In Heiko we trust, Part II

Von Haruka Gruber
Heiko Schaffartzik traf gegen Mazedonien den entscheidenden Dreier fürs DBB-Team
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Das läuft schlecht

Die Pick'N'Roll-Verteidigung

Das größte Übel der Vorbereitung: Das Pick'N'Roll ist zwar eine der meistgenutzten Offensivaktionen im Basketball - und doch treten beim DBB-Team bei der Verteidigung dieses Spielzugs teils eklatante Probleme auf.

Beim Supercup gestatteten die Deutschen den Griechen auf diese Weise zahlreiche einfache Punkte, ähnlich gestaltete es sich zu Beginn des Mazedonien-Spiels, als der Gegner nach einem simplen Pick'N'Roll den ersten Angriff per Dunk abschloss.

Das Grundproblem: Immer wieder kommt es zu Missverständnissen. Mal wird zu spät geswitcht, so dass der ballführende Gegenspieler und der Block-stellende Gegenspieler beide plötzlich freistehen. Oder es gehen gleich zwei deutsche Verteidiger auf den ballführenden Gegenspieler, so dass sich der Block-stellende Gegenspieler mühelos zum Korb abrollen kann.

Bauermann sagt zwar, dass seine Spieler gegen Mazedonien die Pick'N'Roll-Situationen insgesamt "sehr ordentlich gelöst" hätten, aber er gab auch zu, dass "das eine oder andere bei der EM sicher besser klappen wird als zuletzt".

Das Jagla-Ohlbrecht-Problem

Es klang verlockend: Nowitzki als Power Forward in der Starting Five und als Backups der zuletzt im DBB-Team so überzeugende Jan Jagla sowie der talentierte Tim Ohlbrecht. Jagla bewährte sich bei der Nowitzki-losen EM 2009 und WM 2010 als Führungsspieler und wichtigste Option am Brett. Ohlbrecht wiederum bereitete sich in den USA auf den DBB-Sommer vor und war nach eigenen Angaben bereit wie nie.

Die Realität ist jedoch so bitter wie enttäuschend: Während der Vorbereitung erwiesen sich beide als nicht geeignet, obwohl die Fähigkeiten zweifelsfrei vorhanden sind. Für Jagla gestaltet sich der Wechsel zurück vom Starter zum Ersatzspieler als zu schwierig, nicht anders sind seine Leistungen zu erklären. Vom Ukraine-Spiel abgesehen (4/7 Dreier für 16 Punkte) trifft er nur 31 Prozent seiner Würfe.

Ähnlich ergeht es Ohlbrecht. Auch er hatte eine gute Partie (13 Punkte gegen Bosnien), ansonsten aber fehlt ihm jegliches Selbstvertrauen. Dass er trotz seiner 2,10 Meter fast die Hälfte der Würfe von jenseits der Dreierlinie nimmt, ist ein Indiz. Dass alle elf Dreier vorbeigingen, ist alarmierend.

Es kam daher nicht von ungefähr, dass Bauermann nach dem Mazedonien-Spiel explizit Sven Schultze lobte, der basketballerisch zwar weniger begabt ist, dafür aber Toughness einbringt: "Es war sensationell, wie Sven uns zurück ins Spiel gezwungen hat. Er war unser wertvollster Spieler und der Anführer der zweiten Fünf."

Heißt: Jagla und Ohlbrecht sind in der Rotation sogar hinter Schultze zurückgefallen und derzeit nur die Nummer 11 und 12 im zwölfköpfigen Kader.

Der Ballvortrag

Es ist eine Frage der Betrachtungsweise: Sieht man in Steffen Hamann den Leader des DBB-Teams, der mit guter Verteidigung vorangeht und sich in der Vorbereitung für 3,9 Assists verantwortlich zeichnet? Oder sollte man sich eher auf seine 2,7 Turnover kaprizieren?

Fakt ist: Der deutschen Mannschaft fällt es generell schwer, den Ball schnell nach vorne zu bringen, wenn der Gegner über das ganze oder zumindest die Hälfe des Courts Presse spielt. Das betrifft Hamann, aber auch Schaffartzik.

Wenn das DBB-Team im Setplay ist, sieht es in der Regel sehr ordentlich aus. Doch bis es so weit ist, vergeht zu viel Zeit - oder der Mannschaft unterläuft ein Ballverlust.

Um genau das zu verhindern, wurde Schwethelm von Bauermann zum Point Guard umdeklariert. Zwar mangelt es ihm am strategischen Blick eines Hamann oder an der Kreativität von Schaffartzik, dafür passt er jedoch gut auf und dribbelt den Ball sicher in die gegnerische Hälfte.

Bauermann: "Philippp macht das großartig. Mit welcher Gelassenheit er den Ball vorbringt, ist erstaunlich." Der Beweis: In den letzten drei Partien stand Schwethelm 57 Minuten auf dem Parkett. Seine Turnover-Anzahl: 0.

Der Spielplan zur EM 2011 in Litauen

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