Bamberger Tristesse und Trotz

SID
Alles Gestikulieren half nicht: Das Team von Chris Fleming verlor mit der Schlusssirene
© Getty

Sein Bart war schnell zum Sinnbild geworden. Anton Gavel ist ein recht abergläubischer Sportler. Deshalb wollte der slowakische Spielmacher keinen Rasierer mehr an sein Gesicht lassen, solange die Bamberger Basketballer in den Playoffs gewinnen. Doch die Niederlage kam unerwartet früh. Schon im ersten Viertelfinalspiel hatte der amtierende Meister am Donnerstagabend gegen Bonn mit 74:75 das Nachsehen.

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"Die Niederlage wird uns nicht umhauen", sagte Gavel und klang dabei so, als könnte er gar nicht glauben, was soeben passiert ist. Alles wirkte irgendwie surreal für ihn. Auch, dass sein doch recht zerzauster Vollbart nun schon weichen muss, wie er ankündigte.

Bamberg hat nach 49 Siegen in Serie zum ersten Mal wieder eine Heimniederlage in der BBL hinnehmen müssen. Trainer Chris Fleming hatte dafür schnell eine Erklärung gefunden. "Man bekommt das, was man verdient hat", sagte der Amerikaner, der mit Bamberg zuletzt zwei Meisterschaften und drei Pokalsiege nacheinander geholt hat. "Wenn wir 18 Ballverluste haben und 29 Punkte im letzten Viertel zulassen, dann wird man die Mehrzahl der Playoff-Spiele verlieren."

Bonn gewinnt dank vieler Wechsel in der Verteidigung

Die Schlussphase vor 6.800 Zuschauern war dramatisch. Bamberg ging 18 Sekunden vor der Schlusssirene durch Casey Jacobsen mit 74:73 in Führung. Alles sah danach aus, als ob Bamberg wieder dank seiner Routine das Spiel für sich entscheiden und den 50. Heimsieg nacheinander feiern könnte. Erst recht, als der Dreipunktewurf von Jared Jordan vom Ring zurück ins Feld sprang.

Doch nicht Bamberg sicherte sich den Abpraller, sondern Bonn. Der Ball kam elf Sekunden vor dem Ende zu Talor Battle, der Spielmacher zog zum Korb und wieder war der Ring im Weg. Erst der heranfliegende Litauer Benas Veikalas brachte ihn zum 75:74 im Korb unter. Das Spiel war aus.

"Wir haben viel Herz und Mut gezeigt", sagte Bonns Trainer Michael Koch über den Überraschungscoup. Seine Mannschaft hatte sich erst mit dem letzten Spiel der Hauptrunde nach einer durchwachsenen Saison für die Endrunde der besten acht Mannschaften qualifiziert. Mit der letzten Partie gegen Frankfurt sei, "viel Stress von uns abgefallen und wir konnten ohne Druck agieren", sagte der ehemalige Nationalspieler.

Das merkte man seinem Team an. Den Bonnern gelang es durch eine Vielzahl von taktischen Wechseln in der Verteidigung, die Bamberger zu verwirren. "Nur so kann man in Bamberg gewinnen, wenn der Punktestand niedrig bleibt", sagte Koch.

Spiel zwei am Mittwoch

Doch der Basketballlehrer weiß, was jetzt am Mittwoch im Spiel zwei der "Best-of-Five"-Serie in Bonn auf ihn und die Spieler zukommen wird. Die Bamberger werden ganz anders auftreten. "Sie werden uns nicht mehr unterschätzen." Ob das wirklich eine Rolle gespielt hat? Anton Gavel verneinte und sagte, als er wieder zu sich gefunden hatte: "Auch wir können mal ein Spiel verlieren, aber wichtig ist jetzt, dass uns das nicht ein zweites Mal passiert."

Die Niederlage muss kein schlechtes Omen sein. Das weiß auch Fleming. "Wir haben eine solche Situation schon einmal erlebt." Die bis dato letzte Heimniederlage datierte vom 6. Juni 2010 im ersten Spiel des Playoff-Finales gegen Frankfurt. Am Ende holte sich Bamberg trotzdem den Titel. Mit einem vollbärtigen Anton Gavel.

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