Superstars vs. FC Bayern

Von Haruka Gruber
Der Superstar der BBL: Der amtierende MVP und Neu-Berliner DaShaun Wood
© Imago
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Shooting Guard

Bamberg: Julius Jenkins (30), Karten Tadda (22)

Jenkins begann seine Europa-Karriere in Nürnberg - nun ist er zurück im Frankenland, Stationen in Belgien und ausgerechnet in Berlin später. Bei Alba folgte er Wendell Alexis als Superstar der BBL inklusive zweier MVP-Titel (2008, 2010) und drei Awards als bester Offensivspieler (2008, 2009, 2010).

Nach drei Jahren in Folge ohne Meisterschaft wollte Alba eine Neuausrichtung und vergraulte ihn zu Bamberg, wo er wieder das sein darf, was er am liebsten ist: eine der wichtigsten Angriffsoptionen - auch wenn er sich mit Gavel in der ersten Fünf abwechseln wird. Mit Tadda weiß er einen jungen Vertreter hinter sich, der den Wandel vom reinen Verteidigungsspezialisten zu einem kompletten Spieler versucht.

Berlin: Kyle Weaver (25), Lucca Staiger (23)

So bitterlich Francis bisher enttäuscht: Jenkins-Nachfolger Weaver im Gegenzug erfüllt all die Erwartungen. 25 Punkte, 6 Assists und 2 Steals gegen Artland sowie 11 Punkte, 6 Assists, 3 Rebounds und 2 Steals gegen Riga. Besonders hervorzuheben sind die Vorlagen, die beweisen, dass Weaver kein klischeehafter Shooting Guard aus der NBA ist (68 Spiele), der nur an sein eigenes Wohl denkt.

Angesichts Weavers Klasse drohte Nationalspieler Staiger die Bank, aber auch er wusste zu gefallen: Aus dem Nichts schenkte er Riga 15 Punkte (4/7 Dreier) ein, gegen Charleroi jedoch enttäuschend (0/3 Dreier). Denkbar: Weaver verdrängt die Small Forwards Taylor und Simonovic und macht Platz für Staiger.

München: Je'Kel Foster (28), Ben Hansbrough (23), Demond Greene (32)

Die Position, mit der die Bayern protzen können: BBL-Rückkehrer Foster hat nichts an Vielseitigkeit verloren und füllt jede statistische Kategorie, egal ob Punkte, Dreier, Rebounds, Assists oder Steals.

Mit etwas Eingewöhnung wird ähnlich Großes von Hansbrough erwartet. Herausragendes Ballhandling, schneller erster Schritt, gefährlicher Distanzwurf, Auge für die Mitspieler: Nur ein europäisches Topteam kann einen solchen Hochkaräter als Sixth Man von der Bank bringen.

Bleibt noch Greene: Sein Entschluss, zum Wohle der eigenen Fitness auf die EM zu verzichten, scheint sich auszuzahlen. Gegen Fenerbahce sprühte er vor Tatendrang (12 Punkte, 5/6 Würfe) und meldete Ansprüche an.

 

Point Guard

Bamberg: Brian Roberts (25), Anton Gavel (26), Maurice Stuckey (21)

Ein Knorpelschaden im Knie und die Folgen: Weil Goldsberry für die gesamte Saison ausfällt, verlängerte Bamberg doch noch den Vertrag mit Roberts, obwohl er anders als Goldsberry kein Passing-First-Point-Guard ist und ursprünglich zu viel Geld verlangt hatte, weswegen er kurz vor einem Wechsel nach Frankreich stand.

Abhängig von Gegner und Spielsituation wechselt sich Roberts mit Combo Guard Gavel und Jenkins im Ballvortrag ab. Dem DBB-Talent Stuckey bleiben wohl erneut nur Garbage-Minuten.

Berlin: DaShaun Wood (26), Heiko Schaffartzik (27)

Ein Point-Guard-Duo auf Euroleague-Niveau: Mit Wood gelang Berlin das beste Geschäft des Sommers. Ein Spielmacher mit NBA-Güte und MVP-Ehren in der vergangenen BBL-Saison für Frankfurt. Was am meisten beeindruckt: Er kreiert sich selbst die Würfe (18,9 Punkte) und vergisst gleichzeitig nicht zu passen (5,9 Assists) oder in der Defense zu arbeiten (4,7 Rebounds, 1,2 Steals).

Schaffartzik zeigte sich bei der EM ähnlich komplett und ist nicht nur wegen seiner Nervenstärke befähigt, als neue Leitfigur der Nationalmannschaft zu dienen. Herbert kündigte bereits an, Wood und Schaffartzik gleichzeitig spielen zu lassen - was verheerende Folgen für die Gegner haben könnte.

München: Steffen Hamann (30), Jon Wallace (25), Bastian Doreth (22)

Eine Einschätzung der wahren Leistungsstärke fällt schwer: Hamann war bei aller berechtigten Kritik an Wurftechnik und Turnover-Anfälligkeit der bestimmende deutsche Spielmacher der letzten Jahre, Wallace wiederum in der Aufstiegssaison der Topscorer.

Während Hamann bei Bauermann fern jeder Diskussion steht, fehlt in Wallace das rechte Zutrauen. Heißt: Combo Guard Hansbrough wird voraussichtlich nicht nur für Foster sondern auch für Hamann der erste Backup sein. Doreth, von Bauermann seit Jahren gefördert, wird wegen seiner Knieverletzung vier bis sechs Monate fehlen.

 

Fazit

Es ist nach zwei Doubles und dem beeindruckenden Erfolg im Champions Cup gegen Braunschweig so langweilig wie augenscheinlich: Der Titelfavorit heißt Bamberg. Kontinuität (nur 3 Neuzugänge), Meistertrainer Chris Fleming, Meistermanager Wolfgang Heyder, der am tiefsten und besten besetzte Kader, ruhiges Umfeld - das alles spricht für den Threepeat von Freak City.

Einzige Sorge bereitet das Fehlen des umsichtigen Lenkers Goldsberry. Denn wenn die EM eines gelehrt hat, dann dies: die Bedeutung des Point Guards. Es war ein Turnier der Spielmacher, die mit Talent und viel Herz ihre Mannschaften vorantrieben. Jene Position, auf der Berlin Vorteile haben wird.

Zumal im Umfeld von Alba die Unzufriedenheit über fehlende Titel einem vorsichtigen Optimismus gewichen ist. Die Vereinsführung geht voran, fordert nicht mehr um jeden Preis den kurzfristigen Erfolg, sondern mahnt sich unter Verweis auf das gesunkene Budget selbst zur Geduld. "Wir wollen uns weiterentwickeln und in den nächsten Jahren ein berechtigter Anwärter auf Platz eins sein", sagt Geschäftsführer Marco Baldi und nimmt den Druck vom Team.

Der FC Bayern sollte sich problemlos für die Playoffs qualifizieren und je nach Setzliste gleich in der ersten Saison wie erhofft das Halbfinale erreichen. Gegen die beiden Großen Bamberg und Berlin wird die Mannschaft jedoch ein Opfer der Umstände: Die Verletzungen, die Integration des benötigten neuen Centers, die kurze Vorbereitungszeit wegen der vielen Nationalspieler: Das Understatement kommt nicht von ungefähr, die Bayern sind erst im Jahr darauf reif für die Meisterschaft.

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