"Dirk kann den Speed nicht mitgehen"

Die SPOX-Redakteure diskutieren mit Ex-Trainer Stefan Koch (r.) über die EuroBasket
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These: Nicht Nowitzki ist Deutschlands wichtigste Waffe

Stefan Koch: Richtig. Die wichtigste Waffe im deutschen Spiel ist für mich ganz klar Dennis Schröder. Das Spiel fängt eben immer mit dem Point Guard an, da er den Ball primär in der Hand hält. Und Schröder hat eben diese wahnwitzige Schnelligkeit und Richtungswechsel drauf, mit denen er immer und immer wieder an Gegenspielern vorbeikommen kann. Natürlich ist Dirk weiterhin sehr wichtig, ich denke aber nicht, dass er bei diesem Turnier deutscher Topscorer sein wird. Allein schon deshalb, weil Fleming auf das schnelle Spiel fokussiert ist: Für diese Mannschaft wird es unglaublich wichtig sein, im Fastbreak zu einfachen Punkten zu kommen. Und das spricht ganz klar für Schröder. Dirk wird im Halbfeld seine Würfe nehmen, aber er hat ohnehin nicht mehr den Anspruch, die meisten Punkte zu erzielen. Aber letztlich können wir uns alle freuen, dass er noch einmal dabei ist. Dirk ist immer noch in der Lage, Würfe zu treffen, die sonst niemand auf diesem Planeten trifft und wird dies auch in der Crunchtime machen.

Marc-Oliver Robbers: Ich sehe das ähnlich wie Stefan. In der Vorbereitung war es schon häufiger zu sehen: Immer wieder hat sich Dirk beschwert, weil er Calls nicht bekommen hat - im internationalen Basketball ist eben einfach mehr Kontakt erlaubt als in der NBA. Früher konnte er diese harte Gangart mit Fabelleistungen regelmäßig bestrafen, aber kann er das jetzt auch noch oder wird er schneller frustriert? Im Grunde hat er es am Donnerstag auf der Pressekonferenz selbst bestätigt und sich vorgenommen, davon nicht mehr so sehr beeinflussen zu lassen. Für Dirk kann es ein richtig schweres Turnier werden, wenn die Schiedsrichter das Spiel an der langen Leine lassen. Und wo du das schnelle Spiel ansprichst, Stefan: Beim Supercup etwa waren Lo und Schröder häufig schon weg, wenn Nowitzki ankam, um einen Block zu stellen. Die Abstimmung kann sich zwar verbessern, aber diesen Speed kann Dirk einfach nicht immer mitgehen. Es wird wichtig sein, die Stärken, die Dirk hat trotzdem zu nutzen. Seinen Wurf, seine Clutchness, seine Führungsqualitäten. Nowitzki ist immer noch so verdammt wichtig für das Team, aber in anderer Weise als bei früheren Turnieren.

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Ole Frerks: Das ist es nämlich. Für mich liegt Nowitzkis Wert nicht mehr primär darin, dass er die meisten Punkte aller Spieler erzielt, sondern einfach darin, dass er auf dem Court steht. Soll heißen: Aufgrund seines Wurfs und der damit einhergehenden Reputation verteidigen Gegner das deutsche Team komplett anders, sobald Dirk mitspielt. Absinken wäre tödlich und das schafft zusätzlichen Platz für Drives von Schröder und Lo. Diese Anziehungskraft besitzen nur die besten Shooter der Welt, und da gehört Dirk eben auch heute noch dazu. Wenn wir den Ausdruck "wichtigste Waffe" daher nur über die erzielten Punkte definieren, bin ich ganz bei Stefan: Das wird Schröder sein. Für den Game-Plan, die Ausrichtung und die Defense des Gegners ist Nowitzki meiner Meinung nach aber mindestens genauso wichtig. Und am Ende des Spiels gehört der Ball immer noch in Dirks Hände.

Felix Götz: Für mich ist klar: Spielen Nowitzki UND Schröder nicht groß auf, hat Deutschland keine Chance auf Erfolg. Beide sind also gleichwichtige Waffen. Schröder muss das Spiel an sich reißen und zuverlässig punkten, ohne dabei in den entscheidenden Momenten zu überdrehen. Diese Gefahr sehe ich bei ihm. Ich kann nur hoffen, dass er mich eines Besseren belehrt. Und Dirk? Alleine seine Anwesenheit flößt den Gegnern Respekt ein. Die Defense der Gegner wird sich zu einem beachtlichen Teil auf ihn konzentrieren, was zwangsläufig dazu führt, dass sich für andere Spieler Möglichkeiten ergeben, wie Ole schon erwähnt hat. In den ganz wichtigen Momenten ist Nowitzki für mich nach wie vor die ganz klar erste Option.

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