FIBA verkauft WM-Wildcards

SID
Auch die deutsche Nationalmannschaft will in der Ukraine das Ticket für Rio 2016 lösen
© getty

Der Basketball-Weltverband FIBA verkauft für die WM in diesem Jahr in Spanien Wildcards. Auch der Deutsche Basketball Bund bietet mit.

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Am Wochenende ist es so weit, in Barcelona werden die Schecks überreicht. Eine Million Schweizer Franken, umgerechnet 820.000 Euro, sind fällig. Vielleicht muss es mehr sein, vielleicht reicht weniger. Auch Barzahlung ist möglich. Als Gegenleistung gibt es einen Platz bei der Basketball-WM 2014 in Spanien. Der Weltverband FIBA lässt sich vier Wildcards von den erfolgreichen Bewerbern bezahlen und findet daran nicht Verwerfliches.

"Das ist eine ganz normale kaufmännische Angelegenheit", sagt FIBA-Schatzmeister Manfred Ströher, 76, im Gespräch mit dem SID: "Es gibt freie Plätze, sportlich hast du dich nicht qualifiziert, jetzt kannst du dich einkaufen." Die FIBA ist nicht der erste Verband, der Teilnahme-Gebühren für Wettbewerbe erhebt, und sicher auch nicht der letzte. Doch das macht den Vorgang nicht besser.

Kritik aus Deutschland: "Fragwürdig"

Rainer Brechtken, Sprecher der deutschen Sportfachverbände, hat für die Vorgehensweise keinerlei Verständnis. "Ohne die Sachlage genau zu kennen, halte ich es für fragwürdig, eine Wildcard meistbietend zu verkaufen", stellt der Präsident des Deutschen Turner-Bundes klar. Diese sei schließlich ein "Instrument, um beispielsweise bei Olympischen Spielen dafür zu sorgen, dass in einer Disziplin alle Kontinente vertreten sind". Eine sportliche Komponente müsse "immer dabei sein".

Um Sport geht es bei der Vergabe am Samstag in Spanien aber eher am Rande. "Es spielt natürlich auch die Popularität des Basketballs im Land eine Rolle und darüber hinaus das Fernsehen", erklärt Ströher. Ein "wesentlicher Faktor" sei aber dann doch die gebotene Summe. Unter anderem bewerben sich China und Russland um die vier Tickets, die Chancen dürften wohl nicht allzu schlecht stehen. Kleinere Verbände können da von vornherein nicht mithalten. Egal, was sie sportlich anzubieten haben.

"Ethnisch nicht vertretbar"

Italien macht bei diesem anrüchigen Spiel nicht mit, am Wochenende stieg der zweimalige Europameister aus. "Wir bedauern das, aber wir haben ein reines Gewissen", sagte Gianni Petrucci, Präsident des Basketball-Verbandes FIP, der Sporttageszeitung "Gazzetta dello Sport". Die Kosten sind für Petrucci schlichtweg "ethisch nicht vertretbar".

Der Deutsche Basketball Bund wird zahlen. Die Bewerbung steht, und sie bleibt bestehen. Auch wenn ein derart hoher Betrag nur zähneknirschend dem Weltverband mit Sitz im schweizerischen Mies überlassen wird. Über Werbung und TV-Gelder käme sicher etwas zurück, ausgleichen ließe sich der Betrag aber ganz sicher nicht.

Keine Übertragung im Free-TV

Bevor es teuer wird, muss der DBB erst einmal den Zuschlag erhalten. Die Chancen stehen nicht sonderlich gut. Dies lässt sich allein aus den Worten Ströhers ablesen. Die Lage in Sachen TV gefällt dem Funktionär aus Bad Kreuznach nicht. "In Deutschland können wir uns ja vergessen. "ARD" und "ZDF" wollen die WM nicht übertragen. Sie haben zwar was angeboten, die Spiele der deutschen Mannschaft. Aber das ist ja nichts", kritisiert Ströher. Schlechte Voraussetzungen für den DBB.

Ströher findet klare Worte, für Kritik an der FIBA-Politik hat er aber kein Verständnis. Schließlich habe es ja eine Qualifikation gegeben. "Wenn sie kein Geld haben, kann ich ihnen auch nicht helfen", sagt Ströher und meint die Italiener, "dann hätten sie sich sportlich qualifizieren müssen."

Keine Wildcards nach Spanien

Vor dem Tag der Entscheidung in Barcelona gibt es aber auch gute Nachrichten. Künftig wird es keine Wildcards mehr geben. Das Prozedere sei veraltet. "Das rührt aus der Urzeit her, als Plätze frei wurden. Dann hat man gesagt: Na gut, dann gib' uns eine Spende in irgendeiner Art und Weise. Und so hat sich das dann eben bis zum heutigen Tag entwickelt", erklärt Ströher.

Die ungefähre Summe, die von jedem der vier siegreichen Kandidaten an die FIBA-Stiftung geht, kommt nicht von ungefähr. "Es schwebt der Gedanke im Raum, dass die Sache eine Million wert sein könnte", sagt Ströher: "Einigen ist das vielleicht viel mehr wert, anderen weniger." Noch darf geboten werden.

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