"Pleiß ist immer eine Herausforderung"

Von Max Marbeiter
Ante Tomic (r.) kämpft mit Barcelona um die Krone in der Euroleague
© getty

Ante Tomic zählt zu den besten Centern Europas. Im SPOX-Interview spricht er über das anstehende Euroleague-Final-Four in Mailand (Fr., 18 Uhr im LIVE-TICKER), seine Real-Vergangenheit, Tibor Pleiß und den gescheiterten Weg in die NBA.

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SPOX: Ante Tomic, am Wochenende spielen Sie Ihr drittes Final Four in vier Jahren. Wird es langsam Alltag?

Ante Tomic: (lacht) Jein. Klar ist es jedes Jahr irgendwie dasselbe. Jedes Jahr versuchst du, zu gewinnen. Das Final Four ist immer das oberste Ziel für jeden, der in der Euroleague spielt. Wir haben eine gute Serie und ich hoffe, dass sie weitergeht und wir das Final Four dann auch mal gewinnen.

SPOX: Sie sprechen es an. Bislang konnten Sie noch kein einziges Final-Four-Spiel gewinnen. Erhöht das den Druck ein wenig?

Tomic: Zuletzt waren wir immer Vierter, das stimmt. Deshalb ist das erste Ziel, nicht schon wieder Vierter zu werden. (lacht) Damit soll aber natürlich nicht Schluss sein. Wir wollen gewinnen. Das wär schon eine große Sache für mich und das gesamte Team.

SPOX: Die Chancen stehen sicherlich nicht schlecht. Immerhin war Barcelona seit Beginn der Top 16 das konstanteste Team der Euroleague. Sie haben sich als Erster für die Playoffs qualifiziert, haben Galatasaray dort gesweept. Was macht Sie so stark, nachdem Sie zu Beginn der Saison noch kleinere Probleme hatte?

Tomic: Wir hatten zu Beginn einige Probleme mit Verletzungen. Als alle Jungs dann langsam zurückgekommen sind, haben wir begonnen, uns kontinuierlich zu steigern. Als die Top 16 dann losgingen, erreichten wir ein ziemlich hohes Level, haben vor allem auswärts wichtige Spiele gewonnen, bei Fenerbahce, Panathinaikos oder Olympiakos. Die Siege haben uns zusätzliches Selbstvertrauen gegeben, sodass wir unsere Leistung konstant hochhalten konnten und die Top 16 dann auf Platz eins abgeschlossen haben.

SPOX: Spielt Ihre gut ausbalancierte Offense auch eine Rolle? Immerhin kommen sieben Spieler im Schnitt auf mindestens 7 Punkte.

Tomic: Definitiv. Allerdings haben wir auch in der Defense eine gute Balance. 14 Spieler sind im Roster und jeder einzelne ist für uns extrem wichtig. Wir haben viele Jungs, die das Spiel an beiden Enden des Courts beherrschen. Die Offense und die Defense. Klassische Two-Way Player. Das ist der Schlüssel eines jeden erfolgreichen Teams.

SPOX: Nach den Erfolgen der vergangenen Wochen geht es im Final-Four-Halbfinale nun gegen Real, gegen das Sie im vergangenen Jahr ausschieden und das Copa-del-Rey-Finale kürzlich erst in allerletzter Sekunde verloren. Hegen sie Rachegefühle?

Tomic: Nicht wirklich. Natürlich haben wir nicht vergessen, was in der Copa del Rey passiert ist. Das war schon sehr bitter für uns. Jetzt ist das aber ein ganz anderes Spiel, ein anderer Wettbewerb und für uns eine neue Chance, ein Finale zu erreichen. Wir müssen uns auf das Hier und Jetzt, auf unsere Stärken konzentrieren und dürfen nicht daran denken, was in der Vergangenheit passiert ist. Jetzt geht es um das Final Four.

SPOX: Sie selbst haben eine Vergangenheit in Madrid. Bevor Sie zu Barcelona wechselten, hat Real ihren Vertrag nicht verlängert. Sind Spiele gegen Ihren ehemaligen Klub deshalb noch etwas Besonderes für Sie?

Tomic: Nein, ich bin jetzt seit zwei Jahren in Barcelona und habe mittlerweile schon oft gegen Real gespielt. Das Spiel an sich ist wegen der Rivalität der beiden Klubs natürlich schon speziell. Für mich persönlich aber nicht mehr.

SPOX: Als einen der Gründe, weshalb Real nicht mit Ihnen verlängerte, gab Coach Pablo Laso an, dass Sie nicht robust genug seien. Will man ihm das Gegenteil beweisen?

Tomic: So etwas ist mir egal. Was in den Zeitungen steht, interessiert mich eigentlich nicht. Mir geht es um den Basketball und darum, meinem Team bestmöglich zu helfen.

SPOX: Seit Ihrem Wechsel haben Sie sich immerhin zu einem der besten Big Men in Europa entwickelt. Haben Sie in Barcelona das perfekte Umfeld gefunden?

Tomic: Absolut. Das habe ich schon gesagt, als ich hierherkam. Hier kann ich mich beweisen, meine Talente entwickeln und mich ständig verbessern. Von daher kann man das schon so sagen (lacht).

SPOX: Ein Talent, das Sie den meisten Big Men voraushaben, ist Ihr Passspiel. Arbeiten Sie explizit daran oder ist das purer Instinkt?

Tomic: Das ist purer Instinkt. Natürlich arbeitet man im Training und auch während der Spiele irgendwie daran. Es einfach ein sehr wichtiger Aspekt des Spiels, um einfache, offene Würfe für die Teamkollegen zu kreieren.

SPOX: Ist es als Center einfacher oder schwerer, Würfe für seine Teamkollegen zu kreieren?

Tomic: Ich würde sagen, dass es einfacher ist. Ich bin größer und habe deshalb einen besseren Überblick. Zudem ist es von unter dem Korb einfacher, nach außen zu passen und offene Shooter zu finden, als für einen Guard.

SPOX: In dieser Saison wurden Sie als erster Spieler überhaupt zwei Mal in Folge zum Euroleague-MVP des Monats gewählt. Wie wichtig sind Ihnen solche individuellen Auszeichnungen?

Tomic: Das bedeutet auf der einen Seite sehr viel, auf der anderen aber auch wieder gar nichts, wenn wir als Team nichts gewinnen. Basketball ist ein Teamsport, bei dem jeder einzelne wichtig für den Erfolg der Mannschaft ist. Natürlich freue ich mich über solche Auszeichnungen. Wenn wir die Euroleague aber nicht gewinnen, bedeutet es nicht mehr ganz so viel.

SPOX: Aber als Beleg, dass Sie einen guten Job gemacht, nehmen Sie es schon...

Tomic: Ja, das auf jeden Fall.

SPOX: In den Top 16 haben Sie, wie in der spanischen Liga, gegen Tibor Pleiß gespielt. Wie hart ist er als Gegenspieler?

Tomic: Er hat eine richtig gute Saison hinter sich, macht sich gut in Spanien und ist dort für mich definitiv einer der besten Center der Liga. Es ist immer eine Herausforderung, gegen ihn zu spielen. Bei seinem Team läuft es nicht so gut, aber er pusht sie immer wieder zu besseren Leistungen.

SPOX: Wo würden Sie ihn unter den Centern in Europa einordnen.

Tomic: In den Top 5. Definitiv.

SPOX: Die Oklahoma City Thunder besitzen Pleiß' Draftrechte. Sie selbst wurden 2008 von den Utah Jazz gepickt. Weshalb sind Sie dann doch nicht in der NBA gelandet?

Tomic: Genau kann ich das eigentlich gar nicht sagen. Ich habe einfach meinen Weg in Europa eingeschlagen. Erst Madrid, jetzt Barcelona. Deshalb denke ich momentan auch nicht an die NBA. Irgendwie haben dann wohl beide Seiten, also die Jazz und ich entschieden, dass es doch nicht passt.

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