Litauen zu stark - DBB trifft auf Frankreich

Dennis Schröder zeigte erneut eine bärenstarke Leistung
© getty

Die deutsche Mannschaft hat das letzte Vorrundenspiel der EuroBasket gegen Litauen mit 72:89 verloren. Als Gruppenzweiter trifft das Team um Dennis Schröder im Achtelfinale nun auf Frankreich.

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Es hatte nicht sollen sein. Auch wenn sich die Offense der deutschen Mannschaft gegenüber dem Italien-Spiel verbessert zeigte, war Litauen eine Nummer zu groß - wortwörtlich. Der Vize-Europameister hatte vor allem am Brett große Vorteile und dominierte mit den NBA-Centern Jonas Valanciunas (27 Punkte, 15 Rebounds) und Donatas Motiejunas (15). Auch Mantas Kalnietis (10 Punkte, 9 Assists) zeigte eine sehr gute Vorstellung.

Vor allem Dennis Schröder hielt beim deutschen Team dagegen, der Point Guard schien keine Probleme mehr mit dem Oberschenkel zu haben und legte starke 26 Punkte auf (10/17 FG). Allerdings fehlte es ihm offensiv ein wenig an Unterstützung. Der 19-jährige Isaiah Hartenstein machte allerdings noch mit starken 10 Punkten und 4 Rebounds auf sich aufmerksam.

Im Achtelfinale tritt Deutschland als Gruppenzweiter der Gruppe B nun gegen den Dritten aus Gruppe A Frankreich an. Das Spiel findet am Samstag in Istanbul statt. Litauen fliegt als Gruppensieger in die Türkei und spielt dort gegen den Sieger der Partie Polen gegen Griechenland, die noch am Mittwoch stattfindet.

Deutschland vs. Litauen: Reaktionen zum Spiel

Ingo Weiss (Präsident DBB): "Wir wissen, dass wir hier gegen einen absoluten Titelkandidaten verloren haben. Ab jetzt fokussieren wir uns auf das Spiel gegen Frankreich, wir wollen unter die besten Acht kommen."

Dennis Schröder (DBB): "Es ist schon mal ein guter Erfolg, dass wir als Zweiter nach Istanbul fahren. Wir müssen uns jetzt gut erholen und dann bereit sein."

Deutschland vs. Litauen: Der SPOX-Spielfilm

Vor dem Tip-Off: Die deutsche Mannschaft blieb sich auch im fünften Spiel treu und startete mit Schröder, Tadda, Benzing, Barthel und Voigtmann. Bei den Litauern begannen Kalnietis, Grigonis, Kuzminskas, Motiejunas und Valanciunas.

1. Viertel: Die Litauer punkteten bei ihren ersten vier Angriffen jeweils mühelos, Voigtmann und Benzing trafen ebenfalls zwei schnelle Dreier. Schröder verkürzte mit 4 Punkten auf 10:12 und sackte dann sein zweites Foul ein, Fleming ließ ihn aber vorerst drauf. Das Spiel wurde richtig rasant, beide Teams punkteten ohne große Mühe immer weiter. Erst mit Schröder auf der Bank verlief es etwas stockender. 23:19 Litauen nach zehn Minuten.

2. Viertel: Trotz einem Lo-Dreier hatte die deutsche Offense zu Beginn des Viertels Probleme, Litauen nutzte das eiskalt und zog auf bis zu 10 davon. Mit der Zeit drehte Schröder dann jedoch extrem auf und führte die Deutschen mit 9 schnellen Punkten wieder bis auf 2 Zähler ran, nach Valanciunas-Freiwürfen legte er dann auch noch einen Dreier nach. Ein Alley-Oop auf Hartenstein brachte kurz vor der Pause die erste Führung, die Juskevicius dann aber mit einem Dreier zur Sirene abschloss. 47:43 Litauen.

3. Viertel: Der zuvor relativ ruhige Valanciunas wurde aggressiver und legte gegen Theis blitzschnell 8 Punkte auf, Fleming nahm die Auszeit und brachte Hartenstein. Ein Benzing-Dreier brachte Deutschland nach 12-Punkte-Rückstand wieder auf 7 ran, Hartenstein verkürzte dann sogar auf 5, bevor Juskevicius wieder einen Dreier einstreute. Hartenstein war nun voll im Groove (10 Punkte im Viertel!), die Litauer absorbierten den Run aber relativ mühelos und zogen am Ende des Viertels wieder auf 72:60 davon.

4. Viertel: Das DBB-Team blieb fast 4 Minuten ohne Punkt, Litauen baute den Vorsprung auf 17 aus, bevor Schröder 3 Punkte erzielte. Die Litauer ruhten sich dann etwas zu sehr aus, Schröder führte Deutschland wieder auf 9 Punkte ran, ein Steal und Layup von Kalnietis besiegelte dann aber alles - drei Minuten vor Schluss war die Partie gelaufen.

Deutschland vs. Litauen: Der Boxscore

Der Star des Spiels

Jonas Valanciunas. Der Star-Center hat bisher kein Riesenturnier gespielt, in dieser Partie war er allerdings absolut dominant und nutzte seine Größenvorteile gerade gegen Theis eiskalt aus. Mit seiner physischen Präsenz wirkte er stellenweise wie ein Mann unter Kindern. Dass die Litauer dazu dann auch noch Donatas Motiejunas auf der Fünf aufbieten können, ist dann schon eine extrem harte Nuss.

Der Flop des Spiels

Der Dreier der Deutschen. Es hätte schon etwas mehr gebraucht als die 24 Prozent von Downtown (8/33), die Deutschland in dieser Partie auflegte. Die Schwäche von draußen zieht sich bisher leider durch das Turnier, gerade Lucca Staiger (diesmal 0/4 3FG) sucht den Wurf vergeblich. Das muss sich ändern, will man gegen ein Kaliber wie Litauen (oder eben Frankreich) wirklich mal gewinnen.

Deutschland vs. Litauen: Das fiel auf

  • Nach den kleinen Italienern bekamen es die Deutschen diesmal mit einem Team mit Überlänge zu tun - die Litauer eröffneten mit zwei NBA-Centern, auch auf allen anderen Positionen waren sie "groß" besetzt. Das zeigte sich von Anfang an beim Rebound: Valanciunas hatte schon drei Offensiv-Rebounds, bevor Deutschland auch nur einen TEAM-Rebound hatte. Die Rebounds am Ende: 44:31 für Litauen.
  • Der Game-Plan der Litauer wiederum war ziemlich offensichtlich: Man wollte den Deutschen den Dreier lassen, da dieser im Turnier bisher so schlecht fiel, die Zone dagegen wurde zugemacht. Aufgrund seiner Schnelligkeit und Kreativität kam Schröder trotzdem zum Korb, gerade auch über das Pick'n'Roll mit Voigtmann, ohne ihn lief aber relativ wenig im Zweipunkteland. Mit der miesen Trefferquote konnten die Deutschen das Absinken allerdings nicht bestrafen.
  • Nachdem Schröder gegen Italien noch um das Matchup gegen Belinelli gebeten hatte, übernahm diesmal von Anfang an Tadda Kalnietis, den besten Guard der Litauer. Angesichts seiner offensiven Produktion zahlte sich das für Schröder anscheinend aus, defensiv nicht ganz so viel Energie aufzubringen. Kalnietis allerdings spielte ebenfalls eine blitzsaubere Partie, gerade als Playmaker.
  • Stark war, gerade im Vergleich zu den anderen Spielen, zunächst die Kontrolle der Deutschen: Im ersten Viertel blieben sie ohne Turnover, später kamen allerdings noch 14 dazu. An der Disziplin gab es aber erneut nicht das Geringste auszusetzen: Es wurde wacker um jeden Ball gekämpft, defensiv mit viel Energie versucht, die Größennachteile irgendwie auszugleichen. Kämpferisch reichte es, spielerisch an diesem Tag aber nicht.
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