"Ich mag es, ein Bauer zu sein"

Andrea Trinchieri gewann in seiner ersten Saison in Bamberg die Meisterschaft
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SPOX: Rim Protector Trevor Mbakwe hat den Verein Richtung Maccabi Tel Aviv verlassen. Als Ersatz holten Sie College-Abgänger Gabriel Olaseni und Bayern-Reservist Yassin Idbihi. Ist das nicht ein Risiko?

Trinchieri: Nein. Es ist ganz einfach, wir haben die Möglichkeit Zisis, Strelnieks und Wanamaker gleichzeitig zu bringen. Das ist eine starke Waffe, um auch mal einen anderen Weg zu gehen und mit einer kleinen Aufstellung zu spielen. Wir erwarten von Gabriel in den ersten zwei Monaten gar nichts. Für ihn wird es so sein, als wäre er gerade vom Mars gelandet. Das passiert jedes Jahr mit den Rookies. Aber wir sind tief genug, um das in den ersten beiden Monaten aufzufangen. Er muss schnell lernen und motiviert bleiben und durch unsere Schule gehen. Es ist aber kein Risiko, weil wir es wissen. Es kommt nicht überraschend für uns. Ein Risiko bleibt in unserem Job immer, weil wir mit Menschen arbeiten.

SPOX: Sie sagten im Vorjahr auch, dass Daniel Theis das größte deutsche Talent ist und er Bambergs Lebensversicherung für die Zukunft sein kann. Wie beurteilen Sie ihn nach der ersten Saison?

Trinchieri: Er ist sehr wichtig für uns, ist aber immer noch dabei, sich als Spieler in der Liga zu etablieren. In den ersten fünf Monaten war es schlecht, eine einzige Achterbahnfahrt. Im zweiten Teil der Saison hat er sich dann gesteigert und war richtig gut. Geradezu exzellent. Nach seiner schweren Verletzung braucht er jetzt ein wenig Zeit. Er hat zwei Fähigkeiten, die sehr wichtig sind, um eine gute Karriere hinzulegen. Er ist athletisch und er kann trotz seiner Größe werfen.

SPOX: Theis wurde kritisiert, weil er in der Preseason für Bamberg auflief, aber der Nationalmannschaft verletzungsbedingt für die EuroBasket absagte. Der DBB hatte die Vermutung geäußert, dass es möglicherweise Ihre Empfehlung war, das Turnier abzusagen.

Trinchieri: (überlegt lange) Ich muss aufpassen, was ich sage, aber in meiner Karriere habe ich von meinen Trainern gelernt: Wenn du ein Spiel verlierst, ist es immer besser, wenn du über das Spiel redest und nicht über andere Dinge. Ich glaube, das war ein guter Ratschlag.

SPOX: Glauben Sie, dass die deutschen Spieler eine größere Rolle in ihren Teams brauchen, um mit der Nationalmannschaft Erfolg zu haben?

Trinchieri: Was müssen deutsche Spieler machen, damit sie eine größere Rolle bekommen?

SPOX: Hart arbeiten?

Trinchieri: Ich weiß es nicht, ich bin kein deutscher Spieler. Sie haben mir die Frage gestellt und ich kann sie nur mit einer Gegenfrage beantworten. Die Frage ist vielmehr, welches Opfer wollen sie bringen, um sich diese größere Rolle zu verdienen? Ich habe in meinem Leben noch keinen Trainer erlebt, der nicht gerne mit guten Spielern arbeiten wollte.

SPOX: Aber ist es für die deutschen Spieler nicht zu leicht einen Kaderplatz in der BBL zu bekommen aufgrund der 6+6-Regel?

Trinchieri: Ja, definitiv. Das ist aber nicht nur ein deutsches Problem. Das Problem gibt es überall dort, wo die garantierten Plätze den Wettbewerb ausbremsen. Wer hat die EuroBasket gewonnen?

SPOX: Spanien.

Trinchieri: Sie haben den größten Wettbewerb. In der spanischen Liga darf man sieben Ausländer im Team haben. Vielleicht ist das eine Lehre.

SPOX: Würden Sie die Regel ändern?

Trinchieri: Ja, ich würde sie ändern, aber nun ist es zu spät. Man kann nicht von 0 auf 100 gehen. Ich denke der Fehler lag darin, von einer unbegrenzten Anzahl an Ausländern auf mindestens sechs Deutsche zu gehen. Der Sprung war zu groß. Es gab einfach nicht genug gute deutsche Spieler.

Seite 1: Trinchieri über die Kunst, den Erfolg zu bestätigen und den Königstransfer

Seite 2: Trinchieri über die Vorwürfe vom DBB und das Problem der 6+6-Regel

Seite 3: Trinchieri über die Rivalität mit den Bayern und seine Meinung zur NBA

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