"Wenn Sturm Stolz hat, stellt er sich Golovkin"

Von Maurice Kneisel
Nach der Absage von Kelly Pavlik hat Felix Sturm für seinen nächsten Kampf mehrere Optionen
© Getty

Comebacker Kelly Pavlik drückt sich vor seinem Kampf gegen Felix Sturm und will es erstmal ruhig angehen lassen. Der Leverkusener hat derweil Bammel vor seinem Pflichtherausforderer Gennady Golovkin - zumindest laut dessen Manager. Außerdem wollen sich zwei der größten Rivalen im Boxzirkus, die Promoter Don King und Bob Arum, zusammentun, um den zweiten "Rumble in the Jungle" auf die Beine zu stellen.

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Sturm-Fight gegen Pavlik geplatzt

Kelly Pavlik will nun doch nicht gegen Felix Sturm antreten. Der US-Amerikaner hat online bekannt gegeben, es bei seinem Comeback ruhig angehen zu lassen und erstmal zwei bis drei Kämpfe zu bestreiten, bevor er den WBA-Weltmeister im Mittelgewicht herausfordert. Am 5. Mai gegen Alfonso Lopez soll das Comeback über die Bühen gehen.

Der ehemalige Superstar stand zuletzt aufgrund von Alkoholproblemen ein Jahr lang nicht mehr im Ring und machte eine dreimonatige Reha in einer Entzugsklinik. Die Kampfbilanz von "The Ghost" lag bei 36-1 mit 32 K.O.-Siegen, bevor er am 17. April 2010 seine WBC- und WBO-Titel im Mittelgewicht an Sergio Gabriel Martinez verlor.

Mit Suchtproblemen hat Pavlik allerdings bereits seit seinem Triumph gegen Jermain Taylor vor knapp drei Jahren zu kämpfen. Beim WBC wird der aus Youngstown, Ohio stammende 28-Jährige bereits wieder auf Platz eins hinter Sturm geführt und steht im Pound-for-Pound-Ranking auf Rang 25. Mal sehen, ob er über kurz oder lang doch noch mit Sturm in den Ring steigt.

Golovkin stünde bereit

Wie "Figosport" berichtet, gestaltet sich Sturms Gegnersuche derweil problematisch. Ein interessanterer Kontrahent wäre wohl der noch ungeschlagene Gennady Golovkin (20-0, 17 K.O.) - und da der Gute das genauso sieht, lässt er sich auch gleich mal von seinem Manager Oleg Hermann ins Gespräch bringen:

"Es schaut ganz danach aus, dass Felix Schwierigkeiten hat, einen passenden Gegner für den Juni-Kampf zu finden. Klar, ein weiterer Lorenzo oder Hearns wird sich sicherlich finden. So ein Kampf ist aber lächerlich", initiiert Hermann das obligatorische Trash-Talking und gibt Sturm auch im Hinblick auf seinen ursprünglich geplanten nächsten Fight noch einen mit:

"Es ist sehr bemerkenswert, dass Felix gegen jemanden antreten will, der seit einem Jahr nicht mehr geboxt hat und gerade eben aus einer Entzugsklinik kommt. Kelly Pavlik ist ein großer Boxer, braucht aber noch Zeit, um zum früheren Level zurück zu kommen. Was soll so ein Kampf?"

Kein Wunder, dass Golovkins Lager stinkig ist, immerhin ist der Kasache bereit seit einem Jahr Pflichtherausforderer auf Sturms Gürtel. "Wenn er auch nur ein bisschen Stolz hat, dann muss er sich seinem Pflichtherausforderer stellen". Sonst wird er als einer in die Geschichte eingehen, der stets weggelaufen ist", legt Hermann nochmal nach.

Neue Hoffnung auf den Traumfight?

Seit einer gefühlten Ewigkeit wartet die Boxwelt auf den ultimativen Fight zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao. Allein schon aufgrund von "Money" Mayweathers Problemen mit dem Gesetz - sein nächster Gerichtstermin wurde auf den 4. April verschoben - erschien das Ganze bislang aber aussichtslos.

Doch jetzt machen uns ausgerechnet die ewigen Erzrivalen Don King und Bob Arum neue Hoffnung auf ein Happy End der scheinbar endlosen Geschichte: Die beiden Promoter-Ikonen sind nämlich richtig heiß auf das größte Box-Event seit dem legendären "Rumble in the Jungle" zwischen Muhammad Ali und George Foreman aus dem Jahre 1974.

Und um die Sache auf die Beine zu stellen, wollen sie sich direkt beim Klassiker bedienen: Auch dieses Mal soll ein dreitägiges Musik-Festival das Event begleiten. Damals trat unter anderem Funk-Legende James Brown auf, bei der Neuauflage sollen Jay-Z und Mayweather-Buddy 50 Cent zu den Hauptacts zählen.

"Ich wünschte wirklich, dass es klappt", erklärt Arum, "wenn Don und ich diesen Kampf promoten, dann würde man sich noch in 100 Jahren daran erinnern. Wir würden den ganzen Planeten zum Stoppen bringen. All die Kriege und all die Konflikte in der Welt - es würde zumindest einen Waffenstillstand geben."

Auch wenn diese Äußerung möglicherweise leicht überzogen wirkt, eines ist doch klar: Sollten die beiden derzeit besten Pound-for-Pound-Boxer tatsächlich aufeinandertreffen, dann säße jeder vor dem Fernseher und würde mitfiebern. Und wenn sogar King und Arum sich dafür zusammenraufen können, würde es definitiv ein überragendes Spektakel.

Haye schlägt mal wieder (verbal) zu

David Haye kann es einfach nicht lassen: Der angehende Frührentner (laut eigener Aussage ist im Oktober Schluss) hat sich netterweise die Zeit genommen, um zu erklären, wie der Kampf gegen Wladimir Klitschko doch noch zustande kam. Und ein paar Seitenhiebe konnte er sich dabei sensationellerweise nicht verkneifen.

"Ich denke nicht, dass Wladimir wirklich gegen mich kämpfen will. Aber nachdem er den Chisora-Fight ankündigte, haben die Öffentlichkeit und die Presse wohl endlich kapiert, dass er ein Betrüger geworden ist." Der Engländer ist davon überzeugt, dass, hätte Klitscho gegen Derek Chisora geboxt, der Fight zwischen ihm und dem WBO- und IBF-Champ aus der Ukraine niemals zustande gekommen wäre.

Letztlich wäre dem amtierenden WBA-Schwergewichts-Weltmeister herzlich egal gewesen, gegen welchen der Brüder er antritt, denn er ist davon überzeugt, die Beiden völlig durchschaut zu haben: "Witali würde mir wohl etwas agressiver gegenübertreten als Wladimir. Wladimir agiert etwas vorsichtiger, auf Witali müsste ich weniger aufpassen, weil er deutlich häufiger in meine Schläge reinspazieren würde. Allerdings kann er auch mehr einstecken."

Alvarez' "Flitterwochen sind vorbei"

Dass Saul Alvarez das nächste große Ding im Boxsport ist, ist inzwischen kaum noch ein Geheimnis. Mit seinem Sieg gegen Matthew Hatton am 5. März holte sich der gerade mal 20-Jährige nicht nur den WBC-Gürtel im Super-Weltergewicht, sondern zudem auch den Rekord als jüngster Weltmeister aller Zeiten in seiner Gewichtsklasse.

Alvarez begann seine Boxkarriere im Alter von 13 Jahren, seine Bilanz im Profibereich ist verdammt beeindruckend: 36 Siege, davon 26 durch K.o. bei nur einem Unentschieden. Besiegt wurde er bislang noch nicht. Doch das will der WBA-Champ Austin Trout schnellstmöglich ändern.

Der US-Amerikaner ist selbst in 22 Profikämpfen ungeschlagen und hat bereits klargestellt, dass ihm seine "perfekte Bilanz nicht so viel bedeutet, wie den Fans den Kampf zu bieten, den sie sehen wollen." Zuletzt hat Trout am 5. Februar seinen Gürtel in einem einseitigen Kampf ausgerechnet gegen Rigoberto Alvarez verteidigt.

Anschließend schwor "Canelo" Rache für seinen älteren Bruder, was Trout nicht vergessen hat: "Er wollte mir die Tracht Prügel, die ich seinem Bruder verpasst habe, heimzahlen. Er ist ein netter Kerl und ich respektiere, was er für den Boxsport tut... aber die Flitterwochen sind vorbei. Wir sind beide Titelträger und müssen uns beweisen, indem wir gegen ernstzunehmende Gegner kämpfen. Er ist noch nie gegen jemanden angetreten, der so gut ist wie ich."

Bleibt abzuwarten, ob Saul Alvarez Wort hält und die Herausforderung annimmt.

Revanche für Junito?

Keine Frage, Miguel Angel Cotto ist ein harter Hund. Der amtierende WBA-Champ und Führende im Ranking des Super-Weltergewichts steht derzeit im Pound-for-Pound-Ranking auf Platz 17. Erst zwei Niederlagen musste der Puerto Ricaner in seiner Karriere hinnehmen (bei 36 Siegen): Die eine gegen Superstar Manny "Pacman" Pacquiao, und die andere gegen seinen voraussichtlich nächsten Gegner - Antonio Margarito (38-7).

Junito hatte soeben den 38-jährigen Ricardo Mayorga mit einer deftigen Abreibung in Rente geschickt und begab sich zur anschließenden Pressekonferenz, als sein Promotor Bob Arum Margarito aus dem Hut zauberte. Dieser bot Cotto auf der Bühne den Handshake an, aber mit herzlich wenig Erfolg. Stattdessen setzte es ein Starren, das der Formulierung "Wenn Blicke töten könnten..." alle Ehre machte.

"Ich bin hergekommen, um den Kampf zu genießen", erklärte Margarito, der laut Arum "rein zufällig" zugegen war, setzte aber gleich hinzu: "Wenn sich die Möglichkeit ergibt, gegen Cotto zu kämpfen, dann bin ich bereit." Und die Zufälle hörten nicht auf - als nächstes präsentierte Arum einen fast fixen Termin für den Fight im Juli, Schauplatz soll entweder New Jersey oder Las Vegas werden.

Cottos Reaktion fiel so aus, wie man es von dem 30-Jährigen erwartet - eiskalt: "Ob der Kampf stattfindet, liegt nicht in meinen Händen. Dafür habe ich einen Promoter. Ich folge seinen Entscheidungen." Heißt im Klartext: Wenn Margarito nicht kneift, steigt der Rückkampf, und Cotto ist bereit. Wie immer.

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