Wiedergeburt und X-Faktor aus der NBA

Von Adrian Bohrdt
Tony Gaffney (r.) absolvierte die Vorbereitung auf die NBA-Saison bei den Memphis Grizzlies
© getty

Die Telekom Baskets Bonn erleben ihren besten BBL-Lauf der letzten zehn Jahre und haben sich überraschenderweise als Bayern-Verfolger etabliert. Dabei kann das Team unter seinem neuen Trainer Mathias Fischer auf Erfahrung, gemischt mit neuen Impulsen setzen und wird jetzt sogar noch stärker: Aus der NBA kommt ein möglicher X-Faktor zurück, der die Offense noch stärker macht.

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Seit der Auftaktpleite gegen Bayern München marschieren die Telekom Baskets Bonn durch die BBL. Selbst die Topteams aus Berlin und Oldenburg konnten im direkten Duell nicht mithalten. Nach einigen durchwachsenen Jahren erlebt Bonn in dieser Saison eine sportliche Wiedergeburt und ist derzeit Bayern-Jäger Nummer Eins.

Richtig gerechnet hatte damit wohl niemand, gab es für die Bonner Fans zuletzt doch nur wenig zu feiern. 2009 standen die Baskets zuletzt im Finale um die Meisterschaft, mussten sich dort allerdings Oldenburg geschlagen geben. Es folgten enttäuschende Spielzeiten, in denen die Baskets nie über das Playoff-Viertelfinale hinauskamen und 2011 sogar die Playoffs verpassten. Doch in diesem Jahr scheint endlich alles besser zu werden.

Kochs Arbeit trägt Früchte

Überraschen sollte der Aufschwung bei genauerem Hinsehen allerdings keinesfalls. Das Team besitzt eine hohe individuelle Qualität sowie einen Kader, der in seinem Kern über mehrere Jahre zusammengewachsen ist.

Der neue Coach Mathias Fischer profitiert dabei von der Arbeit seines Vorgängers Michael Koch und dessen langfristiger Kaderplanung. 2011 hatte Koch unter anderem Jared Jordan, Benas Veikalas und Tony Gaffney verpflichtet - Veikalas führt in dieser Saison die Liga mit 18 Punkten pro Spiel an, während Point Guard Jordan, wie schon in der Vorsaison, die meisten Assists pro Spiel liefert (7,62).

Dazu holte Fischer Ryan Brooks, den er bereits aus gemeinsamen Tagen bei den Gießen 46ers kennt, um die Offense so weiter zu komplettieren - was derzeit auch bestens gelingt. Der Shooting Guard liefert die siebtmeisten Punkte (16) und hat sich mit durchschnittlich knapp 27 Minuten von Beginn an bei den Baskets etabliert.

X-Faktor Tony Gaffney

Gaffney könnte für die weitere Saison derweil der X-Faktor der Bonner sein. Der Power Forward machte bis Anfang November die Vorbereitung bei den Memphis Grizzlies in der NBA mit, ehe er vor dem letzten Preseason-Spiel aus dem Kader gestrichen wurde. Durch seine Rückkehr dürften die Baskets nun noch stärker und unberechenbarer werden, wenngleich Gaffney-Ersatz Donatas Zavackas das Team wegen der Ausländer-Beschränkung wieder verlassen muss.

Anlaufschwierigkeiten befürchtet Gaffney jedenfalls nicht: "Ich war ja nicht vier Wochen lang im Urlaub, sondern habe die ganze Zeit hart gearbeitet", erklärte er bei "Sport1": "Ich bringe alles mit, um dem Team zu helfen." Dabei stößt der athletische Forward zur viertstärksten Offense der Liga (84 Punkte pro Spiel), die außerdem die zweitbeste Wurfquote (50,76 Prozent) vorweist - ein elementarer Baustein des Bonner Laufs.

Auch deshalb ist Gaffney von der Leistung seiner Teamkollegen beeindruckt. "Zurückzukommen und zu sehen, was die Jungs bisher geschafft haben, war unglaublich. Ich war sehr aufgeregt, als ich Jared Jordan und Jamel McLean zuletzt zugeschaut habe", sagt er. "Das Team hat bisher einen phänomenalen Job gemacht. Aber es gilt noch einiges zu verbessern. Wir versuchen alles, um am Ende erfolgreich zu sein."

Fischer: "Wir müssen noch viel lernen"

Arbeiten muss Bonn vor allem an seinen Problemen in der Schlussphase. Die Baskets kassieren mit Abstand die meisten ihrer Punkte im letzten Viertel (22,9 pro Spiel) und auch der knappe 60:59-Erfolg über Alba geriet durch 24 Berliner Zähler im Schlussabschnitt nochmals in Gefahr. "Wir müssen noch viel lernen", betonte daher auch Fischer, der bereits vor einigen Wochen klar gestellt hatte, dass man "noch kein Topteam" sei.

Bekommen die Bonner ihre Probleme in den letzten Minuten in den Griff, sind sie allerdings auf einem guten Weg, eines zu werden. "Wir sind gespannt, die Stadt ist gespannt", gab Gaffney Einblick in die Stimmung nach dem furiosen Start. In der Liga gelangen Bonn nach der Niederlage in München sieben Siege in Folge, die längste Serie für die Baskets seit 10 Jahren. Ein erstes Andocken an die erfolgreichere Vergangenheit ist also geschafft.

Der BBL-Spielplan im Überblick