Clasico-Wahnsinn um Europas Krone

Von Max Marbeiter
Sergio Rodriguez (l.) und Real trafen bereits im vergangenen Jahr auf Ante Tomic' Barca
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ZSKA Moskau - Maccabi Tel Aviv (Fr., 18 Uhr im LIVE-TICKER)

Ausgangslage: Das große Zittern wird ZSKA beim Gedanken an das Final Four nicht überkommen. Schließlich stehen die Russen zum elften Mal in den vergangenen zwölf Jahren unter den besten vier Teams der Euroleague. Nervosität? Eher nicht. Eher pure Entschlossenheit. Denn nach der geschichtsträchtigen Finalniederlage 2012 gegen Olympiakos und dem Halbfinal-Aus vergangene Saison gegen - richtig - Olympiakos hoffen die Russen diesmal tatsächlich auf den Titel.

Einerseits hat Real schließlich die undankbare Aufgabe übernommen und die Griechen bereits im Viertelfinale ausgeschaltet, andererseits sollen sich Moskaus Investitionen endlich auszahlen. Wohl kein anderer Klub in Europa besitzt einen höheren Etat als ZSKA. Dennoch schrie der Saisonstart keinesfalls nach Final Four. Moskau gewann zwar, Moskau überzeugte jedoch nicht. Selbst vermeintlich leichte Aufgaben wurden zum echten Härtetest.

Erst mit Beginn der Top 16 fand das Team von Coaching-Legende Ettore Messina endlich seinen Rhythmus. ZSKA gewann seine Gruppe F noch vor Real und ging Olympiakos so erfolgreich aus dem Weg. Nun spielte Piräus' Erzfeind Panathinaikos in den Playoffs allerdings ebenfalls wie griechische Teams nun mal spielen, sobald es wirklich um etwas geht. Spiel 5 war nötig. Doch Spiel 5 hätte kaum eindeutiger verlaufen können. ZSKA lieferte eine unglaubliche Demonstration, an deren Ende Panathinaikos mit 30 Punkten besiegt und das Final Four gebucht war.

Dort geht es mit Maccabi gegen ein Team, das die Russen während der Top 16 bereits zweimal besiegen konnten. Ein Vorteil? Vielleicht. Ein klares Indiz? Wohl kaum. Denn Tel Aviv ist zwar sicherlich die Überraschung unter den besten Vier. Wie Milan, das immerhin die Chance auf das Final Four zuhause hatte, im Viertelfinale ausgeschaltet wurde, war jedoch mehr als beeindruckend.

Speziell das Comeback in Spiel eins, in dem Maccabi am Ende binnen weniger als zwei Minuten einen 9-Punkte-Rückstand aufholte, sich in die Verlängerung rettete und schlussendlich den Heimvorteil klaute, dient zur Legendenbildung. Tel Aviv trat während der gesamten Saison nie wie ein Überteam auf, war aber stets da, wenn es darauf ankam. Gerade dank ihrer Stärke aus der Distanz.

Einzig ZSKA und Real treffen besser von jenseits der Dreierlinie, läuft Maccabi im Kollektiv erst mal heiß, ist es schwer zu stoppen. Das mussten auch die Bayern schmerzlich erfahren, als Tel Aviv ihnen im Audi Dome dank wahnwitziger Dreierquoten (72,2 Prozent) auch der letzten Hoffnungen auf die Playoffs beraubte. Tel Aviv ist ein eingeschworener Haufen, der in dieser Saison bereits viele enge Spiel zu überstehen hatte und schlussendlich auch überstand. Ein eingeschworener Haufen, der ZSKA den zweiten Finaleinzug in drei Jahren sicherlich nicht einfach so ermöglichen wird.

Das Schlüsselduell: Milos Teodosic vs. Ricky Hickman. Wie fit ist Teodosic? Startet er oder kommt er von der Bank? Gibt er den Playmaker oder weicht er zeitweise auf die Zwei aus? Beinahe schon traditionell wandelt der Serbe als Fragezeichen durch die Arenen Europas. Zumal vor dem Spiel nie klar ist, welchen Teodosic Coach und Mitspieler serviert bekommen. Das Basketball-Genie, das Spiele im Alleingang entscheiden kann, oder die launische Diva, die dem eigenen Team mehr schadet als nutzt.

Nehmen wir also an, Teodosic ist im Vollbesitz seiner Kräfte, nutzt sein Potential voll aus und bekommt dazu noch einiges an Spielzeit. Dann wartet auf Ricky Hickman keine allzu angenehme Aufgabe. Dann dürfte Maccabi des Serben unglaublicher Mix aus Zauberanspielen, Treffsicherheit und Spielintelligenz große Probleme bereiten. Dann ist es jedoch auch an Hickman, Teodosic' Kreise bestmöglich zu stören.

Auf der anderen Seite sollte Moskau jedoch auch Maccabis Guard nicht unbedingt all jene Dinge anstellen lassen, die Basketball so schön und das Spiel des Amerikaners so erfolgreich machen. Was passiert, wenn Hickman seinen Rhythmus findet, erfuhr zuletzt Milan. 16,5 Punkte (60 Prozent 2FG, 50 Prozent 3FG) und 4,5 Assists legte der Point Guard im Viertelfinale auf und hatte damit großen Anteil an Maccabis Finaleinzug.

Der X-Factor: Alex Tyus. Mit Beginn der Top 16 schaltete der Forward in den "You can't stop me"-Modus. Während der Playoffs traf er 75 Prozent seiner Würfe (13,5 Punkte), während der Top 16 waren es sogar unglaubliche 81,7 Prozent. Mehr als genug für April-MVP-Ehren. Sein Einsatzwille macht Tyus, der erst vor der Saison nach Tel Aviv wechselte, mittlerweile zum unersetzlichen Puzzlestück im System von Coach David Blatt.

Angesichts der limitierten Spielzeit von Sofoklis Schortsanitis, der ZSKA mit seiner Urgewalt und Masse sicherlich ebenfalls vor Probleme stellen dürfte, spielt der gelernte Forward trotz lediglich 2,03 Metern häufig auf der Fünf, wo er es mit den wesentlich größeren Sasha Kaun und Nenad Krstic zu tun bekommen dürfte. Kann sich Tyus behaupten und gelingt es ihm zudem, sich auf die wechselnden Matchups einzustellen, hilft er Maccabi ungemein weiter.

Prognose: Niemand sollte sich von Moskaus beiden Top-16-Siegen blenden lassen. Auch nicht vom 35-Punkte-Blowout im Heimspiel. Maccabi wird ein unangenehmes Matchup für ZSKA. Die Israelis kennen sich mit der Außenseiterrolle bestens aus und wissen zudem in engen Spielen zu bestehen. Am Ende gibt die Tiefe und Qualität der Russen jedoch den Ausschlag. ZSKA zieht ins Finale ein.

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