Zittersieg: FCB stürmt "Freak-City"

Von Jonas Schützeneder
Mit Power: Mike Zirbes versucht sich in der FCB-Zone durchzutanken.
© getty

Im Duellen der beiden punktgleichen Tabellenführer der BBL verschaffen sich die Münchner einen wichtigen Vorteil. Mit dem knappen 76:75-Auswärtssieg (BOXSCORE) gelingt dem Team von Svetislav Pesic damit ein entscheidender Schritt zum Heimvorteil in den Playoffs.

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Unter den Augen von Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann, der beide Kontrahenten bereits trainierte, kamen die Gäste zu Beginn besser in die Partie und trafen auch direkt die ersten drei Versuche von Downtown. Bamberg kämpfte sich im zweiten Abschnitt aber zurück.

Die intensive Partie dominierten die Gäste vor allem am Brett, während Bamberg aus der Distanz gefährlicher war. In der hektischen Schlussphase hatten die Franken bei einem Punkt Rückstand den letzten Angriff, Smith verlegte die Chance zum Sieg allerdings denkbar knapp.

Auf Seiten der Gäste überzeugten vor allem Bryce Taylor (15 Punkte) und Deon Thompson (9 Punkte, 8 Rebounds). Beim amtierenden Meister hielten D'Or Fischer (13) und Elias Harris (12) dagegen.

Fazit: Playoff-Intensität in einem Match, das zurecht als Spitzenspiel gefeiert wurde. Beide Teams bewiesen nach den Rückständen große Moral und viel Einsatz. Am Ende waren es Kleinigkeiten, die den Gästen zum Sieg verhalfen: Die Münchner dominierten am Brett und Bamberg vergab zuviele Punkte von der Linie. Außerdem: Den letzten Angriff muss der Meister trotz intensiver Bayern-Defense einfach besser einleiten.

Die Reaktionen:

Svetislav Pesic: "Man weiß, dass die Mannschaft, die weniger Fehler macht und mehr Rebounds holt, Spiele bestimmen kann. Wir haben heute einen Rekord geschafft mit nur vier Turnovers und haben auch wieder sehr stark geboundet, das hat uns Selbstvertrauen gegeben. Direkt nach dem Spiel haben uns Uli Hoeneß und Jupp Heynckes angerufen. Sie haben uns gratuliert, nicht nur wegen des Sieges, sondern weil wir gekämpft haben."

Chris Fleming: "Ich gratuliere Svetislav und seiner Mannschaft, nicht nur zum heutigen Sieg, sondern auch zum europäischen Erfolg, ich habe diese Spiele genossen. Wir haben heute ein sehr gutes zweites Viertel gezeigt, im dritten dann leider bei neun Punkten vor gute Chancen ausgelassen, uns abzusetzen: Freiwürfe und offene Würfe. Das hat Bayern ausgenutzt. Trotzdem stimmt unsere Richtung, und ich freue mich, wenn wir uns demnächst wiedersehen."

John Bryant: "Das war ein hartes Spiel, ein echter Kampf bis zum letzten Wurf. Aber wir haben gut verteidigt, die Defense und die Transition-Offense haben den Ausschlag gegeben. Der erste Platz ist jetzt eine große Sache für uns, wenn wir ihn verteidigen und den Vorteil dann in den Playoffs haben."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Keine große Überraschung: Die Gäste starten mit Delaney, Djedovic, Taylor, Thompson und Bryant. Für Bamberg beginnen Jordan, Gavel, Sanders, Ford und Fischer. Wie zu erwarten war, macht "Freak City" seinem Namen alle Ehre, die Stimmung kocht förmlich in den Minuten vor dem Tip-Off.

3.: Überragender Start für D'Or Fischer, der vorne die ersten vier Punkte seiner Mannschaft erzielt und in der Defense einen Delaney-Layup spektakulär blockt. Wenig später lässt er Bryant sogar per Crossover aussteigen und dunkt locker zum 9:7.

7.: Die Bayern kommen ins Rollen: Zweimal wird der Ball schnell in den Post gebracht, auf Vorlage von Bryant und Delaney schließt Thompson jeweils per Dunk ab. 13:9 für die Münchner.

10.: Gavel und Idbihi vergeben jeweils die letzten Chancen auf Punkte im 1. Viertel. Der FCB geht mit einer 21:16-Führung in die erste Pause.

13.: Bayern presst über das gesamte Feld und doppelt in der Defense. Bamberg findet mit Smith allerdings erfolgreich den freien Mann und verkürzt auf 23:26.

16.: Fischer on Fire: Der Bamberger bleibt ohne Fehlschuss und trifft mit seinem achten Punkt zum 29:28 für den Champion. Auffällig: Fischer ist vor allem nach dem eigenen Rebound deutlich schneller auf der Gegenseite als Gegenspieler Bryant.

19.: Gerangel unter dem Korb der Bayern. Nach einem Dreier von Harris drückt Sanders beim Kampf um den Rebound mit dem Ellbogen gegen den Hals von Benzing. Die Schiedsrichter entscheiden zurecht auf Unsportliches Foul für beide Spieler.

20.: Delaney schafft es über mehrere Minuten nicht, konstruktive Angriffe der Bayern zu organisieren. Für die Hausherren treffen dafür Jordan und Gavel. Mit 40:34 geht es in die Pause.

23.: Zum ersten Mal seit längerem bekommt Bryant ein brauchbares Anspiel im Post und kann verwerten. Erst vier Punkte für den amtierenden MVP der Liga. Bamberg führt mit 44:38.

26.: Wieder ist es Bryant, der die Bayern-Offensive am Leben hält. Auf der Gegenseite kommt Ex-Laker Elias Harris richtig in Schwung und sorgt für das 53:44.

30.: Pünktlich zum Schlussviertel deutet sich der große Krimi an! Begünstigt durch Ballverluste und schlechte Wurf-Auswahl sind die Gäste plötzlich wieder zurück im Spiel und gehen mit einer 58:57-Führung in die letzte Pause.

32.: Beide Teams liefern sich unter den Brettern einen harten Fight. Bisher haben die Gäste leichte Rebound-Vorteile (27:25) und führen acht Minuten vor Ende mit 62:59.

35.: Ein harter Fight: Es wird zunehmend ruppig und die Foul-Probleme auf beiden Seiten nehmen zu. Einfache Punkte sind quasi ausgeschlossen. Mit 67:65 gehen die Oberbayern mit knappem Vorsprung in die Schlussphase.

38.: Starker Einsatz der Bayern, die sich mit zwei Offensiv-Rebounds drei entscheidende Chancen erarbeiten und durch Thompson letztlich nutzen können. Mit dem 74:68 deutet viel auf einen Auswärtssieg hin.

40.: Was für eine Dramatik: Bamberg hat den letzten Angriff, zögert aber beim 75:76 viel zu lange mit dem Abschluss. Bryant verteidigt stark und Smith verlegt die letzte Chance zum Sieg!

Der Star des Spiels: Bryce Taylor. Der athletische Swingman überzeugte mit 15 Punkten als Topscorer und agierte gewohnt variabel. Deutlich engagierter als Delaney bei der Penetration und auch stark aus der Distanz - Taylor lieferte die Offense-Power, die sein Team unbedingt brauchte. Ebenfalls stark: Seine Defense in der Crunchtime.

Der Flop des Spiels: Sharrod Ford. Gegen die geballte Bayern-Power an den Brettern hatte Ford nur wenig entgegenzusetzen. Seine drei Rebounds waren viel zu wenig, in der Offensive blieb er mit 1/4 Dreiern glücklos. Im Vergleich zu Thompson wirkte Ford eher unmotiviert.

Das fiel auf:

  • Bamberg versuchte von Beginn an direkt und agressiv am Mann zu verteidigen. Während Jordan mit Djedovic größere Proleme hatte, war Delaney bei Gavel sehr gut aufgehoben. Im Laufe der Partie wechselte Fleming allerdings mehrfach die Zuteilungen auf den kleinen Positionen
  • Konsequent suchten die Franken früh den Wurf von Downtown. Mit 2/7 gelang das im Auftaktviertel allerdings nur mäßig, wurde im Verlauf der Partie allerdings immer besser.
  • Delaney hatte durchwegs Probleme in der Offense. Der Aufbau war ungewohnt unsicher beim eigenen Wurf und suchte trotz vieler Blöcke so gut wie nie den Weg zum Korb. Dazu kamen mehrere schlechte Abspiele. Ein wesentlicher Grund für das schwache 2. Viertel der Bayern (13:24).
  • Hustle: Die ganze Saison hinweg dominieren die Münchner bei den Offense-Rebounds die Liga. Und auch Bamberg hatte dagegen keine Mittel. Starke 13 Abpraller am offensiven Brett gingen an die Gäste, die sich damit entscheidende Wurfchancen erarbeiteten.
  • Agressive Gastgeber: In gewohnter Bamberg-Manier agierten Flemings Schützlinge bei Handovern und Blocks sehr agressiv am Mann und verhinderten dadurch fließende Offensiv-Aktionen. Die Kehrseite: Sanders, Harris und Ford hatten auch deshalb mit Foul-Problemen zu kämpfen und der FCB nutzte die zahlreichen Chancen an der Linie.
  • Keine Spur von Fastbreaks: Weil Bamberg das Setplay suchte und sorgsam mit dem Ball umging, hatten die Bayern kaum Gelegenheit für Schnellangriffe und waren somit ihrer großen Stärke beraubt. In der hektischen Schlussphase nutzten die Bayern vor allem ihre Überlegenheit am Brett zu entscheidenden Punkten.

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