme des Zusammenwachsen der beiden Landesteile hat er sich dabei immer bewahrt: "Die Wunden des Abwickelns lasten auf dem Gemüt der ehemaligen DDR-Bürger."

Sdunek ist mit großer Unsicherheit in das Leben nach der Wende gegangen, er war privilegiert im alten System. "Ich habe Reisen machen dürfen, von denen normale DDR-Bürger nur träumen durften", sagt er, "zu meiner Geschichte gehört aber auch der Rückblick auf die Überwachungsmethoden der Stasi und die politische Dimension unserer Arbeit."

Die Boxfans allerdings werden sich vor allem auf die Geschichten über Stars wie Abraham, Huck und Ottke sowie Dariusz Michalczewski und die Klitschko-Brüdern freuen. Auf zum Teil intime Einblicke ins Privatleben und über Harmonie und Zoff mit den mächtigen Promotern Wilfried Sauerland und Klaus-Peter Kohl. Getrennt, so wie die Kämpfe der beiden Trainer bei unterschiedlichen Ställen in unterschiedlichen TV-Systemen laufen, erscheinen jetzt ihre Bücher. Aber nur zusammen ergeben sie die komplette Geschichte.

Die Weltranglisten der vier Verbände

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