"Der Wurf meines Lebens"

Gary von Waaden gewann mit Ulm 1996 den Pokal
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SPOX: Basketball spielt in Ulm eine sehr große Rolle, das ist heute nicht anders als damals. Sie haben sechs Jahre für die Ulmer gespielt. Was war das Besondere an diesem Verein?

Von Waaden: Die Fans! Die Ulmer Fans waren immer sehr, sehr gut und sehr, sehr positiv - und deshalb für mich etwas ganz Besonderes.

SPOX: Was meinen Sie genau?

Von Waaden: Was in der alten Halle auf dem Kuhberg immer los war, war einfach unglaublich. Diese Atmosphäre hat uns oft dabei geholfen, favorisierte Teams zu überraschen. Sie müssen mal Spieler von anderen Klubs von damals fragen - in Ulm hat niemand gerne gespielt. Wir Spieler bekamen durch die Fans sehr viel Selbstvertrauen. Und toll fand ich auch, dass die Kinder in der Kuhberghalle immer die VIP-Plätze hatten. Die saßen direkt am Spielfeldrand, so etwas gab es sonst kaum.

SPOX: Sie, Walker, Jens Kujawa, Bo Dukes, Stephen Arigbabu, Mike Knörr und Brad Dean als Coach: Die Ulmer hatten damals eine schlagkräftige Truppe beisammen. Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Ihren früheren Teamkollegen?

Von Waaden: Leider nicht wirklich. Nur zu Calvin Oldham, der heute Bremerhaven trainiert. Aber der war beim Pokalsieg schon gar nicht mehr dabei - und noch zu Uwe Sauer. Jarvis habe ich einmal getroffen, als er vor ein paar Jahren mal in Deutschland war. Aber sonst - eigentlich schade. Aber so ist das nun mal, alles verläuft sich ein wenig.

SPOX: Früher spielte Ulm in einer Schulsporthalle auf dem Kuhberg, heute in der hoch modernen Ratiopharm-Arena. Der Verein ist viel professioneller geworden, oder?

Von Waaden: Natürlich wurde auch damals versucht, möglichst professionell zu sein. Aber der Unterschied ist schon groß. Die neue Halle mit dem VIP-Raum ist 1A, auch die Stimmung. Ich glaube, dass die anderen Teams noch immer Angst davor haben, nach Ulm zu kommen.

SPOX: Haben Sie im aktuellen Ulmer Team einen Lieblingsspieler?

Von Waaden: Oh, das ist eine schwierige Frage. John Bryant mochte ich sehr, aber der ist ja leider nicht mehr da. Edgar Sosa gefällt mir gut und Keaton Nankivil hat sich gut entwickelt. Insgesamt muss ich sagen, dass ich das Team an sich mag und gerne zuschaue. Die Ulmer haben viel Qualität und ich nach wie vor ein freundschaftliches Verhältnis zum ganzen Verein.

SPOX: Kommen wir zum Top Four. Sie waren als Losfee im Einsatz und haben Ulm die Bayern als Gegner im Halbfinale beschert. Da wird sich Ihr Ex-Klub bedankt haben, oder?

Von Waaden (lacht): Egal welches Team gekommen wäre, irgendjemand wäre immer damit unzufrieden gewesen. Aber ich habe bereits vor der Auslosung gesagt, dass ich Ulm und Bamberg im Finale sehen möchte. Das ist nun möglich, deshalb hab ich doch alles richtig gemacht.

SPOX: Was trauen Sie den Ulmern zu?

Von Waaden: Sie können den Pokal gewinnen. Sie sind jetzt zum dritten Mal in Folge beim Top Four, wie wir damals. Ich kann gewisse Parallelen erkennen. Und wie es 1996 ausgegangen ist, wissen wir ja.

SPOX: Aber Bayern ist stark und mit Bamberg oder Berlin würde im Finale ja gleich der nächste dicke Brocken warten...

Von Waaden: Erst einmal haben die Ulmer Heimvorteil, das ist bei diesem Publikum ein großes Plus. Und dann hat Ulm noch einen Tag mehr Pause, weil Bayern am Donnerstag vor dem Top Four noch in Moskau spielen muss. Das ist eine weite Reise. Ich bin sicher: Die Ulmer sind in der Lage, jeden der Gegner zu schlagen.

SPOX: Werden Sie selbst in der Halle sein?

Von Waaden: Auf jeden Fall! Das lasse ich mir nicht entgehen.

SPOX: Abschließende Frage. Wie sieht Ihr Leben heute aus?

Von Waaden: Ich arbeite bei einer Firma in der Logistik. Außerdem leiten meine Frau und ich gemeinsam ein Damenstudio in Breitengüßbach. Zudem trainiere ich eine Damen- und eine U-18-Mannschaft. Sie sehen also: Basketball ist ein wichtiger Teil meines Lebens geblieben.

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