Real zu clever für Berlin

Madrids Spielmacher Sergio Llull war von Alba kaum zu stoppen
© getty

Alba Berlin hat gegen den spanischen Vizemeister Real Madrid mit einer 61:79-Niederlage (BOXSCORE) die zweite Überraschung beim Top 16 verpasst. Nach einer starken ersten Hälfte stotterte die Berlin-Offensive in Halbzeit zwei, während Real von draußen Feuer fing. Die Leistungen der Point Guards machten den Unterschied.

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Der deutsche Vizemeister kam deutlich besser in die Partie als gegen Barcelona oder Kaunas, wo man schnell zweistellig zurücklag. Stattdessen boten die Berliner dem großen Favoriten von Beginn an Paroli und hielten mit starker Defense dagegen.

Nach der Pause hatten die Berliner offensiv Probleme und Real fand immer mehr seinen Rhythmus von draußen. Mit einem zweistelligen Rückstand ging es ins Schlussviertel, in dem die Berliner nicht mehr entscheidend herankommen konnten.

Reals Stärke vom Perimeter (44% 3FG) hielt Alba auf Distanz und die Berliner Offensive produzierte in Durchgang drei und vier deutlich zu viele Ballverluste. Die insgesamt 23 Turnover - ein Großteil davon in Hälfte zwei - sorgte dafür, dass Berlin nicht zum guten Spiel aus der ersten Halbzeit zurückfand.

Mit einem Sieg und zwei Niederlagen hängt Alba in der unteren Tabellenhälfte der Top-16-Gruppe E fest, während Real mit dem dritten Sieg im dritten Spiel weiter an der Spitze thront.

Die Reaktionen:

Pablo Laso (Coach Real): "Es war wichtig, dass wir von Anfang bis Ende fokussiert waren. Unsere Defense war stark und so konnten wur Albas Zug zum Korb verhindern. Und so haben wir den Rhythmus für unsere Offense gefunden. In der ersten Hälfte haben wir eine Menge Würfe danebengesetzt, aber in der zweiten Halbzeit wichtige Dreier getroffen. Manchmal geht es im Basketball nur darum, Würfe zu treffen."

Sasa Obradovic (Coach Alba): "Real hat den Sieg völlig verdient. Sie haben gezeigt, dass sie die vielleicht besten Guards in Europa haben. Wir haben einen soliden Job gemacht und gut verteidigt, aber Teams wie Madrid bestrafen dich sofort, wenn du einen Moment unaufmerksam bist. Das Endergebnis gibt nicht wider, wie eng das Spiel über weite Strecken war.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Sasa Obradovic bringt zum Start Cliff Hammonds, Alex Renfroe, Niels Giffey, Jamel McLean und Marko Banic. Für Madrid stehen Sergio Llull, Rudy Fernandez, K.C. Rivers, Felipe Reyes und Gustavo Ayon auf dem Parkett.

3. Starker Start für Berlin! Erst Giffey mit dem Steal und dem Layup in Transition, dann klaut Banic in der Defense den Ball. Giffey steigt zum Jumper hoch - drin! Ayons Drei-Punkt-Spiel beantwortet McLean mit einem imposanten Purback-Dunk. 8:5 Alba.

8. Jetzt wird Madrid stärker. Reyes führt einen 10:2-Run der Gastgeber an, die jetzt auch enger verteidigen. Rivers nutzt das Miss-Match und schießt Radosevic den Dreier ins Gesicht. 15:10 Real.

14. Da ist die Führung! Jamel McLean wird unter dem Korb heftig abgeräumt und trifft beide Freiwürfe. Dann steht Alex Renfroe am Perimeter völlig blank und nagelt den Dreier rein. Das sieht gut aus! 26:25 Berlin.

18. Giffey ist zurück! Nach knapp vier Minuten, in denen keinem Team ein Korb aus dem Feld gelingt, schließt Giffey per Leger ab, aber auch Reyes ist wieder im Spiel. Sein Jumper und der Dreier von Rodriguez sorgen für die erneute Real-Führung 32:30. Obradovic nimmt die Auszeit.

24. Das ist Defense! Beide Mannschaften haben in der zweiten Hälfte noch keine Punkte zugelassen. Renfroe vergibt den nächsten Dreier und dann fällt Ayon der Verzweiflungswurf von Reyes mit ablaufender 24 Sekunden-Uhr unter dem Kob in die Hände. Endlich punktet hier mal jemand! 38:34 Madrid.

27. Real on fire! Llull von Downtown, Rivers aus der Ecke und Fernandez mit dem nächsten Dreier in Transition - jetzt legt Madrid hier aber los! Aus einer knappen Alba-Führung wurde innerhalb von 90 Sekunden ein 7-Punkte-Rückstand. 47:40 Real.

29. Zweimal gehen die Alba-Verteidiger hinter dem Block entlang, zweimal wird Berlin bestraft. Erst schraubt Llull den Dreier von der Birne rein, dann trifft Fernandez von exakt der gleichen Position. Llull legt noch zwei Zähler von der Linie nach und die Führung ist erstmals zweistellig. 55:44 Madrid.

35. Alba kommt dank eines Dreiers von Renfroe und eines schwierigen Korblegers von Banic wieder ein bisschen näher, aber Routinier Andres Nocioni trifft den Layup and one. Der Rückstand beträgt wieder elf Punkte - 62:51 Real.

40. Das ist der Todesstoß! Sergio Llull verwandelt den Dreier vom Flügel und Real zieht uneinholbar mit 15 Punkten davon. In den letzten Minuten konnte Berlin keinen entscheidenden Lauf mehr starten. 61:79 das Endergebnis aus Sicht von Alba.

Alba Berlin vs. Real Madrid: Hier geht's zur Übersicht

Der Star des Spiels: Reals Point Guards. Sergio Llull und Sergio Rodriguez initiierten die Angriffe der Madrilenen mustergültig und glänzten mit vielen guten Vorlagen. Rodriguez kam auf 7, Llull auf 4 Assists. Nach der Pause waren sie für den entscheidenden Run der Spanier verantwortlich und zeigten dann auch vermehrt ihre Scoring-Qualitäten. Llull hatte am Ende 13 Zähler, der Mann mit dem Bart 12 Punkte auf dem Konto. Beide schossen zudem 50 Prozent von Downtown und leisteten sich zusammen nur 3 Ballverluste.

Der Flop des Spiels: Cliff Hammonds. Der Alba-Spielmacher stand als einziger Berliner mehr als 30 Minuten auf Feld, fand aber nie richtig ins Spiel. Er nahm nur 3 Würfe und kam schlussendlich auf 3 magere Pünktchen. Seinen 3 Assists standen 3 Turnover gegenüber und anstatt in engen Phasen Verantwortung zu übernehmen, war er mehr eine Pass-Durchgangsstation als ein Ballverteiler.

Das fiel auf:

  • Bei solch starken Spielern wie sie Madrid aufbieten kann, können die Zuordnungen über Sieg oder Niederlage entscheiden. Sasa Obradovic stellte Renfroe von Beginn an gegen Llull, Akeem Vargas kam von der Bank und verteidigte den amtierenden Euroleague-MVP Sergio Rodriguez.
  • Vor allem im zweiten Durchgang wechselte Obradovic viel, um die defensive Intensität der Berliner hochzuhalten. Darunter litt aber die Abteilung Attacke. Nur 10 Punkte erzielten die Berliner im dritten Viertel.
  • Es gelang Alba gut, das Tempo der Partie zu kontrollieren und Real ihr langsames Spiel aufzuzwingen. Erst kurz vor der Pause schloss Madrid den ersten Fastbreak erfolgreich ab - sonst eine der Stärken von Real. Aber das Team von Pablo Laso fand im dritten Viertel auch im Halfcourt seinen Rhythmus.
  • Dort präsentierten beide Teams unterschiedliche Systeme. Reals Big Men stellten häufig Blöcke für die Flügelspieler, die dann mit Dampf von außen zum Korb zogen oder direkt per Jumper abschlossen. Bei Alba wurde fast jeder Angriff mit einem Pick and Roll begonnen.
  • Da Real jedes davon switchte, ergaben sich häufig Mismatches unter dem Korb. Es gelang Alba aber viel zu selten, diese zu nutzen, da Madrids Guards die Alba-Bigs fronteten und so viele Anspiele verhinderten.
  • Im zweiten Viertel erhöhte Alba den Druck in der Defense, als die Reservisten des spanischen Vizemeisters aufs Parkett kamen. Bei mehreren Angriffen der Madrilenen ließ Obradovic sogar per Ganzfeld-Presse verteidigen. Geholfen hat das allerdings nur wenig.

Der Spielplan im Überblick

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