Kentucky gegen den Rest der Welt

John Calipari ist der Erfolgscoach der Kentucky Wildcats
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Die Stolpersteine

Arizona Wildcats

Von den Wildcats zu den Wildcats: Ein bitteres Pünktchen trennte Arizona im Frühjahr vom Final Four - mit 63:64 verlor der One-Seed der West Region gegen die Badgers. Superstar Aaron Gordon wurde von den Magic gedraftet, Guard Nik Johnson von den Rockets. Dennoch ist das Team von Sean Miller in dessen fünfter Saison in Tucson nicht unbedingt schlechter geworden, dem Abgang der beiden Top-Scorer zum Trotz.

Schließlich sind vier der besten sechs Spieler immer noch an Bord, darunter Power Forward Brandon Ashley, der das Tournament im letzten Jahr mit einer Fußverletzung verpasste. Der Verlust von Gordon wurde zudem mit Freshman-Guard Stanley Johnson aufgefangen: Groß, kräftig, ein guter Schütze - Johnson gehörte nicht umsonst zu den Top drei Recruits dieses Jahres.

Mit Ashley und Seven-Footer Kaleb Tarczewski unter dem Korb ist die Mitte abgeriegelt, die Pack-Line-Defense von Miller sorgt darüber hinaus auch an der Dreierlinie für wenig Platz. Nicht umsonst legte man vor einem Jahr die beste Defense Efficiency des Landes auf. Gebe man dazu noch drei potenzielle First-Rounder (Ashley, Johnson und Sophomore Rondae Hollis-Jefferson), dann sollte es auch diesmal wieder mit Platz eins in der PAC-12 klappen.

Wisconsin Badgers

Die Nummer drei der ersten Polls war schon in der vergangenen Saison ganz nah dran (73:74 gegen Kentucky in den Semifinals). Dementsprechend groß ist nun der Druck auf Bo Ryans Truppe: Diesmal hat sie jeder auf der Rechnung - da trifft es sich gut, dass der Kern des Teams zurückgekehrt ist.

Da wäre zum einen Center Frank Kaminsky zu nennen: Der Big Man und Preseason All-American mit dem guten Touch von außen spielte sich 2013 plötzlich ins nationale Rampenlicht und muss seine 14 Punkte und 6 Rebounds pro Spiel bestätigen. An seiner Seite steht mit dem vielseitigen Forward Sam Dekker ein weiterer potenzieller First-Rounder. Und dann wäre da noch "Clutch Josh" Gasser: Anführer, Scharfschütze von draußen, All-Defense. "Josh ist unser Captain", sagt Kaminsky. "Er spielt nicht auffällig oder außergewöhnlich, aber er macht einfach alles gut."

Nicht viele Coaches haben mehr Erfahrung als Ryan mit seinen mittlerweile 66 Jahren. "Im letzten Jahr hatten wir acht oder neun Niederlagen, die vermeidbar waren, hätten wir einfach hier und da ein bisschen besser gespielt", gibt er die Marschrichtung vor. Die Erfahrung und das Talent sind da, die Truppe ist eingespielt. Lediglich Scorer Ben Brust könnte vermisst werden. Machen Kaminsky und Dekker den nächsten Schritt, könnten sie zum besten Big-Men-Tandem der NCAA werden.

Duke Blue Devils

Ob Coach K seinen Spielern nach seiner Rückkehr aus Spanien die WM-Goldmedaille präsentiert hat, gepaart mit einer aufpeitschenden Rede von wegen "Auch wir können dieses Jahr ganz oben stehen!" - möglich! Andererseits hat die lebende Legende des polarisierendsten Teams der Nation schon so viele Medaillen mit dem Team USA gewonnen, dass es irgendwie auch schon wieder Routine ist.

Das Gegenteil von Routine ist es dagegen, einen Top-Pick wie Jabari Parker durch den möglichen Number-one-Pick von 2015 zu ersetzen. Das könnte Duke mit Jahlil Okafor gelungen sein. Der 2,08 Meter große Center hat noch keine Sekunde College-Basketball gespielt, ist in den Mock Drafts aufgrund seines kompletten Pakets aber schon ganz vorn. Der Cousin von Emeka Okafor punktet unter dem Korb mit raffiniertem Post Game, einem feinen Händchen und guter Fußarbeit. "Mir egal, wie gut mich die Leute auch einschätzen", betont der 18-Jährige. "Mein Plan ist es, noch viel besser zu sein."

Das trifft sich gut für Coach K, der nach der bitteren frühen Pleite gegen Mercer im letzten Jahr unbedingt seinen fünften Titel will. Um Okafor hat er mal wieder einen starken Mix aus Recruits und Rückkehrern versammelt, darunter die beiden Point Guards Quinn Cook und Freshman Tyrus Jones. Cook will bereits wissen, wie der Hase läuft: "Die letzten beiden Champions hatten jeweils zwei Point Guards in der Starting Five." Dann kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen.

X-Faktor

Kansas / Louisville

Die Jayhawks haben Andrew Wiggins UND Joel Embiid verloren. Das kann man unmöglich auffangen, oder? Wahrscheinlich nicht, aber die Small Forward Kelly Oubre und Big Man Cliff Alexander - zwei Freshmen mit Ambitionen auf einen Top-Five-Pick - sind kein ganz schlechter Ersatz. Coach Bill Self, Titelträger von 2008, weiß ebenfalls, was er da tut, und gerade auf den Flügeln ist sein Team bockstark. Das Guard-Play könnte ihm allerdings zum Verhängnis werden.

Die Cardinals stehen und fallen mit Trainerfuchs Rick Pitino, und bei dem weiß man, dass die Defense auf jeden Fall steht (in den letzten vier Jahren immer Top Vier). Zudem ist Power Forward Montrezl Harrell überraschenderweise auf der Schule geblieben: Niemand dunkt härter und öfter als er. Der Verlust von Russ Smith tut weh, die erfahrenen Guards Chris Jones und Terry Rozier sollten das allerdings kompensieren können. Pitino hat noch eine Rechnung mit Kentucky offen: 2012 und 2013 haben ihn die Wildcats aus dem Tournament gekickt - die Motivation ist also das geringste Problem.

Absturzkandidat

Florida

36 Siege feierten die Gators in der letzten Saison, erst im Halbfinale war gegen die Huskies Schluss. In der SEC blieb man zudem ungeschlagen und zeigte dem vermeintlich übermächtigen Rivalen aus Kentucky seine Grenzen auf. Coach Billy Donovan muss jedoch einen üblen Aderlass verkraften: Gleich vier Starter verließen Gainesville. So muss sich das neue Team erst finden - erneut die zweitbeste Defense des Landes zu stellen, ist da fast unmöglich. Die SEC ist insgesamt schwach, daher sind wieder einige Siege möglich, aber Kentucky ist in diesem Jahr weit enteilt, ein Top-Seed im Tournament unwahrscheinlich.

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