Sturm: "Ich will die Besten!"

Von Alexander Mey
Felix Sturm steigt gegen Mathew Macklin zum 39. Mal in seiner Profi-Karriere in den Ring
© Getty

Felix Sturm kämpft am Samstag in Köln gegen Matthew Macklin erneut um seinen WM-Titel (22.45 Uhr im LIVE-TICKER). Und er kämpft um die Anerkennung, die ihm seiner Meinung nach verwehrt wird.

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Wenn Felix Sturm am Samstag gegen 23 Uhr in die Kölner Lanxess Arena einmarschiert, dann werden die rund 19.000 Plätze in der Halle aller Voraussicht nach voll sein. Die Fans werden dem gebürtigen Leverkusener in seinem Wohnzimmer zujubeln.

Sturm ist ein Publikumsmagnet. "Wenn ich den Ring betrete, wird die Bude kochen", sagt der 32-Jährige vor seinem 39. Kampf. Der TV-Sender "SAT.1" hat seinen Vertrag mit Sturm um weitere sechs Kämpfe verlängert, mit "bet3000" ist zudem ein weiterer potenter Geldgeber an Bord.

Sturm fehlen die ganz großen Namen

Es läuft also, sollte man meinen. Wären da nicht die immer wiederkehrenden Vorwürfe gegen Sturm, er würde nicht die von ihm angekündigten großen Kämpfe auf die Beine stellen.

Zweimal hat er seit seiner Trennung vom Universum-Boxstall in Eigenregie geboxt, zweimal hat er überzeugend gewonnen. Allerdings nicht gegen Kelly Pavlik oder Arthur Abraham, sondern gegen Giovanni Lorenzo und Ronald Hearns.

Beide gute Boxer und Hearns sogar dank seines Vaters Thomas Hearns ein großer Name, aber die echten Kracher fehlen in dieser Liste. Und ein großer Kracher ist auch sein nächster Gegner Matthew Macklin nicht. Er ist ebenfalls ein sehr guter Boxer, aber der Europameister steht vor seiner ersten WM-Chance und hat daher logischerweise noch keine gewaltigen Meriten vorzuweisen.

Sturm an Deutschland gebunden

Traut sich Sturm nicht an die großen Namen ran? Eine Frage, die den Super-Champion der WBA auf die Palme bringt. "Ich möchte das ein für allemal klarstellen: Wir haben nach potenziellen Gegnern gesucht. Alle wollten nicht kämpfen", sagte Sturm im Mai dem Boxsport-Portal "figosport.de".

Die Gründe dafür sind vielfältig. WBA-Weltmeister Gennadi Golowkin wurde zum Beispiel von der WBA verdonnert, erst einmal eine Pflichtverteidigung anzunehmen. WBC-Champion Sergio Martinez würde im Duell der beiden wohl besten Mittelgewichtler der Welt gegen Sturm boxen, aber nur in den USA. Das geht nicht, weil Sturm wegen seines "SAT.1"-Vertrags an Deutschland gebunden ist.

Abraham ist kein Gegner mehr für Sturm

Kämpfe gegen große deutsche Namen sind dagegen für Sturm nicht interessant. Sebastian Zbik wäre ein Kandidat gewesen, aber der hat seinen WM-Titel erst vor Kurzem gegen Julio Cesar Chavez verloren. Ein zweites Duell mit Sebastian Sylvester scheiterte laut Sturm am Geld. Außerdem findet er es wenig reizvoll, gegen jemanden zu boxen, den er schon einmal klar geschlagen hat.

Und Abraham? Der Traum-Gegner der letzten Jahre? Verbrannt. "Er hat einen Hattrick im Verlieren hingelegt. Dann soll er noch eine Chance bekommen, um die Krone zu kämpfen? Was für eine Wahnsinns-Idee", spottete Sturms Manager Roland Bebak im Interview mit "figosport.de".

Sturm schlug gegenüber der "Welt" in die gleiche Kerbe. "Ich fühle mich bestätigt: Arthur ist ein Hauer, er hat boxerisch aber nichts drauf. Er wird maßlos überschätzt."

Sturm: "Die müssen sich auch mal trauen"

Man merkt an den Aussagen von Sturm, dass er Konfrontationen mit großen Namen nicht aus dem Weg geht. Im Gegenteil: Man hat das Gefühl, dass er bewusst versucht, einigen Boxern auf den Schlips zu treten, um sie in den Ring zu locken. Sein Credo: "Ich will die Besten. Aber die müssen sich auch mal trauen."

Sportlich muss sich Sturm vor niemandem verstecken. Er gewinnt seit seinem Comeback 2010 seine Kämpfe nicht nur irgendwie, er beherrscht seine Gegner. "Ich habe alles verbessert. Power, Schlagkraft, Kondition. Alles", sagt er vor dem Macklin-Fight.

Erst Macklin, dann Stieglitz?

Alles andere als ein weiterer deutlicher Sieg wäre eine große Überraschung. Denn Sturm hat durch außergewöhnlich hartes Training 14 Kilogramm abgekocht und sich unter seinem namhaften Trainer Fritz Sdunek "was Neues einfallen lassen", wie er selbst sagt.

"Ich bin auf zwölf Runden eingestellt, 15 sind aber auch kein Problem", kündigt das Konditionswunder an. Coach Sdunek ist sich sicher: "Es kann keinen anderen Weltmeister geben. Felix wird es bleiben."

Wenn er Recht behält, wird nach einem ausgedehnten Urlaub die Suche nach einem neuen Gegner losgehen. Im Mittelgewicht, vielleicht aber auch im Super-Mittelgewicht.

Denn dort boxt immerhin der neben Sturm und Cruisergewichtler Marco Huck letzte verbliebene deutsche Weltmeister, Robert Stieglitz. Und der steht passender Weise auch bei "SAT.1" unter Vertrag.

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