"Wir sind Uli Hoeneß sehr dankbar"

Jordi Bertomeu hat die Euroleague als Boss in den letzten Jahren weltweit vorangetrieben
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SPOX: Der Mann, der dafür gesorgt hat, dass es den FC Bayern Basketball überhaupt gibt, sitzt aktuell im Gefängnis: Uli Hoeneß. Wie beurteilen Sie seine Verdienste für die Bayern Basketballer?

Bertomeu: Es steht außer Zweifel, welch großen Anteil Uli Hoeneß daran hat, dass sich Basketball in München so etabliert hat. Ohne ihn würden wir jetzt gar nicht darüber sprechen. München, die BBL, Basketball-Europa - wir sind Uli Hoeneß alle sehr dankbar für alles, was er für den Basketball-Sport getan hat, keine Frage.

SPOX: Was München allerdings fehlt, ist eine neue Arena...

Bertomeu: Wir wünschen uns natürlich, dass alle unsere Teams in brandneuen und topmodernen Arenen spielen, das ist sicherlich auch die Zukunft. In München ist fast jedes Spiel ausverkauft. Das zeigt, was für ein Potenzial und was für eine Fan-Base vorhanden ist. Ich bin mir sicher, dass München alles tun wird, um eine neue Arena zu bauen. Es gibt ja bereits Pläne für eine neue Halle im Olympiapark, die dann ein neues Zuhause für Basketball und Eishockey in München werden könnte.

SPOX: Ohne taugliche Arena ist München natürlich aktuell kein möglicher Standort für ein Final Four. Sie haben immer betont, dass die Euroleague wieder nach Deutschland zurück will mit dem Final Four. 2009 war das Final Four in Berlin, ein Jahr zuvor in Madrid, jetzt ist 2015 wieder Madrid an der Reihe... Wann ist es soweit für Deutschland?

Bertomeu: Relativ bald.

SPOX: Heißt konkret?

Bertomeu: Wir befinden uns in Gesprächen mit verschiedenen Städten, unter anderem Berlin, Köln und Hamburg. Je früher wir wieder das Final Four in Deutschland austragen können, desto besser. Wir suchen noch nach dem richtigen Zeitpunkt, aber wir werden in der näheren Zukunft das Final Four wieder in Deutschland haben, das kann ich Ihnen versprechen. Uns geht es schließlich immer darum, in unsere wichtigsten Märkte zu gehen, in denen es eine große Basketball-Tradition gibt. Deshalb gehen wir im nächsten Jahr auch wieder nach Madrid, eine Stadt, die alle Voraussetzungen erfüllt, um ein toller Ausrichter zu sein. Wir sind zuversichtlich, dass wir in Madrid erneut ein großartiges und erfolgreiches Event erleben werden.

SPOX: In unserem letzten Interview haben wir über ein potenzielles Matchup zwischen dem NBA- und dem Euroleague-Champion gesprochen. Gibt es diesbezüglich Fortschritte?

Bertomeu: Wir haben es der NBA vorgeschlagen, einen Wettbwerb einzuführen, aber es ist kompliziert. Es ist einfach nicht das Konzept der NBA, ihre Klubs in einem Wettbewerb mit Non-NBA-Teams antreten zu lassen. Ich wäre sehr überrascht, wenn sich das ändern würde. Nichtsdestotrotz führen wir gute Gespräche mit dem neuen Commissioner Adam Silver, zuletzt bei der WM in Barcelona. Wir haben uns darauf verständigt, dass beide Seiten alles versuchen wollen, dass man noch enger und besser zusammenarbeitet. Aber es ist noch zu früh, um zu sagen, was daraus vielleicht entstehen kann.

SPOX: Abschließend noch ein Thema, das Sie wahrscheinlich auf die Palme bringen wird. Die FIBA plant, ab 2017 Qualifikationsspiele während der Saison auszutragen. Ein Unding?

Bertomeu: Ich sage Ihnen folgendes: Wir haben ein Prinzip. Wenn du den bestmöglichen Wettbewerb haben willst, dann sollten auch die besten Spieler auf dem Court stehen. Wenn du dich nicht an dieses Prinzip hältst, enttäuschst du zum einen die Fans und zum anderen ist es dann kein fairer Wettbewerb mehr, wenn ein Team nicht seine besten Spieler zur Verfügung hat. Wir haben ein schriftliches Abkommen mit der FIBA, das beinhaltet, dass Spiele während der Saison nicht erlaubt sind. Das ist aber gar nicht der entscheidende Punkt. Der entscheidende Punkt ist, dass wir daran denken müssen, was das Beste für den Basketball-Sport ist. Die NBA wird nicht ihre Saison unterbrechen, weil die FIBA Qualifikationsspiele macht. Natürlich nicht. Warum wollen wir die Fans mit solchen Entscheidungen enttäuschen? Das verstehen wir nicht und deshalb kämpfen wir dagegen. Nochmal: Wir haben eine Vereinbarung, aber darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass die FIBA wie die FIFA sein will, aber die Realität ist eine ganz andere. Die FIFA ist der oberste Dachverband im Weltfußball, die FIBA ist das aber nicht im Weltbasketball, weil es die NBA gibt. Die FIBA meint, sie sei wie die FIFA, das ist sie aber nicht. Diese Realität kann man nicht einfach ignorieren, das ist der Punkt.

Seite 1: Bertomeu über deutsche Teams und das Lizenzierungssystem

Seite 2: Bertomeu über Uli Hoeneß und ein Final Four in Deutschland

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