Albas großer Kampf wird nicht belohnt

Der FC Barcelona konnte sich in einem Krimi für die Hinspielpleite gegen Alba Berlin revanchieren
© getty

Alba Berlin zeigt beim FC Barcelona ohne die verletzten Cliff Hammonds und Jamel McLean eine überragende kämpferische Leistung. In der Turkish Airlines Euroleague gewinnen die Katalanen letztlich trotzdem mit 92:82, weil den Berlinern in der Verlängerung die Puste ausgeht.

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Die Partie begann äußerst durchwachsen, da beide Teams im Angriff zunächst eher holprig agierten und kaum brauchbare Würfe kreieren konnten. Insbesondere die Gastgeber wirkten müde. Erst im zweiten Viertel legte das Niveau etwas zu, vor allem weil Barca nun bessere Entscheidungen in der Offense traf. Kurz vor der Pause zogen die Katalanen mit einem kleinen Run leicht davon und gingen mit einer 40:32-Führung in die Kabine.

Im dritten Viertel ging Barca dann mit bis zu 17 Zählern in Führung und schien das Spiel komplett unter Kontrolle zu haben. Doch Alba gab sich nicht geschlagen, zeigte Zähne und kämpfte sich Stück für Stück zurück in die Partie - am Ende forcierte ein Treffer von Leon Radosevic 2,6 Sekunden vor Schluss die Overtime.

Dort lief dann jedoch alles für Barca. Allein Juan Carlos Navarro machte in der Verlängerung 7 seiner 13 Punkte und brachte die Partie mit seiner Abgezocktheit außer Reichweite. Nach dem tollen Comeback im vierten Viertel gelangen den Berlinern nur noch 5 Punkte. Durch den Sieg steht Barca nun bei einer Bilanz von 5 Siegen und 3 Niederlagen (Platz 4), bei den Berlinern ist es genau anders herum (Platz 5).

Topscorer der Partie waren Alex Renfroe und Reggie Redding mit jeweils 20 Punkten. Renfroe verteilte zudem auch 7 Assists und schnappte sich 6 Rebounds. Leon Radosevic kam auf 19 Zähler und 7 Rebounds. Bei Barcelona war Justin Doellman mit 17 Punkten der beste Punktesammler, während Nationalspieler Tibor Pleiß in 8 Minuten Spielzeit ohne Punkt blieb.

Die Reaktionen:

Juan Carlos Navarro (Barcelona): "Alba ist ein physisches Team, das niemals aufgibt. Wir haben im letzten Viertel aufgehört zu spielen, während sie einen Wurf nach dem anderen versenkt haben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Xavi Pascual beginnt heute mit Brad Oleson, Tomas Satoransky, Deshaun Thompson, Justin Doellman und Ante Tomic. Sasa Obradovic muss aufgrund der vielen Ausfälle mächtig umbauen. Die Starting Five besteht heute aus Alex Renfroe, Reggie Redding, Alex King, Marko Banic und Leon Radosevic.

5.: Huertas hat seinen Job als Starter verloren, offenbar motiviert ihn das aber extrem. Gerade eingewechselt, schließt er erst selbst aus der Mitteldistanz ab und spielt dann Tomic schön für den Layup frei. 8:4 für Barca.

10.: Das ist nicht unbedingt der Beginn, den sich Pleiß vorgestellt hat. Eingewechselt, dreieinhalb Minuten gespielt, 3 Fouls gesammelt, wieder raus. Akeem Vargas trifft beide Freiwürfe und bringt die Berliner mit 12:10 in Führung.

13.: Schöner Angriff von Alba. Radosevic hat den Ball an der Birne, Renfroe geht Backdoor und bekommt einen einfachen Leger von seinem Center serviert. Einen Angriff später legt Renfroe per Floater nach. 18:16 Alba.

14.: So schnell geht es wieder hin und her. Dreier durch Abrines, dann verliert Giffey den Ball - und Doellman darf den Fastbreak per Dunk abschließen. 23:18 Barca, Obradovic nimmt die Auszeit.

20.: Zum Abschluss der Halbzeit zeigt Barca wohl seinen besten Angriff der Halbzeit. Abrines wird kurz vor Ablauf der Uhr an der Dreierlinie freigespielt und steigt hoch, die Defense rennt auf ihn zu. Doch der Swingman bedient im Sprung Tomic, der unterm Korb keine Probleme hat. 40:32 für die Katalanen zur Halbzeit.

22.: Alba muss sich jetzt in Acht nehmen. Tomic macht nahezu ungehindert 4 Punkte in Serie, schon führt Barca mit 12. Obradovic nimmt wieder eine Auszeit.

30.: Wohlfarth-Bottermann versucht sein Team nochmal aufzurütteln. Zwei Schüsse blockt der Center weg, dann beendet er den Durchgang mit schönem Hookshot gegen Lampe. 59:46 für Barca.

34.: So, Berlin ist dran! Ein Layup von Radosevic bringt Alba erstmals seit langem wieder auf unter 10 Punkte Rückstand. Kommt jetzt nochmal ein Comeback?

38.: Überragend, dieser Renfroe! Nach dem Steal zieht er durch, geht mit Dampf zum Korb und wird beim Leger noch von Tomic gefoult. Der Freiwurf sitzt - und schon sind es nur noch 5 Zähler!

40.: Bam! Nachdem Satoransky einen Freiwurf verfehlt, spielt Renfroe King an der Dreierlinie frei - und der drückt ihn rein. Ein Punkt Rückstand, aber Navarro versenkt eiskalt die nächsten Freiwürfe - und dann trifft Redding den nächsten Dreier! 12 Sekunden vor Schluss geht Doellman wieder an die Linie und trifft beide. Radosevic gleicht 2,6 Sekunden vor Schluss wieder aus - und Satoransky verfehlt den Verzweiflungswurf. Overtime!

45.: Bitter. In der Verlängerung schraubt Barca die defensive Intensität deutlich hoch und erlaubt den Berlinern keinen einzigen vernünftigen Wurf mehr. Minutenlang bleiben sie ohne Punkt, während Doellman, Tomic und Navarro die Partie außer Reichweite bringen. Schade! Hier war definitiv mehr drin.

Barcelona vs. Alba: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Alex Renfroe war an diesem Tag der mit Abstand auffälligste Mann auf dem Court. Nach seiner Sperre in der BBL wollte sich der Guard womöglich rehabilitieren, in jedem Fall zeigte er Herz und kämpfte um jeden Ball. Am Ende war er nicht nur Topscorer - er verteilte auch noch die meisten Assists und schnappte sich als Point Guard zudem 6 Rebounds. Sieg oder Niederlage; das war eine überragende Vorstellung von Renfroe.

Der Flop des Spiels: Tibor Pleiß legte erneut eine ziemlich unglückliche Vorstellung hin. Da Pascual zu Beginn nicht zufrieden mit Tomic' Vorstellung war, ließ er den Deutschen ganz früh reinkommen - doch der konnte die Gelegenheit nicht nutzen. Nach dreieinhalb Minuten wurde er schon wieder runtergenommen, da er außer 3 Fouls nichts zustande bekam. Danach kam er zwar noch einmal für ein paar Minuten, ohne Punkt blieb er trotzdem.

Das fiel auf:

  • Das Spielniveau hielt sich zu Beginn auf beiden Seiten extrem in Grenzen. Barca wirkte nach der bitteren Pokal-Niederlage gegen Real Madrid am Wochenende blutleer und lustlos, während Alba mit den Ausfällen von Topscorer Jamel McLean und Aufbau Cliff Hammonds zu kämpfen hatte. Das Resultat war ein äußerst schlechtes erstes Viertel, mit Turnovern, Backsteinen und planlosen Offensiv-Aktionen.
  • Alba konnte die Abwesenheit von McLean und Hammonds defensiv einigermaßen kompensieren, da die Berliner vor allem zu Beginn der Partie mit mehr Herz agierten als Barca. Offensiv sah das jedoch anders aus. Redding, Radosevic und Renfroe hielten ihr Team dort fast im Alleingang über Wasser, während vom Rest der Mannschaft einfach kaum Gefahr ausging.
  • Was den Berlinern an Firepower fehlte, machten sie mal wieder durch Herz wett. Vor allem beim Comeback im letzten Viertel legten sie eine komplett andere Körpersprache an den Tag als Barca, fighteten um jeden Ball und zwangen den Gegner zu etlichen Fehlern.
  • Bis ungefähr fünf Minuten vor Schluss sah es so aus, als hätte Alba nicht mehr die geringste Chance auf den Sieg. Doch offenbar war sich auch Barca des Sieges viel zu sicher. Was die Katalanen in den letzten Minuten veranstalteten, hatte wenig mit einem Top-Team zu tun. In der Overtime brauchte es dann die Abgezocktheit von Navarro, um sich gegen den dezimierten Gegner zuhause nicht zu blamieren.
  • Barca war in der ersten Halbzeit offensiv immer dann gefährlich, wenn Navarro und Abrines auf dem Court waren. Die beiden Flügel wurden zeitgleich durch mehrere Blocks gejagt und wechselten immer wieder die Seiten, um an der Dreierlinie frei zu werden. Da beide kaum Zeit brauchen, um ihren Wurf loszuwerden, stellte das Alba vor eine große Herausforderung.
  • Wenn es nicht über die beiden ging, punktete Barca vor allem in Transition - mit bereitwilliger Hilfe von Alba. Die Berliner verloren im Aufbau viel zu häufig den Ball (19 Turnover) und schenkten dem Gegner so viele einfache Punkte.

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