Bayreuth-Coach Korner im Interview: "Schaue mir die Social-Media-Profile der Spieler an"

Von Johannes Wiest
Raoul Korner geht ambitioniert ins Champions-League-Rückspiel gegen den Favoriten Istanbul.
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Raoul Korner über seine bisherige und künftige Karriere

SPOX: Das Motto "Heroes of Tomorrow" lässt sich genauso auf Ihre Trainerkarriere übertragen, die bereits im Alter von 25 Jahren begann. Was unterscheidet den jungen Trainer Raoul Korner vom heutigen?

Korner: Ich habe sogar schon viel früher angefangen. Bereits mit 16 habe ich Jugendteams trainiert, anschließend neben der Spielerkarriere und dem Studium auch. Es war immer mein Bestreben, besser zu werden. Wenn du mit 25 zum Head Coach wirst, ist das viel Learning by Doing. Man macht sehr viele Fehler, aus denen man lernen kann und muss. Man probiert viele Dinge aus, versucht sich von anderen Trainern auch Dinge abzuschauen. Ich hoffe, dass ich heute ein besserer Coach bin, als ich es letzte Woche war und ein noch viel besserer Trainer als vor 19 Jahren.

Korners Trainerstationen

VereinZeitraumLand
BasketClubs Vienna1999-2001Österreich
Union Mattersburg 49ers2001-2003Österreich
Österreichischer Basketballverband (B-Nationalmannschaft, Trainerassistent A-Nationalmannschaft)2001-2003Österreich
UBM Arkadia Traiskirchen2003-2005Österreich
Welser BC2005-2010Österreich
EiffelTowers Den Bosch2010-2013Niederlande
Basketball Löwen Braunschweig2013-2016Deutschland
medi Bayreuth2016-Deutschland

SPOX: Bei Ihrer Vertragsverlängerung Anfang des Jahres bis 2020 sagten Sie, dass Sie das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sehen. Was ist mit Bayreuth also möglich?

Korner: Ein erster Schritt war es, neue Euphorie zu entfachen und infrastrukturelle Fortschritte zu machen, wie das neue Trainingszentrum, das jetzt in Planung ist. Das ist ein riesiger Schritt, ein Meilenstein für den Klub. Wissen Sie: Unser sportlicher Erfolg passt eigentlich nicht zur finanziellen Situation. Nun gilt es also, die finanzielle Seite dem sportlichen Erfolg anzugleichen um damit auch für Nachhaltigkeit zu sorgen. Wir haben in dieser Saison schon gezeigt, dass wir keine Eintagsfliege sind und die vorherige Saison kein Zufall war. Jetzt wird es darum gehen, den ersten Rebuild schadlos zu überstehen. Es ist eine große Herausforderung, der ich mich gerne stellen möchte.

SPOX: Ihr Ehrgeiz kommt immer wieder durch.Deshalb die Frage: Wie sieht Ihr persönlicher Karriereplan aus?

Korner: Ich bin niemand, der ständig nur in den Nachbarsgarten schaut, wo das Gras bekanntlich immer grüner ist. Ich bin immer gut damit gefahren, mich zu 100 Prozent auf die Situation zu konzentrieren, in der ich gerade bin. Ich gehe jeden Job so an, als hätte ich einen Vertrag auf Lebenszeit.

Raoul Korner über Dirk Nowitzki und den deutschen Basketball

SPOX: Diese Herangehensweise erinnert unter anderem an Dirk Nowitzki, der seit 20 Jahren für die Dallas Mavericks spielt und nun wohl seine Karriere beendet. Kann sein Karrierende ein Rückschlag für den gesamten deutschen Basketball sein?

Korner: Was Dirk Nowitzki für den deutschen Basketball getan hat und wahrscheinlich nach seiner Karriere noch tun wird, ist nicht in Worte zu fassen. Für viele der jungen deutschen NBA-Profis war er sicher eine große Hilfe und ein Wegbereiter, für viele Europäer generell. Dirk war damals der Einzige, der die deutsche Fahne hochgehalten hat. Mittlerweile gibt es fünf, die auf unterschiedlichen Positionen und auf ihre Weise die Karriere angehen. Und wenn es in Zukunft weiter zwei bis drei Spieler in die NBA schaffen, wird das immer weiter einen Push geben. Der deutsche Basketball wird nicht zu Grunde gehen, nur weil Nowitzki aufhört.

SPOX: Denken Sie, dass ein Event wie die WM 2019 vor dem Nowitzki-Hintergrund noch wichtiger als vergangene Großereignisse sind und ein Boom ausgelöst werden kann?

Korner: Es geht nur über Erfolg, das ist klar. Grundsätzlich ist aber jedes Großereignis eine riesige Möglichkeit, die Sportart nach vorne zu bringen. Und die deutsche Mannschaft ist aktuell richtig gut. Die Chance ist gewaltig, jetzt liegt es am Team.