"Ich habe ihr die Pizza an den Kopf geworfen"

Von SPOX
Graciano Rocchigiani ist auch privat kein Kind von Traurigkeit
© Getty

In der aktuellen Ausgabe der Boxer-Shorts wird geklaut, geflucht und gejammert: Graciano Rocchigiani fällt auf eine Betrügerin herein und reagiert angemessen. Jean Pascal hat Angst vor Tavoris Cloud, Bernard Hopkins macht sich Sorgen um seinen Ruf. Richtig gut läuft's dafür bei Tschagajew, Hatton, Erdei und einen aufstrebendem Filipino - dem neuen Pacquiao?

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Dumm gelaufen für Rocky: Im Ring ein Fuchs, privat ziemlich blauäugig: Damit scheint man Graciano Rocchigiani treffend beschreiben zu können. Der inzwischen 47-Jährige hat sich kürzlich reichlich zum Horst gemacht, als ihm eine Anzeige wegen Körperverletzung angehängt wurde.

Wie sich nun herausstellte, war das vermeintliche Opfer nicht wirklich verletzt, sondern vor allem gekränkt - und wohl ziemlich geldgeil. Es handelt sich um Rocchigianis Bekannte Nadine S., die sich Rocky vor einiger Zeit als Laura Schmidt vorstellte und ihn bei zwei Gelegenheiten bestohlen haben soll.

"Als ich sie beim Italiener fragte, wo das Geld denn sei, sagte sie, dass sie es mir schon längst wiedergegeben hätte. Eine glatte Lüge", erinnert sich der Ex-Profi. "Ich bin bestohlen worden und einer Betrügerin aufgesessen. Da hab ich ihr vor Wut die Pizza an den Kopf geworfen." Und dafür gab's dann die Anzeige. Gut möglich, dass sich Rocchigiani in Kürze revanchieren wird.

Tschagajew schaut nicht aufs Geld: Am 27. August steigt der Usbeke Ruslan Tschagajew gegen Alexander Powetkin in den Ring. Das Ziel: Der WBA-Titel. Geld spielt dabei überhaupt keine Rolle: "Meine Bezahlung für diesen Kampf ist okay, aber darauf achte ich gar nicht", erklärte der 32-Jährige. "Mein erster Trainer hat mir immer gesagt: 'Lauf nicht dem Geld, sondern Titeln hinterher. Wenn du Titel gewinnst, kommt die Kohle von allein.'"

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Zudem betonte er erneut, dass seine Hepatitis-Erkrankung kein Hindernis darstellen wird: "Wenn beim Antikörpertest ein Wert von über 1000 erreicht wird, dann würde ein Kampf riskant. Mein Wert liegt fast konstant bei 32. Ich würde jeden Test bestehen."

Übrigens gehört Tschagajew interessanterweise zu den Boxern, die sich kaum um ihre Ernährung kümmern (müssen): "Der Usbeke an sich isst viel Fleisch. Als ich einmal versucht habe, mich zu bremsen, kassierte ich ein paar Niederlagen, weil ich mich nicht mehr auf das eigentliche Training konzentrieren konnte."

Deshalb zieht er es vor, sich nach Lust und Laune zu ernähren - und zur Not ein paar Pfunde zu viel in Kauf zu nehmen. Na dann: Guten Appetit!

Froch will Ward ausknocken: Carl Froch steht zwar im Super-Six-Finale, der Kampf gegen Andre Ward steigt am 29. Oktober in Atlantic City. Restlos überzeugt hat der Brite in seinen bisherigen Kämpfen aber nicht. Die knappe Niederlage gegen Mikkel Kessler ist zwar schon jetzt ein Klassiker, Arthur Abraham dominierte er aufgrund der erbärmlichen Leistung seines Gegners nach Belieben.

Aber eins fehlt Froch: ein Knockout. "Ich würde nicht sagen, dass ich keine tollen Kämpfe hatte", erzählte der 34-Jährige. "Aber ich bin trotzdem enttäuscht, dass ich im Turnier noch niemanden niederstrecken konnte."

Das Ziel für den Finalkampf ist deshalb klar: "Ideal wäre, wenn ich Ward kontrolliere, dann in der 9., 10. oder 11. Runde noch einen Zahn zulege und den Fight vorzeitig beende", so Froch. "Ich bin mir sicher, dass ich ernsthaften Schaden anrichten kann, wenn ich Ward am Kinn erwische."

Hoffentlich hat Froch bedacht, dass sein Gegner, der "Son of God", der vielleicht beste Defensivboxer und Techniker im Supermittelgewicht ist - und Froch selbst dafür bekannt ist, dass er sein nacktes Kinn gerne mal anbietet.

Titelchance für Erdei? Zsolt Erdei war schon Weltmeister im Halbschwer- und zuletzt im Cruisergewicht, seit seiner Rückkehr ins Halbschwergewicht vor fast zwei Jahren hat der Ungar allerdings nur zwei Kämpfe bestritten, und die gegen ziemliches Fallobst. Es wird also Zeit, dass der 37-Jährige, der in 33 Kämpfen noch immer ungeschlagen ist, endlich wieder einen richtigen Gegner vor die Fäuste kriegt.

Und wer kommt da um die Ecke: Beibut Schumenow! Die erklärten Objekte der Begierde des WBA-Champions, Bernard Hopkins, Tavoris Cloud und Nathan Cleverly, scheinen derzeit keine Lust auf einen Titelvereinigung zu haben. Deshalb schaut sich der Kasache nach Alternativen um.

Erdei und der Kanadier Jean Pascal stehen als Topherausforderer ganz oben auf der Liste. "Erdei ist ungeschlagen, zweifacher Weltmeister und ein echter Boxer", schätzt Schumenow den möglichen Gegner stark ein. "Ich bin bereit, jeden Topmann im Halbschwergewicht zu boxen." Am liebsten möchte der 27-Jährige noch 2011 wieder in den Ring steigen. Zuletzt hatte er Ende Juli Danny Santiago überzeugend bezwungen.

Pascal hat Angst vor Cloud: Glaubt man aktuellen Berichten aus den USA, dann sind Erdeis Chancen auf einen Titelkampf sehr hoch. Denn sein Konkurrent um ein Matchup mit Schumenow, Jean Pascal, soll angeblich in Kürze mit Tavoris Cloud in den Ring steigen.

Der kanadische Herausforderer besteht allerdings darauf, wie zuletzt immer in seiner Heimat Quebec boxen zu dürfen. Wie er darauf kommt, sich dieses Recht herauszunehmen, bleibt wohl sein Geheimnis, aber Clouds Trainer Al Bonanni hat damit ohnehin keine Probleme: "Ich glaube nicht, dass man in Montreal unfair behandelt wird. Hopkins wurde nicht betrogen, warum also sollte Tavoris betrogen werden?"

Anders als die breite Öffentlichkeit ist Bonanni allerdings weniger überzeugt, dass der Kampf wirklich stattfindet: "Pascal und seine Leute sind ein Haufen Muschis! Sie wissen genau, dass Tavoris gewinnen würde. Er würde sogar weniger Geld verdienen als Pascal. Aber diese Leute erfinden immer neue Ausreden, um den Fight zu umgehen."

Hatton als Trainer: Na das kann ja heiter werden. Ricky Hatton, dessen bis dahin glorreiche Karriere im Mai 2009 von Manny Pacquaio unsanft beendet wurde (Video), möchte als Trainer weitermachen.

Mit "Hatton Promotions" hat er schon ordentliche Erfolge zu verzeichnen, jetzt will er den nächsten Schritt gehen: "Wo wir als Promotion-Firma stehen, ist vor allem mir und den Personen, die für mich arbeiten, geschuldet", erklärte der ehemalige Halbweltergewichtler ganz bescheiden. "Jetzt möchte ich meinen Boxern auch in der Ringecke helfen. Sie sollen Champions werden."

Unter anderem könnte sein jüngerer Bruder, Weltergewichtler Matthew Hatton, davon profitieren. Bei seinem letzten Anlauf im März scheiterte Magic Hatton an WBC-Champ Saul Alvarez.

"Bitte, lass uns einen spannenden Kampf inszenieren!": Bernard Hopkins ist zwar Weltmeister im Halbschwergewicht - und eine lebende Legende sowieso. Aber dass er die Zuschauer mit seinen letzten Auftritten regelmäßig von den Sitzen gerissen hätte, kann der "Executioner" nicht von sich behaupten.

Hopkins ist sich der Kritik bewusst, und schlimmer noch: Sein kommender Gegner Chad Dawson genießt einen ähnlichen Ruf. Deshalb forderte der 46-Jährige vor dem Showdown am 15. Oktober nun Dawson auf, alles zu geben: "Bitte, halt dich nicht zurück. Wenn Du gegen einen alten Mann wie mich nicht alles gibst, sehen wir beide schlecht aus. Also, lass uns zusammenarbeiten und einen spannenden Kampf inszenieren! Dann werden wir und die Fans sehen, wer wem den Arsch versohlt."

Der als phlegmatisch verschriene Dawson scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben: "Ich werde aggressiv sein, ich werde Druck machen. Ansonsten gibt es wieder so ein Hopkins-Jones-Junior-Niveau, bei dem keiner freiwillig zuschaut."

So nicht, mein Freund! Ryan "The Irish Outlaw" Coyne ist gerade dabei, sich einen Namen im Cruisergewicht zu machen. Gleiches lässt sich ohne Zweifel über Lateef Kayode sagen. Ein direktes Duell wäre also wohl eine super Sache, oder?

"Wir lieben diesen Plan, aber das ist das erste Mal, dass ich davon höre", konterte Coyne Berichte, die Kayodes Lager über eine bevorstehende Ansetzung verbreitet hatte. "So etwas kann man nicht innerhalb von drei Wochen vom Zaun brechen, da verdient man ja höchstens einen Gutschein von Applebee's."

Ein Duell müsse langsam aufgebaut werden, um bei den Fans für Spannung und Vorfreude zu sorgen. "Ich bin nicht von gestern. Wir brauchen ordentliches Marketing, getrennte Kämpfe beim gleichen Event zum Beispiel. Ich mache das Stadion schon voll, vielleicht kann Lateef auch noch zwei oder drei neue Fans gewinnen."

Anschließend schickte Coyne eine direkte Aufforderung an Kayode hinterher: "Ihr wollt den Fight? Dann macht euch an die Arbeit!"

Noch ein Filipino für Roach: Weil die Arbeit mit Manny Pacquiao, vorsichtig formuliert, von großartigem und dauerhaftem Erfolg gekrönt ist, hat sich Trainer Freddie Roach wohl gedacht: "Nehme ich mir doch noch einen Filipino vor!"

Sein Boxstall Wild Card Boxing hat bestätigt, dass Roach den 25-jährigen Lorenzo Villanueva unter seine Fittiche genommen habe. Der Federgewichtler hat bisher alle 21 seiner Profikämpfe gewonnen, 20 davon vorzeitig. Klingt, als könnte daraus eine spannende Liaison werden.

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