Bamberg siegt in letzter Sekunde!

Von Thorben Rybarczik
Brad Wanamaker fand wieder in die Spur und führte Bamberg zum Sieg
© getty

In einem unglaublichen zweiten Spiel der BBL-Finals liegen die Brose Baskets Bamberg das ganze Spiel zurück, drehen die Partie aber in letzter Sekunde und siegen mit ihrer ersten Führung überhaupt mit 80:78. Dabei kontrollierte Bayern München weitesgehend das Geschehen und gab eine sicher geglaubte Führung aus der Hand.

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Die Bayern führten in der ersten Halbzeit bereits mit 18 Punkten und hatten alles im Griff. Bamberg fand überhaupt keinen Rhythmus und hatte mal wieder keine Antwort auf die Offensivrebounds der Bayern - vor allem John Bryant machte, was er wollte und legte 16 Punkte auf. Nihad Djedovic gab den Allrounder und traf aus allen Lagen für 15 Punkte bei sieben Assists, brach in der zweiten Halbzeit aber ein.

Bamberg brauchte lange Zeit, um warm zu werden, schaffte aber rechtzeitig die Wende. Sie verkürzten Stück für Stück und siegten am Ende mit der ersten Führung des Spiels 0,1 Sekunden vor Schluss - dank Dawan Robinson (9 Punkte), der die Nerven behielt. Er wurde mustergültig vom wiedererstarkten Brad Wanamaker bedient, dem mit 19 Punkten und zehn Rebounds ein Double-Double gelang und der zudem vier Assists verteilte. Am Ende herrschte allerdings noch einmal Verwirrung...

Die Reaktionen:

Heiko Schaffartzik (Bayern): "Jetzt sind wir wieder genau da, wo wir vor dem ersten Spiel waren. Ich will nicht lange rumheulen, wir müssen regenerieren und das nächste Spiel gewinnen."

Daniel Theis (Bamberg): "Es tut unglaublich gut. Wir gehen mit einem verdammt guten Gefühl ins dritte Spiel"

Svetislav Pesic (Trainer Bayern): "Das Spiel ist genauso gelaufen, wie wir es erwartet haben. Bamberg hat heute viel mehr Energie und Aggressivität gezeigt. Das hat man in der zweiten Halbzeit gesehen. Sie haben in den letzten drei Minuten sechs Punkte aus Offensiv-Rebounds erzielt. Wir hatten in diesem Moment nicht mehr genug Kraft."

Andrea Trinchieri (Trainer Bamberg): "Wir haben es heute geschafft, ein Spiel zu gewinnen, das für uns über 30 Minuten sehr, sehr schlecht aussah. Jetzt haben wir eine Best-of-Three-Serie und wir starten am Sonntag von neuem. Wir haben unglaublich schlecht gespielt. Wir hatten keine Offense, keine Defence, und auch von den Bankspielern kam keine Unterstützung. In der zweiten Hälfte haben wir die Leidenschaft und den Willen gezeigt, etwas Besonderes zu schaffen."

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Vor dem Tip Off: Was hat sich Bambergs Headcoach Andrea Trinchieri überlegt, um die Bayern-Dominanz unterm Brett zu brechen? Bezüglich seiner Starting Five erst einmal nichts. Er schickt genau wie im ersten Spiel Brad Wanamaker, Karsten Tadda, Ryan Thompson, Elias Harris und Trevor Mbakwe aufs Parkett. Auch Svetislav Pesic sieht keinen Grund für eine Veränderung - warum auch? - und startet mit Anton Gavel, Bryce Taylor, Nihad Djedovic, Dusko Savanovic und John Bryant.

3.: Extrem nervöser Beginn der Gäste, bei denen die ersten drei Ballbesitze mit einem Turnover enden. Die Bayern verteidigen das Pick-and-Roll extrem aggressiv, Bamberg hat darauf keine Antwort - 7:0 nach drei Minuten. Und schon 5:1 nach Rebounds...erleben wir ein Déjà-vu?

7.: Bamberg findet einfach keinen Rhythmus, hat nach wie vor erst zwei Feldwürfe getroffen. Bayern dagegen kommt ins Rollen, zwei erfolgreiche Djedovic-Layups mit Foul sowie Punkte der Big Men sorgen für eine frühe, zweistellige Führung - wenn das so weiter geht, droht ein Blowout.

13.: Die Bayern laufen heiß. Nachdem Bamberg zum Ende des ersten Viertels noch einmal verkürzen konnte, läuten die Roten den zweiten Durchgang mit zwei Dreiern ein - Bamberg dagegen hat Pech im Abschluss, gute und freie Würfe springen oft wieder raus. 30:15. Trinchieri wirkt ratlos und nimmt schon seine letzte Auszeit in der ersten Halbzeit.

16.: Bamberg gelingt es erstmals, einen kleinen Lauf zu starten. Das Zusammenspiel zwischen Guards und Big Men funktioniert endlich, der Ball kommt immer öfter bis zum Brett. Heiko Schaffartzik ist davon aber eher weniger beeindruckt und streut einen wilden Dreier ein.

20.: 49:35 zur Halbzeit, München dominiert nach Belieben. Schaffartzik und Djedovic sorgen für die Punkte von außen, ein bärenstarker Bryant nimmt die Bamberger Big Men auseinander. Die Gäste wirken überfordert, können sie noch einmal zurückkommen?

23.: Schneller und guter Start in die zweite Halbzeit von beiden Teams, auch Bamberg im Rhythmus. Nur: Bei Bayern sieht's nicht anders aus, John Bryant mit dem Offensiv-Rebound und den einfachen Punkten. Man of steel, die Gegner prallen an ihm ab.

27.: Bambergs Defense wird intensiver, die Bayern können von ihren zahlreichen zweiten Chancen nicht mehr profitieren. Auf der anderen Seite kommen die Guards immer wieder bis zum Brett - Layup mit Foul durch Wanamaker, der den Freiwurf aber liegen lässt. Nur noch sechs! Und schon der nächste Ballgewinn...das Spiel könnte kippen!

34.: Lass' das mal den Bryant machen! Punkte nach Offensivrebounds, aus der Halbdistanz, aus dem Pick-and-Pop oder aus dem Post - der Center ist nicht zu stoppen. Nebenbei schlägt er in der Defensive die Bälle vom Ring. Beeindruckend - genau wie die Dunks von Thompson und Taylor auf beiden Seiten. So gehen Finals!

39.: Der Ausgleich durch Darius Miller! Was ist denn hier los? Bamberg ist endgültig zurück im Spiel!

40.: Wahnsinn! Sieg mit dem Buzzer für Bamberg! Im letzten Angriff des Spiels wird Wanamaker gedoppelt, doch die Bayern vergessen Robinson, der unterm Korb vollig blank steht. Wanamaker sieht das und bedient ihn, und Robinson legt ihn gerade noch rechtzeitig rein! Aber das war's noch nicht..die Schiris diskutieren noch, ob er Wurf rechtzeitig war, geben die Punkte aber richtigerweise. Es werden aber noch einmal 0,1 Sekunden auf die Uhr gestellt - Auszeit Bayern! Doch der anschließende Einwurf bringt nichts mehr ein, der Sieg geht an Bamberg.

Der Star des Spiels: Brad Wanamaker! Nach seinem schwachen ersten Spiel stand er unter besonderem Druck, kam aber mit einer starken Leistung zurück. Hatte maßgeblichen Anteil am Comeback, traf die richtigen Entscheidungen und entlastete seine Big Men bei der harten Reboundarbeit. Hatte zudem in der entscheidenden Situation das richtige Auge für seinen Mitspieler.

Der Flop des Spiels: Nihad Djedovic. Klar erzielte er 15 Punkte und verteilte sieben Assists - doch er tauchte in der zweiten Halbzeit völlig ab. Hektische Würfe, unnötige Ballverluste und teilweise schwache Verteidigung - scheinbar hatte er das Spiel schon nach dem ersten Durchgang abgehakt.

FC Bayern - Brose Baskets Bamberg: Hier geht's zum BOXSCORE

Das fiel auf:

  • Bayerns variable Pick-and-Roll-Verteidigung verwirrte die Baskets. Mal wurde aggressiv gedoppelt, mal sanken die Münchner Big Men ab und boten den freien Wurf an - den sich Bamberg oft nicht traute zu nehmen. Andrea Trinchieri reagierte mit Small Ball und schickte drei Guards aufs Parkett. Mit angezogenem Tempo und mehr Drives wurde es bei Bambeg etwas besser, allerdings nur kurzzeitig.
  • Die Brose Baskets probierten es zeitweise mit einer Zonenverteidigung, was aber völlig in die Hose ging. Kluge High Low-Plays vom Pesic-Team brachten immer wieder Bryant oder Stimac in Position, die wiederum die einfachen Punkte verwerteten. Die Abstimmung bei Bambergs Big Men stimmte mal so gar nicht, was auch zu Foulproblemen bei Center Mbakwe führte.
  • Was hat Trinchieri seinen Jungs denn in der Halbzeitpause erzählt? Die Baskets verteidigten wie ausgewechselt aggressiv Mann-gegen-Mann, Djedovic gelang nicht mehr viel. Bei Bamberg kommt Strelnieks eine große Rolle zu, der immer wieder durch Off-Ball-Screens an den Ball kam und seine großen Mitspieler auf der Vier und Fünf exzellent bediente. Bayern musste in dieser Phase auf Einzelaktionen zurückgreifen - und hatte, wie beim Dreier mit Brett von Taylor, auch das nötige Glück.
  • Bayern agierte äußerst clever. Bambergs Center Mbakwe konnte wegen seiner Foulprobleme nicht richtig zupacken, entsprechend ging der Ball immer wieder in den Low Post zu Stimac oder Bryant, die es dann leicht hatten. Mbakwe wurde allein gelassen.
  • In der Schlussphase laufen die Bamberger Angriffe meist nicht über Wanamaker, stattdessen führen Miller und Robinson Regie. In der entscheidenden Phase übernimmt Wanamaker jedoch - und spielt den entscheidenden Pass zum Sieg!

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