Cinderella gegen Dampfwalze

Von SPOX
Brad Wanamaker und die Brose Baskets Bamberg sind der große Favorit
© getty

Die Brose Baskets wollen ihre überragende Saison mit dem Meistertitel krönen. Fast niemand zweifelt daran, dass ihnen das auch gelingen wird - schließlich steht mit ratiopharm Ulm ein absoluter Außenseiter im Finale. Hagelt es wieder Blowouts? SPOX macht den Check.

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Brose Baskets Bamberg (1) - ratiopharm Ulm (7)

Saisonbilanz: 2:0 (93:83, 100:67)

Ausgangslage: Nicht umsonst fällt derzeit bei den Brose Baskets häufig der Begriff "bestes BBL-Team aller Zeiten." Schon Wochen vor dem Playoff-Start standen sie als Sieger der regulären Saison fest, ohne auch nur einmal in der "Frankenhölle" besiegt worden zu sein. In den Playoffs knüpfte das Team von Andrea Trinchieri dann nahtlos an diese Dominanz an und sweepte erst die bemitleidenswerten Baskets aus Würzburg (mit dabei: ein 95:54-Sieg) und dann die nicht weniger chancenlosen Bayern (mit dabei: ein 96:65-Sieg).

Besonders die Offensive agierte in den bisherigen sechs Spielen auf selten gesehenem Niveau und führt die Playoffs bei Punkten (95 pro Spiel), Feldwurfquote (53,2 Prozent) sowie Dreierquote (43,9 Prozent) an. Die Tiefe der Bank macht jedem Gegner zu schaffen: Läuft es bei der Starting Five um Brad Wanamaker, Daniel Theis und Nicolo Melli mal nicht (was eher selten vorkommt), dann kommen halt von der Bank Leute wie Darius Miller oder Nikos Zisis.

Trinchieri kann sich mit seiner Rotation 40 Minuten lang auf nahezu gleichem Niveau bewegen, was die zahlreichen Blowouts erklärt. Oder, um es mit den Twitter-Worten von Per Günther, seines Zeichens Spielmacher vom Finalgegner Ulm, zu sagen: "Wer mit 10 führt und dann Zisis und Miller als siebten und achten Mann bringt, gewinnt oft."

Der Weg von Günther und seinen ratiopharm-Jungs in die Finals stellt derweil das genaue Gegenteil dar. Die Ulmer kamen dank einer zweiten starken Saisonhälfte als Tabellensiebter in die Playoffs und waren schon in der ersten Runde gegen Oldenburg eigentlich Außenseiter. Doch das Team von Thorsten Leibenath wuchs über sich hinaus und glänzte besonders mit lupenreinem Pick'n'Roll-Basketball und jeder Menge Abgezocktheit.

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So schalteten sie erst die EWE Baskets und dann die Fraport Skyliners mit 3:1 aus - wobei sie das entscheidende Spiel jeweils mit einem Punkt gewannen. Die Rolle des Außenseiters, in die die orangene Armee zweifelsfrei auch in den Finals schlüpfen wird, gefällt dieser äußerst gut, wie Leibenath nach dem Coup gegen Frankfurt untermalte: "Frankfurt war im Halbfinale gegen uns der klare Favorit, Oldenburg war im Viertelfinale der klare Favorit. Wir haben uns aber in dieser Außenseiterrolle sehr wohl gefühlt und haben die Überraschung geschafft."

Key Stats: Es gibt nur einen Bereich, in dem Ulm den Bambergern statistisch überlegen ist: Bei der totalen Anzahl der Rebounds (35,8 gegenüber 34,9 pro Spiel). Die wenigen Fehlwürfe, die sich die Baskets leisten werden, müssen kompromisslos in den Händen von rathopharm landen. Denn hat die fränkische Offensiv-Armee auch noch zweite Chancen, wird's dunkel.

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Darüber hinaus sind die Ulmer wohl mehr als jedes andere Team auf ihre Starting Five angewiesen. Leibenath ließ in den Playoffs bis jetzt nur mit einer Siebener-Rotation spielen - schwer vorstellbar, dass er daran etwas ändern wird. Dabei steht und fällt die Offense mit der Performance von Per Günther (Playoffs: 14,6 Punkte, 50 Prozent Dreier in 34 Minuten). Der Deutsche muss tunlichst auf den Ball aufpassen (3,1 Turnover) - denn bei den Steals (5,0) gehört Bamberg nicht zur Playoff-Elite. Es wäre nicht gut, wenn sich das ändert.

Key Player: Brad Wanamaker. Er ist als Point Guard eigentlich das Herzstück der Baskets, spielt bis jetzt aber durchschnittliche Playoffs (13,2 Punkte, 4,7 Assists). Besonders sein Distanzwurf (25 Prozent Dreier) will noch nicht so recht fallen, was das Pick'n'Roll für die gegnerische Verteidigung berechenbar macht. Fällt sein Dreier hingegen wieder öfter und nimmt er dem Gegner damit die Option abzusinken, wäre dies das letzte Puzzle-Stück zu einer perfekten Offensive.

Auf der anderen Seite hängt neben Günther viel von Augustine Rubit ab. Da die Bamberger in der Pick'n'Roll-Defense gerne switchen, muss er als bester Big Men seine Mismatches nutzen. Wenn er an seine 14,8 Punkte, 6,1 Rebounds und 59 Prozent aus dem Feld anknüpft, wird er auch dem großen Favoriten Probleme bereiten.

Prognose: Auch wenn Ulm zweimal bewiesen hat, dass sie sich als Underdog pudelwohl fühlen und in entscheidenden Situationen über sich hinaus wachsen können: Bamberg ist zu mächtig. Trinchieri hat eine nahezu perfekte Offensiv-Maschinerie erschaffen, die auch über Günther und Co. hinwegfegen wird. Bamberg in 3.

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