Mehr Liebe für die Seele des Spiels!

Wer würde nicht gerne ein Eins-gegen-Eins zwischen Russell Westbrook und Steph Curry sehen?
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Einführung einer 4-Punkte-Linie

Im Oktober 1979 wurde in der NBA die Dreipunktelinie eingeführt, auch wenn das längst nicht allen Traditionalisten des Spiels gefiel. Mittlerweile hat sich der Dreier im Spiel aber dermaßen etabliert, dass man sich es sich kaum noch ohne ihn vorstellen kann. Wer vom Perimeter nicht zumindest ein wenig Gefahr ausstrahlt, wird in diesen Tagen keinen Blumenpott mehr gewinnen - da muss man sich nur mal in Memphis erkundigen.

Warum also nicht noch weiterdenken? Logisch, ein "Vierer" wirkt auf den ersten Blick wie ein Gimmick, allerdings war dies beim Dreier einst genauso. Und es geht beim Sport eben immer noch in erster Linie darum, für Spektakel zu sorgen und das Publikum zu begeistern. Dafür wäre ein solcher Wurf prinzipiell der logische nächste Schritt.

Wobei man diese Evolution gerne "schleppend" einleiten kann. Soll heißen: Die Mittellinie gilt als Vierpunktelinie. Warum auch nicht? In erster Linie würde der Wurf sicherlich vorerst nur eingesetzt werden, wenn eins der ersten drei Viertel abläuft und man den Ball eben nicht per Auszeit "nach vorne tragen" kann. Diese Würfe gibt es ja auch jetzt bereits.

Doch was wäre, wenn ein Coach am Ende eines Spiels, als letztes Hurra, einen "Vierer" als Option hätte wie ein "Hail Mary" beim Football? Noch drei Sekunden zu spielen und eigener Einwurf, der Gegner führt mit 4 Punkten. Mit dem heutigen Regelwerk ist das ein guter Zeitpunkt, um sich so langsam mal zu überlegen, wie man den Rest des Abends verbringt. Läuft sonst noch ein gutes Spiel? Gibt es sonst etwas Gutes oder muss ich (Gott bewahre!) die Couch verlassen?

Diese Frage stellt sich nicht, wenn die Option eines Vierers besteht. Das Spiel ist keineswegs entschieden, wenn beispielsweise Curry in der eigenen Hälfte den Ball bekommt und dann noch eine Chance hat. Niemand, der Basketball irgendwie leiden kann, würde in einer solchen Situation den Blick vom Fernseher nehmen.

Und daher wird die Zeit kommen, um früher oder später den nächsten Schritt einzuleiten und dem Spiel noch eine weitere Waffe hinzuzufügen. Vielleicht wird das Ganze erst einmal auf kleinerer Bühne getestet, in der D-League beispielsweise. Dann wird sich schon zeigen, dass auch dieses "Gimmick" sich irgendwann etablieren könnte. Oder ist das zu radikal?

Dirk Bauermann: Ich bin kein Freund dieser Idee. Ich bin generell dagegen, dass wir immer und immer wieder Änderungen am Spiel vornehmen und es zu sehr verkomplizieren. Wenn es der Substanz hilft und das Spiel attraktiver macht, gerne. So war es mit der Dreierlinie, da hast Du Recht. Vier Punkte wären aber nochmal ein gravierenderer Einschnitt.

Wir müssen schließlich auch an die Auswirkungen für die Ebenen unterhalb der absoluten Elite denken, an Jugendbasketball, Frauenbasketball und dergleichen. Ich denke, das wäre nicht gut für den Sport. Man könnte überlegen, die Dreierlinie ein Stück weit nach hinten zu verlegen, ich bin aber auch davon nicht überzeugt. Die Linie ist dort, wo sie ist, ganz gut aufgehoben.

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