"Ich bin besser als Muhammad Ali"

Von Bärbel Mees
Floyd Mayweather hat in 40 Kämpfen noch nie verloren
© Getty

Am Samstagabend trifft Floyd Mayweather Jr. im MGM Grand in Las Vegas auf Shane Mosley. Es geht um den WBA-Titel im Weltergewicht und zugleich um soviel mehr: Mayweather will mit seinem Namen Geld machen. Mosley will zeigen, dass er der Bessere ist - obwohl eigentlich alles gegen ihn spricht.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Eigentlich hätte der Kampf zwischen Floyd Mayweather Jr. und Shane Mosley gar nicht stattfinden sollen. Mayweather vs. Manny Pacquiao und Mosley vs. Andre Berto hießen die ursprünglichen Paarungen.

Doch dann weigerte sich Pacquiao, sein Blut auf Doping untersuchen zu lassen und der gebürtige Haitianer Berto sagte den Fight gegen Mosley ab, da Anfang des Jahres acht seiner Familienmitglieder beim Erdbeben ums Leben gekommen waren.

Nun also Mayweather gegen Mosley - und fast jeder rechnet mit einem Sieg des Pretty Boys Mayweather. Warum? Weil er alle Vorteile auf seiner Seite hat: Er hat eine makellose Kampfbilanz von 40 Siegen bei keiner Niederlage, ist einer der besten Defensivkämpfer aller Zeiten, trainiert bis zum Umfallen, hat extrem schnelle Hände, eine sehr gute Beinarbeit, das Auge für die perfekte Distanz und das Feeling für den richtigen Moment. Und er ist selbstbewusst.

"Mayweather ist der Beste"

"Was macht Ali und Robinson besser als mich? Muhammad Ali ist ein höllisch guter Kämpfer, aber Mayweather ist der Beste. Sugar Ray Robinson ist ein höllisch guter Kämpfer, aber Mayweather ist der Beste", tönt er vor dem Kampf.

Und Mosley? Auch er ist nicht irgendwer. Weltmeistertitel in drei verschiedenen Gewichtsklassen, ein großartiger Athlet - und doch ist er nicht mit den Fähigkeiten und Reflexen eines Mayweathers gesegnet.

Warum Sugar trotzdem gegen ihn in den Ring steigt? Weil es um seinen WBA-Titel geht - und weil er zeigen will, dass er gegen Mayweather bestehen kann.

"Es ist lange her, seit ich die Chance hatte, der Welt zu beweisen, dass ich der beste Kämpfer bin. Das ist alles, was ich will: Zeigen, dass ich der Beste bin. Vor Mayweather ziehe ich meinen Hut, denn ich hätte nie gedacht, dass einer dieser Top-Fighter mit mir kämpfen würde", beschreibt Mosley seine Beweggründe für den Fight.

Ein Sieg Mosleys? Unwahrscheinlich!

Und auch wenn ein Sieg von Sugar nicht sehr wahrscheinlich ist - unmöglich ist es trotzdem nicht, denn Mosley ist zäh, hat ein hartes Kinn und wird versuchen, aus den unmöglichsten Winkeln zu treffen, um Mayweathers Kontern die Power zu nehmen. Und er hat einen Punch, der sich gewaschen hat - seine K.o.-Quote: 75 Prozent.

Schon zu Beginn seiner Profikarriere fegt Mosley seine Gegner aus dem Ring. 23 Mal in Folge gewinnt er, nur einmal muss er über die volle Distanz gehen. Trotzdem bekommt Mosley erst vier Jahre später seine erste WM-Chance. Und er nutzt sie: Er nimmt Philip Holiday den IBF-Titel im Leichtgewicht ab und verteidigt ihn achtmal, immer durch K.o.

2000 gehen ihm die Gegner aus, er steigt ins Weltergewicht auf. Nach zwei Kämpfen trifft er auf Oscar de la Hoya und besiegt ihn - doch dem Fernsehsender HBO reicht das nicht. Der fordert Vernon Forrest als nächsten Gegner für Mosley. Gegen ihn hat Sugar bereits zu Amateurzeiten verloren. Und er unterliegt wieder, auch im Rückkampf.

Licht und Schatten

Die Niederlagen werfen den erfolgsverwöhnten Amerikaner aus der Spur, dahin ist die Selbstsicherheit. Zwar gewinnt Mosley 2003 im Halbmittelgewicht erneut gegen de la Hoya, doch verliert er anschließend gegen Winky Wright - zweimal.

Seine Karriere bleibt eine Achterbahnfahrt: Sieg über Fernando Vargas, Niederlage gegen Miguel Angel Cotto, Sieg über Antonio Margarito. Von ihm schnappt er sich überraschend den WBA-Titel.

Trotzdem: Licht und Schatten wechseln sich ab. Mosley muss sich mit Dopingvorwürfen auseinandersetzen. Er gibt zu, während seiner Vorbereitung auf den De-la-Hoya-Kampf Designer-Steroide eingenommen und sich EPO gespritzt zu haben - im Glauben, es seien legale Vitaminpräparate. Im Dezember 2008 leitet die WBC eine Untersuchung der Vorwürfe ein. Konsequenzen? Bisher keine.

Mayweathers Bilderbuchkarriere

Mosley ist beileibe kein Nobody - aber ob es gegen Mayweather reicht, der von vielen für den derzeit besten Boxer weltweit gehalten wird, ist fraglich. Im Pound-for-Pound-Ranking wird Mayweather hinter Pacquiao auf Platz zwei geführt. Seine sportliche Laufbahn? Eine Bilderbuch-Karriere.

Schon zu Amateurzeiten hat Mayweather eine beeindruckende Bilanz: Von 90 Kämpfen verliert er nur sechs. Er wird US-amerikanischer Meister, holt 1996 bei Olympia in Atlanta Bronze. Seine erste WM-Chance im Profigeschäft nutzt er: In der achten Runde wirft der Trainer von Genaro Hernandez, dem damals besten Superfedergewichtler, das Handtuch. Zu überlegen ist Mayweather.

Keiner kann ihm wirklich gefährlich werden, keiner bringt ihn zum Wackeln. Mayweather arbeitet sich durch die Gewichtsklassen, besiegt Arturo Gatti, Zab Judah und Carlos Manuel Baldomir.

Sechs Titel in fünf Gewichtsklassen

Im Mai 2007 trifft der Pretty Boy im Halbmittelgewicht auf De la Hoya. Er gewinnt nach Punkten und wird in der fünften Gewichtsklasse Weltmeister. Nach dem Sieg beendet er seine Karriere. Ihm fehlt der Anreiz, weiterzumachen. Nach sechs Weltmeistertiteln in fünf Gewichtsklassen müsse er niemandem mehr etwas beweisen, sagt er.

Überrascht ist keiner, es hatte sich seit Monaten angekündigt. Doch jeder rechnet mit einem Rücktritt vom Rücktritt. Und so ist es auch: Nur sieben Monate später steht Mayweather wieder im Ring und macht das, was er am besten kann: Boxen.

Es geht um Mayweathers WBC-Titel im Weltergewicht und ihm gegenüber steht Ricky Hatton, gerade eben erst aus dem Halbweltergewicht aufgestiegen und ungeschlagen. Doch auch er kann Mayweather nichts entgegensetzen. In der zehnten Runde geht Hatton zu Boden.

"Ich bin der, der die Kohle macht, Baby"

Im Juni 2008 verkündet Mayweather erneut seinen Rücktritt.

Der geplante Rückkampf gegen De la Hoya fällt dadurch ins Wasser. Doch auch diese Entscheidung ist nicht von Dauer.

Im September 2009 tritt Mayweather gegen Juan Manuel Marquez an, den amtierenden Leichtgewichts-Weltmeister der WBA und WBO. Er gewinnt einstimmig nach Punkten.

Jetzt also der Kampf gegen Mosley. "Ich glaube einfach, dass Shane Mosley verzweifelt ist und daher keine andere Wahl hat, als gegen mich zu kämpfen. Seine Karriere neigt sich dem Ende zu und bevor er abtritt, braucht er noch mal einen großen Zahltag. Ich spreche nicht gerne über persönliche Angelegenheiten anderer Leute, da das deren Sache ist. Aber Shane hatte gerade erst eine Scheidung und manchmal kann so etwas sehr anstrengend sein und eine Menge Zeit kosten", sagt Mayweather.

Und er fügt an: "Die Sache ist die: Er mag vielleicht der Weltmeister sein, aber wir wissen alle, dass Gürtel nur Staubfänger sind. Ich hingegen bin der, der die Kohle macht, Baby."

Alle Highlights im Überblick