Litauen ringt Serbien nieder

Jonas Valanciunas und Miroslav Raduljica lieferten sich einen harten Kampf unter den Körben
© getty

Im zweiten Halbfinale der EuroBasket besiegen starke Litauer Serbien in einer nervenaufreibenden und äußerst intensiven Partie mit 67:64 (BOXSCORE). Damit trifft Litauen im Finale am Sonntag auf Spanien und qualifiziert sich automatisch für Olympia 2016 in Rio.

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Die Zuschauer in Lille sahen von Beginn an einen Krimi, der an Spannung nicht zu überbieten war. Litauen zog seine körperbetonte Spielweise über 40 Minuten durch und glänzte mit Defense, während Serbien erst im zweiten Viertel die richtige Einstellung fand.

Jonas Valanciunas von den Toronto Raptors erzielte 15 Zähler und griff sich 3 Rebounds, Unterstützung erhielt er vom starken Mantas Kalnientis (12 Punkte, 9 Assists). Allerdings leistete sich der Spielmacher auch haarsträubende 8 Ballverluste.

Die Serben hatten in Milos Teodosic ihren Topscorer (16 Punkte), der aber wie alle anderen Guards seines Teams äußerst schlecht aus dem Feld traf und zudem nur 3 Assists auflegte. Nemanja Bjelica von den Minnesota Timberwolves (10 Punkte) hatte ebenfalls Probleme mit der intensiven Defense der Litauer.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Bei Serbien beginnen die üblichen Verdächtigen: Teodosic, Markovic, Kalinic, Bjelica und Kuzmic stehen auf dem Parkett. Für Litauen starten Kalnietis, Seibutis, Marciulis, Jankunas und Valanciunas.

5.: Die Anfangsphase hat hohes Tempo. Milos Teodosic packt gleich mal den Dreier aus und trifft auch den Midrange-Jumper, Jonas Marciulis antwortet mit zwei Layups. Arturas Milakis trifft von Downtown und mit einem 10:0-Run geht Litauen in Führung. 14:7.

10.: Wow! Erst findet Kalnietis Valanciunas nach dem Pick-and-Roll für den zweihändigen Hammer, dann fliegt der Passgeber selbst Richtung Korb und vollendet mit Nachdruck. Und weil er so heiß ist, gibt's gleich noch einen Longball hinterher. 22:16 Litauen.

16.: Miroslav Raduljica zieht Valanciunas den Stuhl weg und provoziert den Turnover. Im nächsten Angriff wird der Litauer wieder von Kalnietis bedient und dieses Mal legt er den Alley-Oop rein. Ca trifft zweimal von der Linie - was für ein bärtiger Kampf in der Zone. 32:23 Litauen.

20.: Serbien ist wieder dran. Ein Dreier von Markovic und das parallele Foul von Kavaliauskas an Raduljica halbieren den Rückstand. Endlich bringen die Serben die gleiche Intensität wie Litauen aufs Parkett! Was für ein Fight! Bogdanovic schlängelt sich zum Leger hoch - nur noch 35:34 Litauen.

25.: Valanciunas räumt Teodosic ab und verwandelt anschließend vorne den Layup. Kuzminskas spielt Bjelica schwindelig und trifft and one! Litauen hat den Serben noch nicht einen Punkt in der zweiten Hälfte erlaubt. 40:34.

28.: Nemanja Nedovic klaut beim litauischen Einwurf den Ball und setzt Markovic in Szene für zwei. Aber nicht mit Litauen: Kuzminskas bringt sein Team per Tip-In-Dunk wieder ran, Valanciunas stopft und holt die Führung zurück. 44:43.

33.: Litauen hält den Fuß auf dem Gas. Seibutis zieht an Teodosic vorbei und legt den Spalding zum zweiten Mal im vierten Viertel rein, doch keine zehn Sekunden später rauscht Bjelicas Dreier durch die Reuse! Was für ein Spiel! 54:50 Litauen.

35.: Bjelica will jetzt übernehmen und zieht zum Korb, doch Jankunas hat Position und nimmt das Charge auf. Auf der Gegenseite begegnet Markovic Jankunas am Ring und blockt den größeren Litauer sauber beim Dunk! 57:53 Litauen.

40.: Raduoljica foult Seibutis unnötig mit 4 Sekunden auf der Shotclock und der litauische Guard behält die Nerven. Doch Serbien hat Milos Teodosic! Aus dem Laufen drückt er von Downtown ab und verkürzt auf einen Zähler. Nach dem Foul lässt Seibutis an der Linie einen liegen, doch Bogdanovic bekommt seinen Layup-Versuch nicht im Korb unter. Auch Kalnietis vergibt einen Freiwurf, doch Serbien gelingt kein Wurf mehr. Litauen steht im Finale!!! Endstand 67:64.

Serbien vs. Litauen: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Mindaugas Kuzmindskas. Der Forward kam von der Bank und war bei allen einsatzfreudigen Litauern der Vorarbeiter. War überall auf dem Feld zu finden, half in der Defense überall aus und beeinflusste mit seiner Verteidigung viele Plays. Traf zudem 6 seiner 11 Würfe für 13 Punkte und griff sich 9 Rebounds. Ebenfalls stark: Jonas Valanciunas.

Der Flop des Spiels: Bogdan Bogdanovic. Der Fener-Swingman hatte den Ausgleich in der Hand, doch der Versuch, mit wenigen Sekunden auf der Spieluhr das 1-on-1 zu wählen, ging schief. Er vertrat sich und der Ball flog in hohem Bogen in die Hände der Litauer. Traf zudem nur 1 seiner 7 Dreier und insgesamt nur 4/12 Versuche aus dem Feld.

Das fiel auf:

  • Das im Vorfeld mit Spannung erwartete Duell zwischen den bärtigen Giganten Raduljica und Valanciunas hielt, was es versprach. Körperbetont ging es unter dem Korb zur Sache, Raduljica hatte dabei gegen den starken Raptors-Center das Nachsehen. Ende des dritten Viertels musste er mit einem Cut am Oberarm ausgewechselt werden, kurze Zeit später holte sich aber Valanciunas sein viertes Foul ab und konnte wie Raduljica erst spät wieder ins Geschehen eingreifen.
  • Ende des ersten Viertels stellte Litauen auf eine 3-2 Zone um, nach einem defensiven Kollaps endete das Experiment jedoch schnell. Serbien hingegen versuchte es im zweiten Viertel mit der gängigeren 2-3 Ball-Raum-Verteidigung, doch auch dieser Versuch wurde bald wieder ad acta gelegt.
  • Vom Tip-Off an war Litauen der Aggressor und überraschte Serbien mit seiner Intensität. Gleich in den ersten zehn Minuten sammelte Litauen 3 Blocks. Erst nach mehreren Auszeiten hatte Sasa Djordjevic sein Team auf denselben Level gebracht. Von da an entwickelte sich eine knallharte Defensiv-Schlacht. Im dritten Viertel gelangen den Serben nur mickrige 9 Punkte.
  • Beide Mannschaften hatten große Probleme von Downtown. Serbien traf in Hälfte eins nur 3 von 15 Versuchen und kam insgesamt auf 21 Prozent Trefferquote. Litauen machte es mit 2/14 getroffenen Dreiern nicht wirklich besser.
  • Im zweiten Viertel blockte Valanciunas Raduljica und machte danach auf Dikembe Mutombo. Als Zoran Erceg seinerseits Valanciunas den Korb im dritten Viertel verweigerte durfte sich der litauische Big Man den Zeigefinger der Serben anschauen.
  • Das große Problem der Litauer waren die 20 Turnover, aus denen die Serben 21 Punkte und damit fast ein Drittel ihrer Zähler generierten. Im Halfcourt waren Valanciunas und Co. fast nicht zu bezwingen. Der Kampf unter den Brettern ging mit 40:29 deutlich an die Balten.

Der Spielplan der EuroBasket

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