Klitschko hinterlässt eine Schwergewichts-Wüste

SID
Witali Klitschko feierte den 40. Sieg seiner Karriere
© Getty

Witali Klitschko ist nach dem Sieg durch technischen K.o. gegen Albert Sosnowski so gut wie konkurrenzlos. "Ich habe gezeigt, dass ich der Stärkste der Welt bin", sagte der Ukrainer.

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Neuneinhalb Runden genoss Witali Klitschko die neue Erfahrung, dann verwandelte der betagte K.o.-König die Schalker Arena fast programmgemäß in ein Tollhaus.

Der 38 Jahre alte WBC-Weltmeister aller Klassen stoppte den tapferen, aber chancenlosen Europameister Albert Sosnowski am Samstag mit einer kapitalen Links-rechts-Kombination in der zehnten Runde und wurde bei seinem ersten Stadion-Auftritt von den 46.000 Fans frenetisch gefeiert.

"Der Stärkste der Welt"

"Ich freue mich riesig, ein Traum ist wahr geworden", sagte Politiker Klitschko und fuhr mit breiter Brust fort: "Ich habe gezeigt, dass ich der Stärkste der Welt bin. Es gibt keinen, der mir den Gürtel wegnehmen kann. Und das werde ich weiter beweisen."

Der Doktor der Sportwissenschaft hat auch gezeigt, dass das Schwergewicht weltweit eine Wüste ist. Eine Szene wie in den goldenen 70er Jahren mit Kontrahenten und Rivalen wie Muhammad Ali, George Foreman, Joe Frazier oder Ken Norton gibt es schon lange nicht mehr.

Haye, Walujew oder Powetkin?

Witali hätte nur einen - seinen Bruder. Nach der kecken Frage aus dem Auditorium, ob Zweifach-Weltmeister Wladimir ihn nicht gefährden könne, blickte sich der WBC-Champ um und rief "Wladimir" ins Mikro. Der war nicht anwesend. "Mein Bruder ist nicht da, dann kann ich sagen, dass ich der Stärkste der Welt bin", sagte Witali Klitschko mit einem Schmunzeln.

Die Brüder werden nie gegeneinander boxen, das haben sie mehrmals betont. Was kommt also? WBA-Weltmeister David Haye oder Schwergewichts-Riese Nikolaj Walujew wären zumindest aus Vermarktungssicht nach wie vor potenzielle Kandidaten, doch bei denen hat mittlerweile Don King das Sagen.

"Im Moment hat er noch irreale Vorstellungen", sagte Klitschko-Manager Bernd Bönte zu ersten Gesprächen. Alexander Powetkin sei auch weiterhin ein Thema, aber qualitativ derzeit auch eher Mittelklasse.

Ringrichter bricht den Kampf ab

Also muss man Kaliber wie Sosnowski nehmen, die man dann verbal aufpumpt. "Ich habe in seinen Augen gesehen, dass er wollte", sagte Witali, und sein Trainer Fritz Sdunek traf die eigenwillige Feststellung: "Die Statur, die Nackenmuskulatur und die Form des Kopfes zeigten uns, dass er was wegstecken kann."

Das konnte der 31-Jährige. Aber als der Weltmeister die ersten Pfiffe aus dem Publikum vernahm und endlich die rechte Schlaghand einsetzte, ging Sosnowski zu Boden und wurde von Ringrichter Jay Nady (USA) vor weiterer Bestrafung bewahrt.

"Ich hätte schon noch weitergekämpft, aber so ein erfahrener Gegner hätte trotzdem gesiegt. Aber ich hätte mich erhoben. Ich bin froh, dass ich Witali die Stirn bieten konnte", sagte Sosnowski.

Maske ist zuversichtlich

Das reicht dann offenbar, auch den Zuschauern - zumindest, wenn das Ende spektakulär ist. "Die Klitschkos sind die Besten, weil nichts anderes da ist. Sie sind eben genau zum richtigen Zeitpunkt Weltmeister", sagte Matchmaker Jean-Marcel Nartz, der in den goldenen 90ern in Deutschland Henry Maske begleitet hatte.

Ob man angesichts dieser Aussichten weiterhin die Stadien vollkriegt, sei dahingestellt. "Man hat schon vor zwei Jahren gefragt: Geht das so weiter? Und es ging weiter. Trotz aller Unkenrufe", sagte "Gentleman" Maske.

Der ehemalige Halbschwergewichts-Champion sieht angesichts der Konkurrenz auch noch kein Ende für die Brüder. "Witali und Wladimir brauchen Gegner, die ihnen zeigen, dass sie aufhören müssen. Und die gibt es nicht", sagte Maske.

Witali erhält Bundesverdienstkreuz

Witali, dem am Donnerstag wegen seiner Verdienste um die deutsch-ukrainischen Beziehungen in Kiew das Bundesverdienstkreuz verliehen wird, will auf jeden Fall weitermachen.

"Ich hatte keine Schmerzen in den zehn Runden. Ich werde das nun ein paar Tage genießen, aber dann muss ich wieder an die Arbeit. Keiner ist perfekt. Wenn man Erfolg in Sport und Politik haben will, muss man weiter arbeiten", sagte er.

Klitschko sieht durch technischen K.o.