Peter hat nicht den Hauch einer Chance

Von SPOX
Wladimir Klitschko schlug Samuel Peter in der zehnten Runde K.o.
© Getty

Schwergewichts-Weltmeister Wladimir Klitschko hat seine drei WM-Titel erfolgreich verteidigt. Der 34 Jahre alte Box-Champion der Verbände IBF, WBO und IBO besiegte am Samstagabend vor rund 40.000 Zuschauern in der Frankfurter Fußball-Arena den völlig überforderten Nigerianer Samuel Peter durch K.o. nach 1:22 Minuten in der 10. Runde.

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Für den zwei Meter großen Ukrainer war es der 18. WM-Kampf und der 55. Sieg seiner Karriere bei nur drei Niederlagen. 49 seiner Fights gewann Klitschko vorzeitig.

"Ich musste gegen so einen Boxer wie Peter aggressiv rangehen, das ist mir ganz gut gelungen. Ich habe alles getan für diesen Sieg", sagte Klitschko, der seinem Gegner trotz des einseitigen Fights Respekt zollte: "Er hat wahnsinnig viel eingesteckt und nie aufgegeben."

Danach bedankte sich der alte und neue Weltmeister bei den Fans: "Heute Nacht wird nicht geschlafen, mit so einem tollen Publikum wird jetzt weitergefeiert."

Der 112 kg schwere Klitschko und sein 2,5 kg leichterer Kontrahent trafen zum zweiten Mal aufeinander. Vor fünf Jahren in Atlantic City musste Klitschko dreimal zu Boden, stand am Rande einer Niederlage, gewann am Ende aber nach Punkten.

Der 30 Jahre alte Peter, der von 2006 bis 2008 WBC-Weltmeister war, bevor er nach einer enttäuschenden Leistung von Witali Klitschko entthront wurde, bezog im 35. Kampf seine vierte Niederlage.

Der Afrikaner war als Ersatz für den russischen Pflichtherausforderer Alexander Powetkin eingesprungen, der den vorgelegten Kampfvertrag nicht unterschreiben wollte. Deshalb war ihm von der IBF der Status als Nummer eins aberkannt worden.

Der WM-Kampf im LIVE-TICKER zum Nachlesen

1. Runde: Peter versucht, aktiv in den Kampf zu gehen, macht viele Tauchbewegungen. Klitschko verhält sich abwartend, er muss sich erst wieder an den Würgestil von Peter gewöhnen. Der Nigerianer ist kein begnadeter Techniker, das wird hier schnell wieder deutlich.

2. Runde: Peters Coach Sanchez murmelte in der Ringpause etwas von "Beständigkeit und Beweglichkeit." Guter rechter Haken von Klitschko an Peters rechte Schläfe. Immer wieder duckt sich Peter, um Schläge auf den Hinterkopf zu provozieren. Klitschko trifft gut - ist der Kampf etwa schon sehr bald zu Ende?

3. Runde: Klitschko nahm sich am Ende der zweiten Runde etwas zurück, einen zu schnellen Sieg wollen schließlich auch die Fans nicht. Aber das scheint eine klare Sache bisher für den Titelverteidiger zu sein. Noch nicht viel zu sehen vom "neuen" Peter. Der Nigerianer arbeitet zu wenig mit der Führhand und trifft kaum mit der Schlaghand. Klitschko wirkt sehr gelassen - er wird ja auch kaum gefordert. Peters Schläge landen immer wieder in Klitschkos Deckung. Ringrichter Byrd geht konsequent dazwischen, wenn beide Kämpfer anfangen zu klammern.

4. Runde: Klitschkos Rechte kommt erneut gut durch. Der Ukrainer dominiert den Fight nach wie vor von der Ringmitte. Unspektakuläre Runde bisher. Byrd ermahnt nun auch beide, mehr zu boxen und weniger zu schieben. Dennoch wird es keine sehr ansehnliche Runde mehr.

5. Runde: Sanchez wird nun mit seinem Schützling ungeduldig. "Du musst dich mehr bewegen. Erinnere dich daran, was wir trainiert haben", ermahnt er Peter. Der gibt sich Mühe, aber sauberer wird der Fight dadurch nicht. Geboxt wird recht wenig, schieben trifft es mehr. Peter zielt fast immer auf den Kopf, selten auf den Körper. Annähernd gefährlich wird er Dr. Steelhammer derzeit sowieso nicht, denn der Ukrainer ist der Chef im Ring.

6. Runde: Ringrichter Byrd hat einiges damit zu tun, die Boxer immer wieder vom Klammern abzuhalten. Wieder ein schöner rechter Haken von Klitschko. Er kommt oft, viel zu oft, durch. Sein Bruder Witali ruft unaufhörlich Anweisungen in den Ring rein. Sorgen machen muss er sich um seinen Bruder allerdings nicht. Eigentlich kann Peter nur ein Lucky Punch retten, denn nach Punkten ist der Sieg bisher eine sichere Sache für den Titelverteidiger. Aktiv ist Peter durchaus, doch seine Angriffe kommen viel zu inkonsequent. Und zu berechenbar. Er ist nicht der variabelste Boxer auf diesem Planeten.

7. Runde: Peter muss mehr tun, das ist klar. Klitschko versucht nun, die Distanz zu verkürzen. Selbst wenn ein K.o. nicht zu planen ist - Klitschko will seine Fans natürlich mit einem vorzeitigen Sieg beschenken. Samuel Peter muss nun in die Ecke, um das Tape wieder am Handschuhe zu befestigen. Vorhin hat er schon seinen Mundschutz vergessen. Alles wenig professionell. Und irgendwie auch nicht wirklich einem WM-Kampf würdig. Da muss Peter die linke Führhand einstecken, die saß. Also, von einem "wieder auferstandenen Peter", wie er es selbst bezeichnete, hatte man sich mehr erwartet.

8. Runde: Coach Sanchez sagte in der Ringpause: "Wenn du nicht mehr machst, breche ich den Kampf ab." Wir erinnern uns - das hat Sanchez schon einmal gemacht: 2008 im Kampf gegen Witali Klitschko, als Peter ebenso chancenlos war. Klitschko selbst trifft nicht immer, aber Chancen hat er schließlich mehr als genug. Peter wird erneut von Byrd ermahnt, nicht so tief abzuducken. Wenn es so weiter geht, wird ihm bald ein Punkt abgezogen. Nicht, dass das noch eine Rolle spielt.

9. Runde: Sanchez fragt Peter: "Willst du noch weitermachen?" Er sagt ja. Also weiter geht's mit dem Grauen. Der Kampf macht wirklich keinen Spaß. Klitschko geht nun immer öfter in die Infight-Distanz, geht mehr Risiko. Peter schlägt völlig unüberlegte Schwinger - er macht mittlerweile einen sehr verzweifelten Eindruck. Das Ganze ist mehr Ringen als Boxen. Schade um den Kampf. Das Publikum skandiert derweil unverdrossen "Klitschko, Klitschko".

10. Runde: Klitschko versucht es nun mit der linken Führhand. Peter versucht, sich auf den Beinen zu halten, das Publikum spürt: Der K.o. ist nah.- Peter ist angeschlagen, fällt um wie ein Baum. Byrd kniet sich nieder, doch er muss Peter gar nciht anzählen, denn Sanchez schreit: "Der Kampf ist aus." Peter liegt noch immer auf dem Boden, wirkt enorm benommen. Sanchez versucht, ihm wieder auf die Beine zu helfen. Und schon sind die Ringärzte bei ihm, denn das war ein schwerer K.o. Klitschko wird derweil von seinem Lager bejubelt. Klitschko hat den K.o. mit viel Geduld herausgeboxt: Eine Serie von harten und präzisen Schlägen hat ihm den Garaus gemacht. Immer wieder traf in dieser zehnten Runde seine harte Rechte direkt die Schläfe des Nigerianers.