Wer stoppt die Bestie?

Von Thorben Rybarczik
Pau Gasol ist bei der EM bisher nicht zu stoppen
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Small Forward: Rudy Fernandez vs. Jonas Maciulis

Rudy Fernandez (5,6 Punkte, 36,4% FG, 1,6 Assists): Es ist bis jetzt wahrlich nicht das Turnier des inzwischen 30-jährigen Flügelspielers. Beim Zug zum Korb scheint ihm die Spritzigkeit abhandengekommen zu sein, die ihn sonst zur unberechenbaren Waffe gemacht hatte. Auch sein Wurf von der Dreierlinie gehörte einst zu den Spezialitäten des Mallorquiners - in diesem Turnierverlauf konnte er jedoch nur 3 seiner 20 Versuche versenken.

Immerhin: Fernandez gehört nach wie vor zu den besten Spielern Europas, wenn es darum geht, Fouls zu ziehen. Gegen Frankreich versenkte er alle seine vier Freiwürfe in Phasen, in denen das Spiel auf der Kippe stand. Um gegen die beinhart verteidigenden Litauer zum Faktor zu werden, muss Fernandez eine ganze Schippe drauflegen.

Jonas Maciulis (14,5 Punkte, 59,1% FG, 6,6 Rebounds, 2,0 Steals): Der Forward von Real Madrid ist die eierlegende Wollmilchsau in Person. Er punktet am Korb, aus der Distanz, nach Assists und aus dem Dribbling - und verteidigt nebenbei auf einem mehr als guten Niveau. Eine Demonstration der Stärke lieferte er im Achtelfinale gegen Georgien ab: 34 Punkte, 11 von 13 aus dem Feld, 3 von 4 von Downtown und dazu 8 von 9 von der Freiwurflinie.

Dazu schrieb er sich 4 Steals und 2 Blocks in den Statistik-Bogen. Keine Frage: Ohne den bulligen Forward stünde Litauen nicht in diesem Finale. Er ist der Schlüsselspieler seines Teams. Wenn er liefert, ist alles möglich.

Fazit: Vorteil Litauen

Power Forward: Nikola Mirotic vs. Paulius Jankunas

Nikola Mirotic (13,3 Punkte, 55,4% FG, 5,3 Rebounds): Neben all den berechtigten Lobgesängen auf Pau Gasol darf nicht vergessen werden, dass mit Nikola Mirotic ein weiterer Big Man auf gehobenem NBA-Niveau zur Verfügung steht. Er kennt seinen Frontcourt-Partner aufgrund der gemeinsamen Zeit bei den Chicago Bulls sehr gut und entlastet ihn in den richtigen Phasen.

Der gebürtige Montenegriner verfügt über ein weiches Händchen bis hinter die Dreierlinie und kann auch aus dem Post heraus punkten, schafft es wegen seiner fehlenden Masse aber meistens nicht bis zum Korb. Das muss er auch nicht - denn die Stärken des 24-Jährigen werden von seinen Mitspielern bestens eingesetzt. Probleme könnte es wegen seines "Gewichtsproblems" am anderen Ende des Feldes geben, vor allem, wenn es gegen die enorm physisch daherkommenden Litauer geht.

Paulius Jankunas (9,8 Punkte, 3,8 Rebounds): In der Regel ist für Jankunas bei den Litauern keine große Rolle in der Rotation vorgesehen, nach den Absagen von Donatas Motiejunas und Linas Kleiza war er jedoch plötzlich der einzige nominelle Power Forward im Team. Seine Leistungen schwankten von Spiel zu Spiel, auf seine 22-Punkte-Gala zum Auftakt gegen die Ukraine folgten einige schwächere Auftritte.

Wie gefühlt jeder Litauer besitzt Jankunas gut ausgebildete Fundamentals und ist auch von draußen gefährlich, mit nur 2,05 Meter kann er seine Moves im Lowpost aber nicht immer ausspielen. Defensiv kann er dieses Defizit dank seiner guten Rumpfstabilität ausgleichen - ein Schlüsselfaktor wird er aber offensiv wie defensiv nicht werden.

Fazit: Vorteil Spanien

Center: Pau Gasol vs. Jonas Valanciunas

Pau Gasol (25,6 Punkte, 58,6 Prozent FG, 8,4 Rebounds, 2,3 Blocks): Was soll man über diesen Mann noch schreiben? Der 35-Jährige durchlebt seinen zweiten Frühling und spielt das wohl beste Turnier seiner internationalen Karriere. In der Offensive nahm der Superstar in ungewohnt aggressiver Manier jeden gegnerischen Frontcourt auseinander und punktete hochprozentig. Dank seiner nahezu perfekten Antizipation sicherte er seinem Team darüber hinaus zahlreiche zusätzliche Ballbesitze - bei seiner 40-Punkte-Gala gegen Frankreich waren es 4 Offensivrebounds.

Auch am defensiven Brett ist Gasol eine Macht. Neben seinen 8,4 Rebounds blockt er 2,3 Würfe pro Partie, mehr als jeder andere Spieler in diesem Turnier. Das Alter ist Gasol nicht anzusehen: Er scheut keinen Kontakt, setzt seinen Körper ein und hängt seinen Gegenspielern Foul um Foul an. Gegen Frankreich stand er 18 Mal an der Linie bei 16 Treffern. Dieser Mann hat eine Mission.

Jonas Valanciunas (16,9 Punkte, 60,3% FG, 8,3 Rebounds): Der Star des litauischen Teams lieferte beim Überraschungs-Erfolg im Viertelfinale über Italien ein Statement ab. 26 Punkte, 11/13 aus dem Feld und 15 Rebounds - Zahlen von fast gasol'schem Ausmaß. Der 2,10 Meter große Toronto Raptor ist ein klassisch ausgebildeter Center mit starken Postmoves und weichem Händchen auch aus der Halbdistanz.

Es gibt aber ein nicht unerhebliches Problem: Defensiv wirkt Valanciunas hin und wieder recht behäbig und gerät gegen flinke Center gerne mal in Foulprobleme. Gerade gegen einen Gasol könnte dieses Defizit zum entscheidenden Nachteil werden, denn viele Spieler mit den Körpermaßen eines Valanciunas hat Head Coach Jonas Kazlauskas nicht zur Verfügung.

Fazit: Vorteil Spanien

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