"Der FC Bayern steht über allem"

Von Interview: Florian Regelmann
Die Bayern-Macher: Sportdirektor Marko Pesic (r.) mit Dirk Bauermann, Uli Hoeneß und Bernd Rauch
© Getty
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SPOX: Die Ziele sind klar definiert: Der FC Bayern will um die Meisterschaft mitspielen. Darf man das als klare Ansage an Bamberg und Co. interpretieren?

Pesic: Es ist eine einfache Rechnung. Wir haben eine gute Mannschaft zusammengehalten, die sich weiterentwickeln wird. Und wir haben Spieler dazu geholt, die qualitativ klar eine Verbesserung darstellen. Wenn man das zusammenzählt, kommt dabei heraus, dass man die Ziele höher stecken muss. Wir wollen die Meisterschaft angreifen. Ob es reicht, werden wir sehen. Die Liga ist insgesamt in der Breite stärker geworden, so viel Qualität gab es noch nie. Das freut uns und das ist gut für die Liga. Wir wollen ganz oben dabei sein.

SPOX: Uli Hoeneß hat gesagt, dass er von der Droge Basketball infiziert ist. Woran merken Sie sein Feuer für den Basketball?

Pesic: Er kümmert sich. Ob das im Sponsoring ist, oder im sportlichen Bereich. Es gab noch keine einzige Situation, in der er mal keine Zeit für Basketball-Themen hatte. Wenn man ihn anruft, ist er immer da. Er interessiert sich sehr und fragt immer nach, wie die Verhandlungen laufen, wie weit wir sind, was die Jungs machen. Es ist sehr angenehm.

SPOX: Uli Hoeneß hat auch in Aussicht gestellt, dass noch "more to come" ist. Heißt: In Zukunft soll auch in Europa angegriffen werden...

Pesic: Zunächst müssen wir aber unsere Hausaufgaben machen. Und die heißen BBL.

SPOX: Sie haben einmal gesagt, dass von den Top-3-Verdienern der BBL sicher niemand beim FC Bayern spielt. Glauben Sie, dass das immer noch so ist?

Pesic: Ich weiß es nicht. Damit beschäftige ich mich nicht. Vielleicht lag ich da falsch, vielleicht nicht. Ich freue mich aber, wenn Vereine wie Bamberg oder Artland Geld in die Hand nehmen, um in die Mannschaft zu investieren.

SPOX: Die Pesic/Bauermann-Wunschliste ist laut Uli Hoeneß mehr oder weniger vollständig erfüllt worden. Wie kann man sich den Prozess zwischen dem Coach und Ihnen vorstellen, bis sie ihre Wunschliste aufgestellt haben?

Pesic: Ich war ja schon seit über einem halben Jahr unterwegs, habe Spieler beobachtet, Meinungen eingeholt und Erfahrungen ausgetauscht. Wir wussten sehr schnell, was wir wollen und waren uns da auch in allen Punkten einig. Der Prozess der Meinungsbildung ist extrem interessant. Es macht Spaß, diesen Prozess zu durchlaufen, man lernt sehr viel daraus.

SPOX: Wenn man Sie darüber sprechen hört, merkt man, dass Sie Ihren Traumjob ausüben. Richtig?

Pesic: Ja, absolut. Beim FC Bayern arbeiten zu dürfen, ist ein Traumjob. Im deutschen Sport gibt es nichts Größeres. Ich bin unglaublich zufrieden. Wir haben ein sehr junges Team zusammen, das sehr enthusiastisch ist. Es macht großen Spaß, mit allen Leuten hier zusammen zu arbeiten. Mich hat auch nie etwas anderes interessiert. Ich wollte nie Trainer werden. Ich habe immer gehofft, diese Chance beim FC Bayern zu bekommen. Ich bin sehr, sehr glücklich damit.

SPOX: Ihr Sportmarketing-Studium haben Sie in Venedig absolviert. Schön...

Pesic: (lacht) Nein, so schön war es nicht. Klar, es ist immer schön, in Italien zu sein, aber von der Stadt sieht man nicht viel, wenn man studieren und Vorträge halten muss.

SOPX: Bevor Sie Ihren Weg in Richtung Management einschlugen, haben Sie in Ihrer aktiven Karriere unter anderem sechs Mal mit Alba Berlin die deutsche Meisterschaft gewonnen. Im Ausland waren Sie in Thessaloniki und Rom. Was ist aus der aktiven Zeit hängen geblieben?

Pesic: Am meisten der Enthusiasmus für Basketball. Überall wo ich war, haben die Leute für Basketball gelebt. Basketball war überall populär. Ich hätte es am Anfang nicht für möglich gehalten, dass das auch in München mal in dem Maße möglich sein würde. Jetzt müssen wir diese Begeisterung halten und weiter ausbauen.

SPOX: Sie verfolgen sicher auch ganz genau, was in der Nationalmannschaft unter Ihrem Vater Svetislav passiert. Es gab zuletzt einige ganz interessante Äußerungen, zum Beispiel von Heiko Schaffartzik, der von einer "180 Grad Drehung" von Bauermann zu Pesic sprach. Oder davon, dass man in der Defense jetzt "agieren und nicht reagieren" würde. Ihre Meinung dazu?

Pesic: Die Jungs von der Nationalmannschaft sollten wissen, dass die Qualifikation für die EM noch nicht geschafft ist. Sie fängt gerade erst an. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie glauben, sie hätten sich schon qualifiziert. Mein Rat wäre, dass sie sich mehr aufs Training und die Spiele konzentrieren, als irgendwelche Dinge zu kommentieren. Nichtsdestotrotz respektiere ich seine Meinung. Aber wie gesagt: Wenn ich die Äußerungen in der Presse lese, denke ich immer, dass sie glauben, sie wären schon qualifiziert. Es fängt aber erst an...

SPOX: In einem Monat jährt sich die WM-Bronzemedaille von 2002 zum zehnten Mal. Es war ein irres Turnier damals in Indianapolis. Am Ende wurde es dank MVP Dirk Nowitzki Bronze, aber es wäre sogar mehr drin gewesen...

Pesic: Im Halbfinale haben wir 40 oder 50 Sekunden vor Schluss gegen Argentinien geführt. Es war sportlich gesehen das schönste Erlebnis, das ich je hatte. Ich versuche, zum gesamten Team von damals den Kontakt zu halten. Es war ein sehr prägendes Erlebnis und steht bei mir persönlich auch höher in der Rangliste als unser EM-Silber 2005.

Der BBL-Spielplan der neuen Saison

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