Wissen, was kommt

Dennis Schröder ist der Topscorer des DBB-Teams bei der EuroBasket 2017
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Nach der guten Vorrunde wird es für das DBB-Team um Dennis Schröder bei der EuroBasket 2017 nun ernst: Am Samstag steht für Deutschland das Achtelfinale gegen Frankreich an (ab 14.15 Uhr im LIVETICKER). Den Europameister von 2013 um die Stars Nando de Colo, Boris Diaw und Evan Fournier hatte das deutsche Team vor genau zwei Wochen zuletzt gesehen.

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85:79 war das Endergebnis des letzten EM-Tests in Berlin, ein knapper Sieg für die Franzosen, der den Deutschen aber durchaus Hoffnung machte. "Wir haben in Berlin schon gezeigt, dass wir mit ihnen mithalten können", sagte etwa Johannes Voigtmann, wohl wissend, dass sein Team seit dieser Niederlage deutlich besser zusammengewachsen ist.

Auch Chris Fleming schien nicht unbedingt traurig darüber, dass die Konstellation seiner Mannschaft das Duell mit Frankreich gebracht hatte: "Wir haben die ja erst vor kurzem gesehen und wissen, was auf uns zukommt."

Hoher Wert von Scouting und Vorbereitung

Dass das Scouting und die gezielte Vorbereitung auf einen Gegner den Deutschen große Vorteile verschaffen kann, zeigten sie bei den Siegen gegen Italien und Georgien, als sie diesen beiden Teams nahezu ideal ihre Stärken nahmen. Die Niederlagen hingegen wurden jeweils am zweiten Tag eines "Back-to-Backs" kassiert.

Die zwei Tage "Ruhe" stellten eine willkommene Abwechslung da, nachdem zuvor fünf Spiele an sieben Tagen nahezu durchgeprügelt wurden. Den Wert von "frischem Wind" hatte Fleming schon betont, am Donnerstag sagte Robin Benzing zur DPA: "Wir haben die Müdigkeit abgeschüttelt, es passt alles."

Voigtmann: Franzosen sind "sehr gefährlich"

Nun gilt die volle Konzentration den Franzosen, einem Team, das seinem Ruf bei diesem Turnier bisher nicht immer gerecht geworden ist. Gegen Finnland wurde in Overtime verloren, bei der Niederlage gegen die bärenstarken Slowenen war sogar ein Klassenunterschied zu sehen. Auch der Sieg gegen Polen wurde eher erzwungen als herausgespielt (78:75).

Die Franzosen sind "sehr gefährlich", wie Voigtmann es ausdrückte, sie haben mit 90 Punkten pro Spiel bisher sogar die meisten Turnierpunkte erzielt, wobei dies durch 115 Punkte gegen Island ein wenig geschönt wurde. Sie sind allerdings hinten nicht immer sattelfest und haben vor allem in der Guard-Defense Probleme. Und ihre Offensive liegt den Deutschen etwas besser als die der Litauer.

Denn während diese durch ihre Länge und brachiale Härte unterm Korb dominierten, spielen die Franzosen offensiv eher Flügel-lastig. Auch ihre durchaus guten Big Men mit NBA-Format wie Boris Diaw, Kevin Seraphin oder Joffrey Lauvergne sind keine klassischen Brettcenter, wenngleich Diaw die Bewegungen durchaus im Repertoire hat. "The Big Croissant" ist üblicherweise aber mehr am Pass interessiert als am eigenen Wurf.

Priorität Nummer eins: De Colo stoppen!

Diese nehmen primär die kleineren Spieler: Die Topscorer der Franzosen sind bisher Nando De Colo (15,4 Punkte), Evan Fournier (13,6) und Thomas Heurtel (11,8), Lauvergne ist mit 10,2 der beste Big Man. Es wird daher eminent wichtig sein, dass die kleineren Spieler wie Karsten Tadda und Maodo Lo ihre starke Defense bestätigen und dass auch Dennis Schröder defensiv hochaufmerksam ist.

Natürlich muss auch die Rim-Protection da sein - gerade De Colo ist großartig darin, zum Korb zu ziehen und sich Freiwürfe zu verdienen. Da die Franzosen über einige sehr gute Schützen verfügen, auch auf den großen Positionen, dürfen Voigtmann und Co. allerdings auch nicht zu sehr absinken.

Frankreich ist kein Team wie Italien, das überhaupt keinen Plan B hat, wenn der Distanzwurf nicht reinfällt, oder wie Georgien, das offensiv von einem einzigen Spieler getragen wird. Gleichwohl sind auch die Franzosen nicht ganz so üppig besetzt wie in der Vergangenheit: Tony Parker ist zurückgetreten, Rudy Gobert und Nicolas Batum haben abgesagt.

Die Chancen "stehen ganz gut"

"Unsere Chancen stehen ganz gut", sagte Voigtmann. "Das ist ein K.o.-Spiel, da muss man auch ein bisschen Glück haben." Die anderen pflichteten ihm bei. Schröder sprach davon, "härter spielen" und "defensiv jede Possession besser" sein zu wollen, Benzing sagte, man könne "jeden schlagen, wenn wir gute Defense spielen, einen gescheiten Rhythmus haben und die Bretter kontrollieren."

Natürlich waren dies teilweise Plattitüden, das macht die Aussagen allerdings nicht falsch. Die Franzosen sind auf dem Papier das etwas bessere Team, der Qualitätsunterschied ist aber nicht so riesig, dass eine Überraschung unmöglich wäre.

Das ist ja das Schöne am K.o.-Modus: Die Tagesform ist wichtiger als die Frage, wie viele NBA-Spiele jemand schon auf dem Buckel hat. Einsatz, Execution, das gute alte Glück sind entscheidend. "Wir müssen uns als Kollektiv unterstützten", sagte Benzing. Der Rest kommt dann schon von alleine.

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