"Haben die Deutschen schön geärgert"

Von Interview: Jonas Schützeneder
Starkes Spiel: Myles Hesson war bei der EM von der DBB-Auswahl nicht in den Griff zu bekommen
© getty

Bei der EM hat Myles Hesson die deutsche Mannschaft aus dem Turnier geschossen. Von Ulm wechselte der 23-Jährige im Sommer zum Zweitligisten Gießen 46ers. Im Interview mit SPOX spricht er über seine Zukunftspläne, die Stärken von Coach Denis Wucherer und seinen persönlichen deutschen Lieblingsspieler.

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SPOX: Herr Hesson, wir müssen natürlich gleich über Ihr bestes Match im Trikot der englischen Nationalmannschaft sprechen.

Myles Hesson: Gegen Deutschland bei der EM, oder?

SPOX: Ganz genau, am Ende hieß es 81:74 für Großbritannien, Sie kamen auf 21 Punkte und 11 Rebounds.

Hesson: Ja, das war ein hervorragender Tag für mich. Ich war motiviert und bin gleich gut in die Partie gekommen. Dann lief es für das ganze Team super, wir haben die Deutschen schön geärgert.

SPOX: Im Nationalteam stehen Sie an der Seite von NBA-Allstar Luol Deng. Ein Traum?

Hesson: Absolut. Es ist einfach großartig mit so einem Spieler zusammenspielen zu dürfen. Ich konnte viel von Luol lernen. Einige Kleinigkeiten und vor allem die Einstellung zum Training. Auch als NBA-Star arbeitet er bei der Nationalmannschaft sehr hart und exakt. Davon profitiert jeder.

SPOX: Konnten Sie verstehen, dass die Bulls Deng kürzlich getradet haben?

Hesson: Nicht wirklich. Er ist ein super Spieler. Aber natürlich ist die NBA zum großen Teil ein Geschäft, in dem jedes Team versucht, sich zu verbessern. Das muss man akzeptieren.

SPOX: Mit Blick auf Ihre Heimat wartet man seit Jahren auf den nächsten Entwicklungsschritt. Was ist los mit dem englischen Basketball?

Hesson: Das ist wirklich schwer. Basketball steht einfach zu sehr im Schatten von Fußball. Es fehlt an Geld, um die Trainer- und Jugendausbildung voranzubringen. Da hilft es auch nicht, dass Luol Deng und Ben Gordon starke Leistungen bringen.

SPOX: In Deutschland tut sich zwar einiges in der Entwicklung junger Spieler, trotzdem gelingt bei internationalen Turnieren wie der EM 2013 kein Durchbruch. Woran liegt das?

Hesson: Schwer zu sagen. Ich kenne die deutschen Nationalspieler gut aus der BBL. Da ist viel Potential da. Warum es bei der EM nicht geklappt hat, frage ich mich selber.

SPOX: Haben Sie einen deutschen Lieblingsspieler?

Hesson: Ganz klar: Per Günther. Er ist ein super Spielmacher, der seine Mitspieler in Ulm besser macht.

SPOX: Sie haben letzte Saison selbst mit Günther und John Bryant gespielt...

Hesson: Ja, beide sind witzige Jungs. Per redet nicht ganz so viel, ist aber auf dem Feld ein echter Leader. Und John gehört zu den besten Centern in Europa. Deshalb war es für mich logisch, dass er zu Bayern geht und dort Euroleague spielt.

SPOX: Sie selbst haben Ulm auch verlassen und sind nach Gießen in die Pro A gewechselt. Ein Rückschritt?

Hesson: Nein, auf keinen Fall. Ich wollte möglichst viel Spielzeit und die bekomme ich hier natürlich einfacher als mit Ulm im Eurocup. Ich habe im Sommer lange mit meinem Berater gesprochen und die 46ers waren von Beginn an mein Favorit.

SPOX: In Gießen ist Denis Wucherer seit Sommer Cheftrainer. Wie würden Sie ihn beschreiben?

Hesson: Er vertraut uns Spielern sehr, das ist das Wichtigste. Jeder von uns hat Selbstvertrauen und seine Freiheiten auf dem Court. Außerdem spricht er viel mit den Spielern. Die Gespräche mit ihm waren auf jeden Fall ein Grund, nach Gießen zu wechseln.

SPOX: Wucherer war als Spieler ein guter Scorer, hätten Sie gerne gegen ihn im 1 gegen 1 gespielt?

Hesson: Leider habe ich ihn nicht spielen sehen, aber ich wäre bestimmt gerne angetreten. Dann hätte ich versucht, schnell seine Schwächen zu finden und sie zu nutzen (lacht).

SPOX: Viele halten Wucherer für einen künftigen Nationalcoach. Würden Sie ihn empfehlen?

Hesson: Auf jeden Fall. Ich kenne zwar die verschiedenen deutschen Trainer nicht so gut, aber ich sehe keinen Grund, warum Denis Wucherer nicht das Zeug haben sollte, die Nationalmannschaft zu trainieren.

SPOX: Ihr Vertrag in Gießen läuft nur ein Jahr. Bleiben Sie länger?

Hesson: Stand heute eher nicht. Wir haben einen Kontrakt bis Sommer, dann werden wir sehen, was das Beste für mich ist.

SPOX: Ihr Traum ist es, zusammen mit Ihren Landsleuten Luol Deng und Ben Gordon in einem NBA-Team aufzulaufen, richtig?

Hesson: (lacht) Das kommt hin. Natürlich träumt jeder davon, in der NBA aufzulaufen. Ich werde weiter versuchen, mein Spiel auf das höchste Level zu bringen, dann werden wir ja sehen.

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