Haye: "Diesmal sind wir nah dran"

Von Maurice Kneisel
Pflichtverteidigung oder das große Geld: Haye kämpft im Sommer gegen Tschagajew oder Klitschko
© Getty

David Haye peilt nun doch ein Duell mit Wladimir Klitschko an. Koki Kameda will gegen den neuen philippinischen Superstar Nonito Donaire Geschichte schreiben, Juanma Lopez hält das selbsternannte Monster derweil lieber verbal auf Distanz. Felix Sturm plant einen deutschen Traumkampf, hinsichtlich der Ursache für Sebastian Sylvesters Schlafkrankheit wird weiter munter um die Wette geraten. Ring frei für die Boxer-Shorts.

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Haye nun doch gegen Klitschko?

David Haye macht sich nicht nur bei den Klitschkos regelmäßig unbeliebt, auch Ruslan Tschagajev hat den Engländer gefressen. Als pflichtmäßiger Herausforderer auf den WBA-Schwergewichtstitel sieht sich der Usbeke als nächster Gegner von Haye, wartet aber weiterhin auf seine Chance.

"Ich habe bislang noch nichts von Team Haye gehört", so Tschagajev, der davon ausgeht, aufgrund seiner früheren Hepatitis-B-Erkrankung vom englischen Verband übergangen zu werden. "Sollte das Vereinigte Königreich wegfallen, dann kämpfe ich halt woanders gegen Haye - sogar in Honduras."

Gegenüber der "BBC" erklärte der Engländer nun tatsächlich, dass der für Mai angedachte Kampf gegen Tschagajew ausfalle. "Ich bin der pflichtmäßige Herausforderer, und David Haye muss gegen mich kämpfen", ist Tschagajew wütend. "Stattdessen redet er davon, im Sommer gegen die Klitschkos anzutreten. Er kann mich soviel ignorieren, wie er will, aber wenn alles korrekt abläuft, tritt er im Mai gegen mich an."

Aber was läuft im Boxen schon korrekt ab? Haye jedenfalls träumt weiter von einem Kampf gegen Wladimir Klitschko: "Ich glaube, dass wir diesmal nah dran. Wir sind bereit, den Kampf zu machen. In ein paar Tagen werden wir mehr wissen."

Premiere in Japan

Es kommt nicht gerade häufig vor, dass ein Boxer mit dem Stellenwert eines Fernando Montiel (44-3-2), bis zum 19. Februar immerhin noch WBC- und WBO-Champion im Bantamgewicht, in der zweiten Runde mal eben so ausgeknockt wird. Vor allem nicht, da es Montiels erste K.O.-Niederlage überhaupt war.

Kein Wunder also, dass Nonito Donaire (26-1-0), dem dieses Kunststück gelang, aktuell in aller Munde ist. Der 28-Jährige ist derzeit neben Superstar Manny "Pac-Man" Pacquiao der heißeste Kämpfer von den Philippinen und gilt als neuer Shootingstar. Und das haben nicht nur die Fans und Journalisten gemerkt, sondern auch seine Gegner.

Der in Talibon geborene Doppel-Titelträger wurde vom WBA-Champ Koki Kameda, der in seiner Karriere bei 25 Siegen selbst erst eine Niederlage einstecken musste, gefordert. Schauplatz soll das Kameda-Festival Ende des Jahres sein. "Der Hauptkampf sollte unser Vereinigungskampf werden", hofft der Gastgeber.

Das Besondere an der Geschichte: Bislang hat die japanische Box-Kommission JBC keine Herausforderungen japanischer Boxer um WBO- oder IBF-Titel akzeptiert. Kameda stellt derweil klar: "Ich werde jederzeit gegen Donaire kämpfen".

Warnung an den Shootingstar

Während Koki Kameda ganz heiß drauf ist, gegen den 28-jährigen Donaire zu boxen, will ein anderer ihn sich wohl vom Hals halten: Der amtierende Federgewichts-Champion Juan Manuel Lopez, der bei Donaires Sieg in Las Vegas am Ring saß, hat erklärt, dass der Filipino sich besser aus seiner Gewichtsklasse fern halten sollte.

Juanma hat sämtliche seiner 30 Profikämpfe gewonnen, 27 davon durch K.O. Im Pound-for-Pound-Ranking steht er derzeit vor großen Namen wie David Haye, Felix Sturm und Carl Froch auf Platz elf.

"In seiner Klasse sollte er momentan ohne Probleme dominieren, aber für das Federgewicht ist er derzeit noch nicht bereit", meint der Puerto Ricaner, "nicht nur ich wäre zuviel für ihn, sondern auch Yuriorkis Gamboa und Orlando Salido. Ablehnen würde ich einen Kampf gegen ihn natürlich nicht, aber derzeit ist es dafür noch zu früh."

Zbik der nächste auf Sturms Liste

Man kann Felix Sturm wahrlich nicht vorwerfen, dass er kein Fighting Champ ist: Gerade erst hat er seinen WBA-Weltmeistertitel im Mittelgewicht gegen Ronald Hears verteidigt, da plant er schon den nächsten großen Kampf. Sein Wunschgegner ist ein Landsmann, nämlich der noch ungeschlagene WBC-Champ Sebastian Zbik.

"Das wäre ein Kampf, der in Deutschland Geschichte schreiben würde, eine Titelvereinigung zweier deutscher Boxer ist etwas ganz Besonderes. Es wäre für uns beide ein fantastischer Kampf und eine tolle Chance für Universum, um wieder Fuß zu fassen. Vielleicht können wir innerhalb der nächsten 14 Tage schon einen Abschluss vermelden", hofft der Leverkusener.

Seine Pflichtverteidigung gegen den regulären WBA-Weltmeister Gennady Golovkin, derzeit auf Rang 14 im Mittelgewicht rangierend, soll derweil noch warten. Steigen muss der Kampf spätestens im Dezember 2012. Auch für Zbik hätte der Traumfight absolute Priorität:

"Ich würde ihn sofort machen und mich riesig freuen, wenn es klappt. Felix ist mein Wunschgegner, und ich rechne mir gegen ihn durchaus Chancen aus. Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, was den Kampf noch verhindern könnte. Beide wollen ihn, es gibt einen TV-Sender, der übertragen würde, und es ist ein Kampf, der in Deutschland sicherlich alle Boxfans interessiert. Also: Ich bin bereit."

Zeckenbiss bei Sylvester?

Am 22. Januar musste IBF-Mittelgewichts-Weltmeister Sebastian Sylvester seine Titelverteidigung aufgrund einer vermeintlichen Viruserkrankung absagen. Seitdem ranken sich zahlreiche Gerüchte darum, was der Greifswalder denn nun genau hat. Eine Blutuntersuchung brachte auch keine neuen Erkenntnisse.

Nach "Bild"-Informationen könnten ein Zeckenbiss oder gar ein handfester Burnout für die ständige Müdigkeit Sylvesters verantwortlich sein. Nach einem Erholungsurlaub in der Schweiz soll er behutsam wieder aufgebaut werden. Sein nächster WM-Kampf ist laut Trainer Karsten Röwer für Juni geplant.

Schießerei in Werkstatt

Eine sehr unschöne Meldung gibt es zu einem früheren Gegner von Sebastian Sylvester: Peter Mitrevski Jr, derzeit auf Platz 167 im Mittelgewichts-Ranking, wurde unlängst angeschossen. Der Australier befand sich in einer Autowerkstatt in Marrickville, Sydney, als der Täter nach einem Streit seine Waffe zückte und sie wiederholt in Richtung des Boxers abfeuerte.

Der Sohn des früheren dreifachen Champions Peter Mitrevski Sr. wurde dabei in den Oberschenkel getroffen. Laut Polizeiinformation sind die Verletzungen aber nicht lebensbedrohlich und er befindet sich in stabilem Zustand.

Am 16. Dezember 2006 war das Opfer, dessen Spitzname "Baby" lautet, im bayerischen Kempten gegen Sylvester um den WBA-Interkontinental-Mittelgewichts-Gürtel in den Ring gestiegen. Er unterlag dem Greifswalder durch technischen K.O. in der achten Runde.

Vargas-Comeback vertagt

Auch der ehemalige zweifache Junior-Mittelgewichts-Champ Fernando Vargas muss einen Kampf absagen, und zwar seinen ersten Fight seit über drei Jahren am 16. April gegen Henry Buchanan. Grund dafür sind laut Promoter Roy Englebrecht eine Lungenentzündung und Bronchitis.

Eine Entscheidung über die Neuansetzung des Comebacks soll am 1. März erfolgen. Nach zwei K.O.-Niederlagen gegen Shane Mosley sowie einem verlorenenen Zwölf-Runden-Kampf gegen Ricardo Mayorga hatte Vargas sich im November 2007 aus dem aktiven Boxsport zurück gezogen.

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