"Mein Ziel war nicht, Frauen zu coachen"

Von Interview: Florian Regelmann
Frank Menz ist seit Dezember 2012 Bundestrainer
© getty

Wer ist eigentlich Frank Menz? Der Bundestrainer spricht eine Woche vor dem EM-Start in Slowenien (Ab dem 4. September jeden Tag ein Topspiel im LIVE-STREAM FOR FREE bei SPOX) über seinen Weg zum DBB-Coach. Der 49-Jährige erklärt nach dem enttäuschenden Supercup außerdem, wo die Probleme beim Neuaufbau liegen.

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SPOX: Herr Menz, bevor wir über Ihren Coaching-Werdegang sprechen. Was kann man denn über den Spieler Frank Menz erzählen?

Frank Menz: Ach, was kann man über den groß sagen. Er hat jahrelang 2. Liga gespielt und war dann noch mal bei Alba im Kader, hat aber nicht viele Minuten bekommen. (lacht) Ich war ein Aufbauspieler, dessen größte Stärke eigentlich immer seine Führungsqualitäten waren. Ich habe alle immer motiviert. Dazu habe ich ganz gut und intensiv verteidigt und war ein guter Werfer und Passer. Für das ganz hohe Spitzenniveau hat mir die herausragende Athletik gefehlt, aber insgesamt war es denke ich ganz ordentlich, was ich so gespielt habe.

SPOX: Sie sind sehr früh, mit 30 Jahren, schon in die Coaching-Schiene gekommen. War Ihnen immer klar, dass das Ihre Berufung ist?

Menz: Nein, eigentlich gar nicht. Ich war Physiotherapeut in der Frauen-Bundesliga und bin mehr durch Zufall in die Trainer-Schiene reingerutscht. Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass mir das Coaching liegt und mir Spaß macht - und es hat auch sofort gut funktioniert. Es hat nicht lange gedauert, da bekam ich die Chance, nach Weißenfels zu gehen und dort in der 2. Liga zu trainieren.

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SPOX: Aber noch mal kurz zurück zu den Anfängen: Mädels zu coachen, ist ja noch mal eine andere Geschichte. Wie war's?

Menz: (lacht) Es war schon ganz interessant, aber es war ehrlich gesagt nicht mein Ziel, Frauen zu coachen. Wie gesagt: Ich erhielt dann noch während der Saison das Angebot aus Weißenfels und bin zu den Männern gewechselt. Dort war ich dann sechs Jahre, wir sind in die erste Liga aufgestiegen, haben Playoffs gespielt, ich bin zum Trainer des Jahres gewählt worden - es war meine erste wichtige Station und sie hat mich sehr geprägt.

SPOX: Nach der Zeit in Weißenfels waren Sie einige Jahre Zweitliga-Trainer in Jena, bis dann das Angebot des DBB ins Haus flatterte.

Menz: Richtig. Jena war auch ein wichtiges Kapitel für mich. Ich habe in der Zeit mit nicht so talentierten Spielern gearbeitet, aber wir sind trotzdem Zweiter in der 2. Liga geworden. Leider konnte ich den zweiten Aufstieg mit einem Team aus dem Osten nicht mehr selbst realisieren, mein Assistent Björn Harmsen hat das ja später mit der Mannschaft geschafft. Der DBB hat mich dann angesprochen und mir eine Chance gegeben, auch weil man gesehen hat, dass ich in Jena mit dem Sport-Gymnasium im Hintergrund mit vielen jungen deutschen Spielern gespielt habe.

SPOX: Ist das für Sie auch die Faszination am Trainerjob? Die Arbeit mit den Jungs?

Menz: Absolut. Die Arbeit mit den Jugendlichen oder generell mit den Menschen ist super interessant. Ich habe die Arbeit im Jugendbereich sehr genossen, weil ich da sehr viele Werte vermitteln konnte. Wenn du siehst, wie sich die Jungs sowohl persönlich als auch sportlich entwickeln, ist das einfach toll. Im Endeffekt ist das jetzt bei dieser jungen Nationalmannschaft auch nicht anders.

SPOX: Sie haben im Nachwuchsbereich viele Erfolge gefeiert mit dem DBB, der 5. Platz bei der U-20-EM 2011 war eine historisch gute Platzierung beispielsweise. Was stach für Sie heraus?

Menz: Da gab es so viel in all den Jahren. In allen Altersklassen habe ich schöne Momente miterleben dürfen. Aber die Zeit mit der U20 war sicher besonders, wir haben in Europa alles geschlagen, was es zu schlagen gibt. Ob Frankreich, Serbien, Litauen oder Russland - wir konnten alle besiegen, zum Teil auch hoch. Das war schon super. Dass ich jetzt die Chance bekomme, Bundestrainer zu werden, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Es hat sich einfach so ergeben, weil es über die Jahre ganz gut lief für mich. Und fast alle Jungs, die ich jetzt in der A-Nationalmannschaft trainiere, kenne ich schon aus den Junioren-Teams und der A2, das ist natürlich ein großer Vorteil.

SPOX: Ging mit der Ernennung zum Bundestrainer also ein Traum in Erfüllung?

Menz: Es ist etwas ganz Besonderes, aber ob es ein Traum ist? Geträumt habe ich nicht davon, diesen Job zu machen, sagen wir es mal so. (lacht) Aber es ist eine große Auszeichnung, dass ich an höchster Stelle beim DBB für den deutschen Basketball arbeiten darf. Dass ich die Entwicklung vorantreiben darf, dass ich dabei helfen kann, Strukturen zu schaffen. Es ist eine große Verantwortung, aber es ist in erster Linie eine klasse Aufgabe.

SPOX: Gab es einen Lehrmeister, der Sie auf Ihrem Weg entscheidend beeinflusst?

Menz: Andreas Hinze hat mich maßgeblich geprägt. Er war Landestrainer in Berlin, er war von der Regionalliga an viele Jahre mein Trainer - an ihm habe ich mich orientiert. Wir stehen auch bis heute in Kontakt. Ihn sehe ich als meinen Mentor.

SPOX: Wenn Sie beschreiben müssen, wie Frank Menz Basketball aussehen soll, welche Schlagworte fallen Ihnen sofort ein?

Menz: Ich denke, das hat man beim Supercup gesehen: teamorientiert, schnell, intensiv. Und dazu eine gute Verteidigung. Der Rest ist dann vom Talent abhängig. Trotz der drei Niederlagen hat man erkennen können, wie wir spielen wollen. Klar, wir können besser werfen und weniger Fehler machen, dann werden wir auch bessere Ergebnisse erzielen, aber insgesamt bin ich nicht unzufrieden.

SPOX: Heiko Schaffartzik ist der Captain der jungen Truppe. Was erwarten Sie von ihm?

Menz: Heiko macht einen sehr guten Job als Kapitän, er füllt die Rolle wirklich sehr gut aus und führt die Jungs. Wir dürfen nicht vergessen, dass es eine schwierige Aufgabe für ihn ist, weil er die Mannschaft offensiv in der Vorbereitung oft alleine tragen musste.

SPOX: Ein großes Problem ist natürlich die Absagenflut gewesen. Man stelle sich vor, Dennis Schröder und Elias Harris wären dabei - dann wäre die Situation sofort eine ganz andere.

Menz: Dass Dennis und Elias nicht da sind, ist selbstverständlich sehr schade. Was wir vor allem für einen Aderlass auf der Power-Forward-Position haben, ist bitter für uns. Kein Nowitzki, kein Ohlbrecht, kein Jagla, auch kein Theis und Neumann - das ist eine Menge. Jetzt spielen wir mit Robin Benzing auf der Vier, der aber eigentlich ein Dreier ist.

SPOX: Trotz der Supercup-Ernüchterung kann man im Hinblick auf die EM alleine deshalb noch recht zuversichtlich sein, weil die Gruppe abgesehen von Frankreich machbar erscheint. Belgien, Großbritannien, Ukraine, Israel - da sehen viele die Zwischengruppe trotz allem als Pflicht an. Wie sehen Sie die Ausgangslage?

Menz: Mit dieser Einstellung gehe ich überhaupt nicht ins Turnier. Das Niveau, das wir beim Supercup gesehen haben, erwartet uns auch bei der EM. Man muss klar sagen: Die Spieler, die wir haben, sind keine europäischen Spitzenspieler. Und wir spielen gegen Leute, die in der NBA oder in der Euroleague spielen, die in großen europäischen Ligen wie in Italien oder Spanien große Rollen spielen. Das ist ein extrem hohes Niveau für uns. Wir müssen bei der EM von Spiel zu Spiel schauen und einfach versuchen, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Und dann schauen wir, was dabei herauskommt.

SPOX: Abschließend: Wer sind für Sie die Favoriten auf den EM-Titel?

Menz: Es sind wieder die üblichen Verdächtigen. Die Spanier, Griechen, Franzosen, Litauer, Russen und Serben - diese sechs Teams sind auf jeden Fall dabei. Und einige habe ich jetzt wahrscheinlich noch vergessen, es wird spannend.

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