Das war wie bei Pep Guardiola

SID
Daniel Theis wird in der Summer League für die Washington Wizards auflaufen
© imago

Daniel Theis schreibt in seinem SPOX-Tagebuch über seinen Sommer in den USA. Die Summer League mit den Wizards und ein Duell mit Dennis Schröder stehen unmittelbar bevor. Vor dem Abenteuer USA stand allerdings noch die Hochzeit und der Wechsel nach Bamberg an. Aufregende Wochen!

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Ich hab' mich echt gefreut, als Spox fragte, ob sie mich durch den Sommer begleiten können. Ich freue mich, euch regelmäßig up to date zu halten, es wird eine vollgepackte off-season!

Was sind das für Wochen?! Erst der Wechsel nach Bamberg, dann meine Hochzeit und jetzt die Summer League in Vegas. Etwas stressig, klar, aber eigentlich fühlt sich das Ganze an wie im Traum. Nehmen wir nur die Hochzeit. Wir hatten ein absolut traumhaftes Wochenende.

Eigentlich war ich entspannt, ein wenig Nervosität bleibt bei einem solchen Ereignis aber natürlich. Meine Frau war da schon deutlich angespannter. Immerhin hatte sie - ganz klassisch - beinahe die gesamte Organisation übernommen. Aber keine Angst, Mitspracherecht hatte ich natürlich schon.

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Am Ende ist ohnehin alles perfekt gelaufen. Gleich zwei Mal haben wir gefeiert. Erst im großen Kreis in Ulm, dann mit Familie und engsten Freunden auf Mallorca. Erst beim Italiener mit einem Menü aus Antipasti, Pasta und hausgemachter Panacotta, dann mit Barbecue-Büffet und endlich auch klassischer Hochzeitstorte, die wir pünktlich um Mitternacht angeschnitten haben.

Nachdem wir die Feier in Ulm wegen des Fluges nach Mallorca um 5 Uhr morgens schon gegen 22 Uhr beendeten, wurde es auf Mallorca dann auch etwas länger. Klar steht noch die USA-Reise an, aber einen solchen Tag muss man einfach genießen - natürlich ohne komplett über die Stränge zu schlagen. Zumal ich ohnehin nicht der Typ bin, der sich richtig gehen lässt.

Am Ende hatten wir eine rundum gelungene Feier. Einige Mitspieler waren leider schon im Urlaub und die Amerikaner natürlich bereits wieder in der Heimat, aber das ist nach so einer anstrengenden Saison ja auch mehr als verständlich.

Mir haben die Tage auf Mallorca deshalb auch richtig gut getan. Da wir erst dienstags zurückgeflogen sind, blieb auch ein wenig Zeit, mit Freunden und Familie auszuspannen und den Akku wieder aufzuladen. Zwischen Saison, USA-Vorbereitung, Bamberg-Wechsel und Hochzeit eine willkommene Abwechslung. Ein wenig stressig waren die Tage vor der Trauung nämlich schon. Gerade durch meinen Wechsel. Das ging alles so unglaublich schnell.

Trinchieri wie Guardiola

Kurz nach Bambergs erster Kontaktaufnahme mit meinem Berater Ademola Okulaja habe ich auch schon mit dem neuen Trainer Andrea Trinchieri gesprochen. Und ich hatte direkt ein richtig gutes Gefühl, alles war unglaublich positiv. Andrea schätzt mich sehr, will mich besser machen.

Nach unserem Gespräch war das ein bisschen wie damals, als Pep Guardiola zu den Bayern gewechselt ist. Ich wollte für diesen einen Trainer spielen. Trinchieri hat eine unglaubliche Persönlichkeit und ist ein herausragender Trainer, das war für mich schon sehr ausschlaggebend.

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Aber auch die Gespräche mit Wolfgang Heyder, das Sportliche und das persönliche Empfinden von mir und meiner Frau - all das hat gepasst. In Bamberg wird sehr familiär miteinander umgegangen. Das gefällt mir. Nach Medizincheck und Pressekonferenz habe ich dann auch direkt einige Sachen von Ulm nach Bamberg bringen lassen. So kann ich im Herbst direkt loslegen.

Zunächst muss all das aber hinten anstehen, schließlich erfüllt sich für mich ein kleiner Traum. Jetzt zählen nur die Wizards und die Summer League. Am 11. Juli geht's los in Vegas. Ich bin allerdings bereits am 3. Richtung USA geflogen. So habe ich genug Zeit den Jetlag hinter mich zu bringen und mich gemeinsam mit meinen Mitspielern auf das Turnier vorzubereiten.

Vom Pool in Mexiko zu den Wizards

Wie das Ganze zustande gekommen ist, ist eigentlich unglaublich. Ademola, der mir unglaublich viel abnimmt und wirklich mehr Freund als Agent ist, hatte mir gesagt, dass es nicht allzu schwer wäre ein Team zu finden, dass man sich aber Zeit nehmen müsse das richtige auszusuchen. Eines, das nicht nur sein Roster auffüllen, sondern mir auch wirklich Spielzeit geben möchte.

Und da die Teams meistens erst nach dem Draft, also Mitte, Ende Juni entscheiden wen sie endgültig zur Summer League einladen, bin ich nach Saisonende erst einmal in den Urlaub nach Mexiko geflogen. Dort lag ich dann mit meiner Verlobten am Pool, musste aber noch einmal ins Zimmer um etwas zu holen. Als ich dann auf mein Handy schaute, war die Nachricht von Ademola auch schon da. Die Wizards wollten mich. Unglaublich!

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Ihr müsst Euch das mal vorstellen: Einen Tag zuvor hatte Ademola mir noch gesagt, dass sich alles noch ein wenig hinziehen könnte, dass ich Geduld aufbringen müsse - und dann das. Ich dachte erst, er erlaubt sich einen Spaß und habe ihn direkt angerufen. Die Nachricht blieb dieselbe. Das war so ein unglaubliches Gefühl. Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind.

Deshalb wollte ich den Flug in die USA auch unbedingt selbst buchen. Das macht dann einfach Spaß. Gerade wenn man wirklich schwarz auf weiß hat, dass es wirklich passieren wird. Natürlich habe ich noch in Mexiko wieder mit dem Krafttraining begonnen und auch zuhause in Ulm zwei Mal am Tag trainiert. Unglaublich war dabei auch die Unterstützung meiner Frau. Sie ist immer mit mir in die Halle gegangen und hat für mich gereboundet. Sie spielt nämlich auch Basketball, kein Witz.

Wiedersehen mit Dennis Schröder

Ich habe in den letzten Wochen wirklich alles gegeben, um perfekt vorbereitet in die USA zu fliegen. Am Ende will ich mir einfach nicht vorwerfen irgendetwas nicht gemacht zu haben. Überhaupt möchte ich die Zeit einfach genießen, frei aufspielen und mich bestmöglich präsentieren.

Natürlich hofft man auch irgendwie auf einen Vertrag, das ist das Ziel und für seine Ziele muss man kämpfen. Wenn es nicht klappt, bleibt aber die Erfahrung, die kann mir keiner nehmen. Und vielleicht hat mich auch ein Team für die kommenden Jahre auf dem Zettel, sollte ich meine Leistungen aus den BBL-Playoffs auch in der Summer League abrufen können.

Aber wie gesagt, ich möchte die Zeit einfach genießen. Immerhin wird allein das erste Spiel in Las Vegas etwas ganz Besonderes. Direkt zum Auftakt geht's nämlich gegen die Atlanta Hawks und meinen alten Kumpel Dennis Schröder. Wir kennen uns ja noch aus Braunschweiger Zeiten und treffen nun im Rahmen der NBA aufeinander. Das ist schon unglaublich. Da wird via SMS natürlich der eine oder andere Spruch ausgetauscht. Dennis meint zum Beispiel, ich solle aufpassen, dass er nicht über mich dunkt - was selbstverständlich äußerst unwahrscheinlich ist.

Es ist einfach schön, gegen alte Freunde zu spielen. Zumal mit Danilo Barthel und Elias Harris zwei weitere Deutsche in Las Vegas dabei sein werden. Das ist schon sehr cool und wird auch dem deutschen Basketball weiterhelfen. Mal sehen, was wir mit der Nationalmannschaft bei der EM-Quali dann erreichen können. Davor melde ich mich aber noch mal bei Euch.

Drückt mir die Daumen für die Summer League!

Bis bald!

Euer Daniel

Daniel Theis im Steckbrief