Buschi: "Das alles ist total gaga"

Von Interview: Haruka Gruber
Das vorerst letzte Länderspiel nicht nur für Nowitzki: Frank Buschmann (l.) und Dirk Bauermann
© Getty
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SPOX: Matthias Opdenhövel, Ihrem ehemaligen Kollegen aus "Schlag den Raab", gelang als "Sportschau"-Moderator der Sprung zu den Öffentlich-Rechtlichen. Auch ein Ziel für Sie?

Buschmann: Ich bin freier Journalist, entsprechend würde ich mir alles anhören. Ich bin jedoch nach wie vor überzeugt, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen nicht vorstellen können, mit mir zu arbeiten. Es gibt noch immer gewisse Vorurteile, dabei bin ich keiner, der pausenlos rumbrüllt. Ich zeige meine Emotionen, aber nur, wenn sie angebracht sind. Das Problem: Bei den Öffentlich-Rechtlichen herrscht anders als in der Moderation bei der Spiel-Kommentierung eine stärkere Gleichmacherei. Daran habe ich nicht so viel Spaß.

SPOX: Wie schade ist es, dass Sie nie für einen großen Sender ein Basketball-Spiel kommentiert haben?

Buschmann: Zunächst einmal haben wir bei "Sport1" etwas Einmaliges geschafft. Wir werden am Ende der EM fast 30 Spiele live im Free-TV gezeigt und die Superstars des Basketballs interviewt haben. Das hat es im deutschen Fernsehen so noch nicht gegeben. Aber klar: Um die breite Öffentlichkeit für die Sportart zu begeistern, wäre beim letzten Hurra eine Kooperation interessant gewesen. Den Öffentlich-Rechtlichen traue ich es nicht zu, Basketball gescheit an den Mann zu bringen. Ideal wäre es gewesen, wenn "RTL" oder "Sat.1" die deutschen Spiele und "Sport1" die internationalen Spiele gezeigt hätte. Ich sprach kürzlich mit Johannes B. Kerner und er sagt auch, dass das vielleicht etwas gewesen wäre.

SPOX: Jetzt droht ohne Nowitzki der Quotensturz für den Basketball.

Buschmann: Ich bin nicht bereit, schwarz zu malen und alles schlecht zu reden. Aber Fakt ist - und davor sollte keiner die Augen verschließen: Es kommen schwierige Jahre. Ich bin gespannt, welche Sender überhaupt für die nächsten TV-Rechte zur EM 2013 und WM 2014 mitbieten werden. Ohne Nowitzki schauen sich keine 750.000 Menschen ein Vorrundenspiel der Deutschen gegen Israel an.

SPOX: Ohne Nowitzki - und ohne Buschmann. Wie sehr werden Sie die Basketball-Großereignise vermissen?

Buschmann: Ich bin mit meinen bald 47 Jahren ein alter Mann, da will man nicht mehr pausenlos durch die Welt reisen. Auf der einen Seite habe ich noch nie in einer anderern Sportart eine Gruppe aus Journalisten erlebt, die allesamt leidenschaftliche Anhänger des Basketballs sind und sich untereinander größtenteils sogar mögen. Im Fußball ist das undenkbar, da verhalten sich die Medienvertreter fast schon wie Wölfe. Auf der anderen Seite denkt man sich bei der EM schon manchmal, wenn Finnland gegen Georgien läuft oder wenn ich bei der EM drei Spiele am Stück live kommentiere: Boah, muss das jetzt sein?

SPOX: Drei Spiele und siebeneinhalb Stunden an einem Tag kommentieren gäbe es bei den Öffentlich-Rechtlichen nicht.

Buschmann: Das soll nicht zu negativ klingen. Es gibt bei der EM auch Momente, bei denen man denkt: Boah, ist das geil, hier dabei zu sein! Und dafür sogar noch Geld zu bekommen! Bei den Spielen der Litauer zum Beispiel. Weil das Pensum dennoch körperlich sehr anfordernd ist, gehe ich im Hotel zwei Stunden auf den Fahrrad-Ergometer und mache eine halbe Stunde Dehn- und Kraftübungen, um das durchzuhalten. Aber immer häufiger kommt schon der Gedanke, dass ich mittlerweile einer der Ältesten unter den deutschen Journalisten bin und ob ich als Letzter noch rumhüpfen sollte.

SPOX: Werden Sie nie wieder Basketball kommentieren?

Buschmann: Das kann ich mir nicht vorstellen. Bitte nicht böse verstehen und es geht auch nicht gegen die BBL, aber jeder muss nachvollziehen können, dass das Schwaben-Derby zwischen Tübingen und Ludwigsburg nicht mehr so interessant für mich ist. Die Euroleague würde hingegen schon reizen. Und mit meiner Frau ist abgesprochen, dass ich eine Auszeit nehme und im Sommer mehr Zeit habe für die Familie. Aber wenn Deutschland wirklich die EM 2015 mitausrichten darf und die Rechte an den richtigen Sender vergeben werden, wäre es noch mal eine Sache. Dann könnte ich kurz vor meinem 50. Geburtstag mit der Heim-EM endgültig vom Basketball abtreten. Meine Frau hat die Zustimmung schon gegeben. Wenn jedoch Ukraine oder wer auch immer die EM 2015 bekommt, war es das mit einer EM oder WM. Dann fällt am 18. September mit dem Finale der Hammer für mich.

SPOX: Und dann planen Sie den endgültigen Wechsel in die Unterhaltungsschiene?

Buschmann: Das ist ein sehr interessanter Sektor. Im Moderationsbereich könnte ich mir vorstellen, was zu machen. Aber was das Kommentieren von Unterhaltungssendungen anbetrifft, bin ich nicht so frei, weil ich mit Stefan Raabs Produktionsfirma "Brainpool" eine gewisse Exklusivität vereinbart habe. Ich gehöre mit zur Marke von "Schlag den Raab" und daran wird sich die nächsten fünf Jahre wohl nichts ändern. Hoffentlich, denn das ist einfach der wundervolle, gelebte TV-Irrsinn.

SPOX: Wegen der EM und "Schlag den Raab" muten Sie sich ein Mammutprogramm an. Erst die beiden Halbfinals, zwischendurch die TV-Sendung, dann das Finale. Einfache Frage: Warum?

Buschmann: Ich musste wegen der EM schon die Aufzeichnungen von "Schlag den Star" absagen. Wenn ich bei "Schlag den Raab" gefehlt hätte, wäre der Meister himself sauer gewesen. Zumal es zeitlich irgendwie schon geht. Am Freitagabend mache ich beide Halbfinals in Kaunas. Im Idealfall bin ich wieder on fire, weil ich mir schöne Spiele erhoffe. Am Samstagmorgen werde ich abgeholt und zum eine Stunde entfernten Flughafen in Vilnius gefahren. Dort steige ich in den Flieger nach Frankfurt, wo um 15.15 Uhr ein Wagen wartet. Auf dem Beifahrersitz steht schon ein aufgeklappter Laptop mit den Informationen zur Sendung, damit ich mich auf die einzelnen Spiele vorbereiten kann. Eineinhalb Stunden Fahrt nach Köln, drei Stunden die Leute grüßen und die Sendung durchsprechen - und dann geht's schon los.

SPOX: Was folgt dann?

Buschmann: Die Sendung geht vielleicht bis 00.15 Uhr, wenn es länger dauert bis 1 oder 1.30 Uhr. Dann sofort ins Bett. Am Sonntagmorgen kommt um 7.30 Uhr mein Fahrer, dann heißt es Frankfurt, Vilnius, Kaunas. Um 16.30 Uhr startet das Spiel um Platz 3, kurz durchschnaufen, das Finale kommentieren, schlafen. Und am Montagfrüh heißt es wieder Kaunas, Vilnius und Frankfurt, weil dort bei der IAA der Audi Star Talk mit Dirk Nowitzki und mir stattfindet, der am Dienstagabend auf "Sport1" ausgestrahlt wird. Ich gebe es zu: Das ist alles total gaga.

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