Todesgruppe und Titelverteidiger

Von Jan Zesewitz
Alex King und Robin Benzing wollen mit ihren Teams die nächste Runde erreichen
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Bayerns Gruppe C

FC Barcelona: Barcelona will nicht länger warten. Seit dem Titel 2010 warten die Katalanen darauf, endlich wieder den Thron zu besteigen. In den letzten Jahren scheiterte man - immer als (Mit-)Favorit - im Final Four oder in den Playoffs. Dieses Jahr folgt der nächste Anlauf und wieder wurde ordentlich investiert, um den Traum zu verwirklichen.

Der Kader ist wahnsinnig tief, selbst die (voraussichtliche) Zweite Fünf, bestehend aus Brad Oleson, Alex Abrines, DeShaun Thomas, Bostjan Nachbar und Maciej Lampe würden viele Euroleague-Teams ohne zu zögern zum Tip-Off aufs Feld schicken. Mit Marcelinho Huertas hat Barca einen Weltklasse-Mann auf der Eins.

Über Juan Carlos Navarro muss man nichts mehr sagen. Justin Doellman und Ante Tomic gehören zu den besten Big Men Europas. Barcelona hat zwölf Spieler, die in mehr als der Hälfte der anderen Teams sofort starten würden. Dabei wurde einer hier noch gar nicht erwähnt: Tibor Pleiß spielt ebenfalls für die Katalanen und kämpft um regelmäßige Minuten.

Wie in jedem anderen Jahr zählt der FC Barcelona auch diesmal zum engsten Favoritenkreis auf den Titel.

Player to Watch: Tibor Pleiß. Die deutsche Brille sei an dieser Stelle erlaubt. Natürlich wird es Spieler im Kader geben, die mehr Punkte machen, mehr Minuten spielen und für mehr Highlights sorgen. Doch es ist dennoch einen Blick wert, ob sich Pleiß in dieser hochkarätigen Truppe durchsetzen kann. Der Start in die ACB war schon mal vielversprechend: Dort gelangen ihm beim Auftaktsieg zwölf Punkte von der Bank.

Projected Starting Five: Huertas, Oleson, Navarro, Doellman, Tomic

Panathinaikos Athen: Dass Panathinaikos letztes Jahr nur einen Sieg vom Final Four entfernt war, schmeichelt der Saison 2013/14 fast ein wenig. Man könnte es auch so formulieren: Ein Sieg weniger und Athen wäre bereits im Top 16 gescheitert. In Griechenland erwartet man dennoch mehr als eine durchwachsene Saison wie die Vergangene.

Darum wurde mit Dusko Ivanovc ein absoluter Starcoach verpflichtet und auch der Kader sieht abgesehen vom ewigen Dimitris Diamantidis stark verändert aus. Im Gegensatz zu den anderen üblichen Verdächtigen auf den Titel fehlt Panathinaikos allerdings die Tiefe im Kader. Die soll mit starken Einzelkönnern wie den Forwards James Gist und Antonis Fotsis sowie den neuverpflichteten US-Guards A.J. Slaughter und DeMarcus Nelson aufgefangen werden.

Qualität ist vorhanden, allerdings zählt Pana selbst in seiner Gruppe nicht zu den Favoriten auf den Sieg. Diamantidis müsste erneut überragen und Ivanovic einiges von seiner Magie wirken lassen, soll es für die Griechen wieder in die Playoffs gehen.

Player to Watch: James Gist. Diamantidis ist der Anführer und der beste Spieler der Greens, aber James Gist sorgt für die Highlights. Der Forward geht in seine sechste Euroleague-Saison und bringt 2,06 Meter geballte Athletik. Letztes Jahr legte er für Panathinaikos 9 Punkte und 4 Rebounds im Schnitt auf. Wenn Diamantidis der kühle Stratege ist, dann ist es Gists Energie, die dem Team einheizen soll.

Projected Starting Five: Diamantidis, Nelson, Gist, Fotsis, Batista

Fenerbahce Ülker: Das Top-16-Aus in der vergangenen Saison war inakzeptabel für das ambitionierte Team aus der Türkei. Der Kader wurde daher umgekrempelt und eindeutig verstärkt. Große Namen fanden sich im Sommer am Bosporus ein.

Ricky Hickman kommt als Euroleague-Sieger aus Tel Aviv, Jan Vesely von den Washington Wizards aus der NBA, Semih Erden und Bogdan Bogdanovic sind zum Team gestoßen. Und auch Andrew Goudelock soll möglichst viele Punkte für Fenerbahce machen. Der Ex-Laker war vergangene Saison mit knapp 19 Punkten Topscorer im Eurocup für Unics Kazan. Emir Preldzic, Luka Zoric und Nemanja Bjelica bleiben die nennenswerten Spieler, die bereits vergangenes Jahr die blau-gelben Streifen trugen.

Auf dem Papier ist dieses Team ein absoluter Playoff-Kandidat, mit Zeljko Obradovic steht zudem eine Legende an der Seitenlinie. Dennoch muss Fenerbahce erst zeigen, dass sie die Erwartungen auch erfüllen können und nicht wie vergangenes Jahr vorzeitig die Segel streichen müssen.

Player to Watch: Bogdan Bogdanovic. Vergangenes Jahr ging sein Stern auf. Für Partizan Belgrad zeigte der 22-Jährige mit 15 Punkte, 4 Rebounds und 4 Assists im Schnitt seine Qualität. Das blieb auch Fener nicht verborgen, das das serbische Talent verpflichtete. Das Risiko hält sich ohnehin in Grenzen, schließlich überzeugte Bogdanovic mit 12 Punkte im Schnitt auch bei der WM.

Projected Starting Five: Hickman, Goudelock, Bogdanovic, Zoric, Erden

EA7 Emporio Armani Mailand: Nach 18 Jahren konnte sich Mailand endlich wieder zum Meister der italienischen Liga krönen. Außerdem qualifizierte man sich für die Top 16, was zuvor - trotz sehr kostenintensiver Kader - erst einmal gelungen war und scheiterte am Ende nur knapp am Einzug ins Heim-Final-Four.

Um erneut vorne mitzuspielen, verstärkte man sich mit Marshon Brooks, der sich in der NBA nicht durchsetzen konnte und Aufbau Joe Ragland, einem der stärksten Point Guards der Lega A. Diese beiden und Ex-Göttinger Trenton Meacham sollen im Backcourt für Furore sorgen, auf den großen Positionen erledigen das Samardo Samuels und Shawn James, der von Maccabi kommt.

Topstar des Teams ist Linas Kleiza. Der Neuzugang von Fenerbahce geht zwar erst in seine dritte europäische Saison, ist aber als langjähriger NBA-Spieler ein großer Name. Er wird gemeinsam mit den US-Guards und italienischen Flügeln wie Alessandro Gentile für Gefahr von außen sorgen. Von Ale ist dabei durchaus einiges zu erwarten. Schließlich verletzte sich Gentile kurz vor dem Viertelfinale gegen Maccabi am linken Bein und musste zusehen, wie der Traum vom Finale in Mailand zerplatzte.

Milan hat sich gut verstärkt und seinen Kern zusammengehalten. Schlagen die Neuen ein, ist Mailand ein heißer Kandidat für die nächste Runde.

Player to Watch: Marshon Brooks. Als er für die Nets Vor drei Jahren 13 Punkte im Schnitt auflegte, war Brooks ein vielversprechender Rookie in der NBA. Daran konnte er nie wieder anknüpfen und versucht sein Glück nun in Europa. Brooks ist eine absolute Wundertüte. Offensiv bringt er eigentlich alles mit, um in Europa erfolgreich zu sein. Es stehen aber Fragezeichen hinter seiner Einstellung, seiner Defense und warum er aus seinen Anlagen bisher nichts gemacht hat.

Projected Starting Five: Ragland (Hackett), Brooks, Gentile, Kleiza, James

PGE Turow Zgorzelec: Nach ihrem ersten Meistertitel debütieren die Polen Euroleague und setzt auf Kontinuität. Die meisten Spieler waren bereits vergangene Saison oder sogar noch länger beim Klub aktiv. Dazu zählen auch die Leistungsträger Nemanja Jaramaz, Michal Chylinski und Center Damian Kulig, dem Go-to-Guy des Teams.

Bemerkenswert ist zudem, dass die Polen hauptsächlich auf heimische Spieler setzen, mit Mardy Collins und Tony Taylor sind nur zwei US-Legionäre im Kader. Euroleague-Erfahrung sucht man hingegen größtenteils vergebens. Collins spielte letztes Jahr eine halbe Saison bei Olympiakos, einige Spieler konnten bei Polens ehemaligem Seriensieger Prokom ein paar Spiele in der Euroleague machen.

Insgesamt sind die Polen das unbeschriebene Blatt in dieser Gruppe, zwei Siege sind für Bayern Pflicht, wenn der Einzug ins Top 16 gelingen soll.

Player to Watch: Damian Kulig. Der bullige Center ist der MVP des Teams. Letztes Jahr steuerte er 14,4 Punkte und 5,4 Rebounds zum Meistertitel bei. Mit 2,05 Meter ist er eigentlich ein bisschen zu klein geraten für die Center-Position, macht diesen Umstand mit seiner Kraft aber mehr als wett. Bei Kulig gilt es für John Bryant und Co., erhöhte Wachsamkeit walten zu lassen.

Starting Five: Jaramaz, Collins, Chylinski, Moldoveanu, Kulig

Fazit: Bayern hat die absolute Todesgruppe erwischt. Barcelona, Panathinaikos, Fenerbahce und Mailand sind alljährliche Kandidaten für die Playoffs. Turow sollte machbar sein, doch einen der großen Vier müssen die Münchner hinter sich lassen. Das wird schwer, am ehesten sollte es bei Mailand oder Panathinaikos gelingen.

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