"Ich warte auf die Antikörper"

SID
Tibor Pleiß bei einem Spaziergang durch die baskische Hauptstadt Vitoria
© euroleague

Tibor Pleiß wechselte in die baskische Hauptstadt Vitoria zu Caja Labroal, um sich in der besten Liga Europas durchzusetzen. Doch dann ereilte ihn die Schockdiagnose: Pfeiffersches Drüsenfieber. Zum Start seines SPOX-Tagebuchs spricht der 22-jährige DBB-Center über die Hintergründe, den verpassten Euroleague-Auftakt und die ersten Lehren in Spanien.

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Hallo Basketball-Fans!

Zunächst einmal: Ich freue mich sehr auf die Kolumne bei SPOX! Es ist eine klasse Plattform für mich, weil sie eine der größten ist in Deutschland und mir so die Möglichkeit gegeben wird, mit der Heimat den Kontakt zu halten und die Leute zu informieren, was ich bei Caja Laboral so treibe.

Wie Ihr vielleicht mitbekommen habt, verlief der Start in meiner neuen Heimat aber leider nicht ganz so, wie ich mir das vorstellt hatte. Statt am Donnerstag zum Euroleague-Auftakt bei Olympiakos Piräus auf dem Court zu stehen, muss ich mich ausruhen: Bei mir wurde Pfeiffersches Drüsenfieber diagnostiziert.

Eineinhalb Wochen vor dem ersten Ligaspiel gegen Saragossa, so um den 20. September herum, merkte ich erstmals, dass was am Hals ist. Wenn ich geschluckt oder was getrunken und gegessen habe, tat es weh. Ich dachte allerdings nicht groß daran, zu pausieren. Wer will schon ausfallen, wenn es womöglich nur eine leichte Erkältung ist? Deswegen trainierte ich normal weiter, ich fühlte mich ja nicht wirklich krank.

Entsprechend wurde ich gegen Saragossa eingesetzt. Wir verloren zwar 75:88 und ich musste mit 5 Fouls raus, dennoch lief es ganz ordentlich für mich mit 6 Punkten und 4 Rebounds. Saragossa ist in Deutschland vielleicht nicht so bekannt, aber sie ist eine Topmannschaft, die auch ihr zweites Spiel auswärts in Gran Canaria mit 20 gewonnen hat.

Riesige Qualität in Spanien

Was ich bereits nach der ersten Partie sagen kann: Die Qualität in der spanischen Liga ist riesig. Wir haben - leider ohne mich - unser zweites Spiel gegen Cajasol Sevilla mit 90:70 gewonnen, und beim Gegner steht mit Milenko Tepic einfach mal ein serbischer Nationalspieler in Kader. Der Wahnsinn!

Neben dem höheren Niveau in Spanien werde ich mich nach meinem Comeback als erstes an die Regelauslegung gewöhnen müssen. Die meisten der 5 Fouls in Saragossa wären in Deutschland so nicht gepfiffen worden. Offenbar sind die spanischen Schiedsrichter etwas weniger tolerant unter dem Korb. Jetzt weiß ich es, und dass ich ausgefoult werde, sollte nicht mehr so oft vorkommen.

Umso mehr ärgert es mich, dass derzeit nicht absehbar ist, wann ich wieder spielen darf. Direkt nach dem Spiel gegen Saragossa wurde ich gleich ins Krankenhaus verwiesen, um mich gründlich durchchecken zu lassen. Dabei kam heraus, dass ich am Pfeifferschen Drüsenfieber leide. Ich wusste zunächst nicht genau, was das bedeutet. Aber schon ein Spiel zu verpassen, ärgerte mich, immerhin habe ich in Bamberg drei Jahre lang nie aussetzen müssen.

Ungeduld bringt nichts

Jetzt bleibt nur zu warten und darauf zu hoffen, dass mein Körper Antikörper entwickelt, um das Pfeiffersche Drüsenfieber zu bekämpfen. Das Problem: Man kann nie voraussagen, wie schnell es geht.

Daher versuche ich, mich kopfmäßig nicht zu sehr unter Druck zu setzen und daran zu denken, ob ich morgen oder übermorgen wieder spielen kann. Diese Ungeduld bringt nichts. Es geht nur darum, gesund zu werden, dann sehen wir weiter.

Dennoch bleibt es seltsam: Ich habe ja keine Symptome mehr, trotzdem darf ich nicht einmal beim Training auf der Tribüne sitzen, weil ich jemanden anstecken kann.

Hilfe von alten Bekannten

Obwohl ich vom Team abgeschirmt werden muss, helfen mir die Mitspieler sehr. Dass macht mir auch Hoffnung, dass ich mich nach meinem Comeback schnell zurechtfinde. Ich habe mich in den ersten Tagen bei Caja Laboral super eingelebt.

Milko Bjelica kenne ich noch aus den Kölner Zeiten und wir verstehen uns klasse, was man hoffentlich auch im Video sieht. Er ist gerade verletzt, entsprechend telefonieren wir täglich, um uns gegenseitig ein bisschen abzulenken.

Gegen Taylor Rochestie habe ich in der BBL häufig gespielt, wenn es mit Bamberg gegen Göttingen ging. Ein netter Kerl, mit dem ich viel Zeit verbringen werde. Genauso wie mit dem französischen Nationalspieler Fabien Causeur, der wie ich im Sommer verpflichtet wurde.

Er ruft mich immer wieder an und fragt, ob ich was brauche. Außerdem kann ich natürlich auf meine Eltern bauen, die mich besuchen kamen, um mir beizustehen.

Spaziergänge durch Vitoria

Diese Unterstützung ist mir unglaublich wichtig - genauso wie die Genesungswünsche der Fans auf meiner Facebook-Fanseite. Es tut gut, so viel Zuspruch zu lesen - vor allem, weil ich zum Nichtstun verdammt bin.

Der Arzt verbietet mir alles, was mich körperlich belasten könnte. Nicht Basketball spielen zu dürfen, schmerzt schon sehr. Aber ich darf nicht einmal ins Krafttraining. Der ganze Tagesablauf, an den ich mich die Jahre gewöhnt hatte, ist auf einmal weg.

Deshalb versuche ich, mich anderweitig zu beschäftigen. Ich gehe häufig durch Vitoria spazieren, um den Körper zumindest ein bisschen zu bewegen. Und wenn ich zuhause bin, lerne ich intensiver spanisch als zuvor. So hat die Pause wenigstens etwas Gutes.

Viele Grüße,

Euer Tibor

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