Bayern? "Einer der größten Klubs der Welt!"

Von Interview: Philipp Dornhegge
Ben Hansbrough wurde als Star von Notre Dame zum Big East Player of the Year gewählt
© Getty

Sein Bruder spielt für die Indiana Pacers, er selbst war ein gefeierter College-Star. Trotzdem wurde er beim NBA-Draft übergangen. Jetzt spielt Ben Hansbrough für Bayern München in der BBL. Bei SPOX erzählt der 24-Jährige von Eins-Gegen-Eins-Duellen gegen Bruder Tyler, einer folgenschweren Verletzung und seinem Interesse an deutscher Geschichte.

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SPOX: Auf Ihrem "Twitter"-Account posteten Sie vor kurzem, dass Sie sich mit Ihrem Bruder (Indiana-Pacers-Forward Tyler Hansbrough; d. Red.) im Eins-gegen-Eins duelliert haben. Finden Sie noch oft die Zeit dazu?

Ben Hansbrough: Manchmal, ja. Nicht mehr so oft wie früher, dazu haben wir beide zu viel zu tun. Aber wenn wir uns treffen, dann geht es richtig zur Sache!

SPOX: Und wer gewinnt bei diesen Spielen?

Hansbrough: Ich natürlich! Und zwar immer!

SPOX: Sie haben sich extra BBL-Bälle in die USA schicken lassen, um sich auf Ihre neue Aufgabe vorzubereiten. Kamen die gegen Ihren Bruder auch zum Einsatz?

Hansbrough: Na klar. Die Bälle gefallen mir gut, die sind fast genau so wie die, mit denen ich schon in der High School gespielt habe. Da sollte es keine Umstellungsprobleme geben.

SPOX: Aber die BBL-Bälle waren nicht der Grund dafür, dass Sie Ihren Bruder geschlagen haben, oder?

Hansbrough: (lacht) Ach was! Er würde das vielleicht behaupten. Aber es ist nun mal so, dass man als Guard im Eins-gegen-Eins gegen einen Big Man Vorteile hat. Die weiß ich bei Tyler natürlich auszuspielen.

SPOX: Haben Sie sich mit ihm beraten, bevor Sie in München zugesagt haben?

Hansbrough: Er war sehr interessiert an dem, was sich gerade in München entwickelt. Wir haben sogar darüber gesprochen, ob wir gemeinsam für die Bayern spielen. Er wäre gern mitgekommen, aber es hat sich leider doch nicht ergeben. (Der FC Bayern weist darauf hin, dass es zwar Überlegungen in Richtung Tyler Hansbrough, aber niemals ernsthaften Kontakt gegeben habe; d. Red.)

SPOX: Kommt er denn zumindest mal zu Besuch?

Hansbrough: Das hat er mir fest versprochen. So lange der NBA-Lockout noch läuft, hat er ja auch die Zeit dazu.

SPOX: Wenn Sie Ihren Bruder schlagen: Bedeutet das, dass Ihre Knöchelverletzung kein Thema mehr ist?

Hansbrough: Ja, zum Glück. Vor dem NBA-Draft war das ein Riesenproblem, ich habe gut vier Wochen verpasst. Unter anderem konnte ich an der NBA Combine nicht teilnehmen - eine der wichtigsten und besten Gelegenheiten, um sich in die Notizbücher der NBA-Teams zu spielen.

SPOX: Der Knöchel war demnach wohl der Hauptgrund, warum Sie im Draft übergangen wurden.

Hansbrough: Absolut. Ich bin zwei Tage vor der Combine umgeknickt, die Verletzung war ziemlich schlimm. Wie gesagt, ich habe lange pausiert, und als ich schließlich wieder Sport treiben durfte und mich einigen Teams noch präsentiert habe, war ich höchstens bei 70 oder 75 Prozent. Damit kann man vor dem Draft sicher keine Werbung mehr für sich machen.

SPOX: Sie haben also Verständnis dafür, dass Sie von keinem Team ausgewählt wurden? Oder ist die Enttäuschung trotz allem groß?

Hansbrough: Klar wäre ich gern bei einem NBA-Team gelandet. Aber was nützt es jetzt noch, groß zu lamentieren? Ich schaue nach vorn und freue mich auf meine neue Aufgabe in München.

SPOX: Wann werden Sie rüber kommen?

Hansbrough: Mein Flug ist für Anfang August gebucht, ich komme also in den nächsten Tagen rüber. Ich war noch nie zuvor in Deutschland und freue mich riesig drauf.

SPOX: Warum haben Sie sich für München entschieden? Es gab doch sicher auch andere Angebote.

Hansbrough: Das stimmt, es gab viel Interesse. Aber die Bayern haben sich sehr früh um mich bemüht, ich habe mich dann über den Klub und vor allem den Coach informiert. Dirk Bauermann genießt international einen hervorragenden Ruf und ist gleichzeitig Nationaltrainer in Deutschland. Deshalb schien sich mir in München die beste Möglichkeit zu ergeben, mich als Spieler und Mensch zu entwickeln und zugleich erfolgreich zu sein.

SPOX: Sie sind ein exzellenter Schütze, haben am College in Notre Dame aber auch viel auf der Point-Guard-Position gespielt. Wissen Sie schon, wie Ihre Rolle beim FCB aussehen wird?

Hansbrough: Coach Bauermann sieht mich als Combo-Guard. Ich soll ab und zu den Ball nach vorne bringen, dann aber auch wieder derjenige sein, der mit Blocks freigespielt wird und die Würfe nimmt. Ich sehe mich aber auch als guten Slasher und ziehe sehr gern zum Korb.

SPOX: Sie werden vor allem für Ihre Offense gelobt, spielen aber auch gute Defense. Unter anderem hatten Sie in der Verteidigung ein sehr starkes Spiel gegen Kemba Walker (9. Pick im Draft, NCAA-Champion und Tournament Most Outstanding Player 2011; d. Red.). Ist Ihnen bewusst, dass Bauermann großen Wert auf Defense legt?

Hansbrough: Das ist mir bei meiner Recherche klar geworden, und das war sehr wichtig für meine Entscheidung pro FCB. Nur wenn man stark verteidigt, kann man Erfolg haben. Und darum geht es doch in erster Linie.

SPOX: Viele Amerikaner in Europa genießen den zweifelhaften Ruf, reine Basketball-Söldner zu sein, die nur die Kohle mitnehmen, sich mit ihrem Verein aber nicht identifizieren...

Hansbrough: ... nein, nein, da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Wenn ich etwas mache, dann richtig.

SPOX: Dann haben Sie sich sicher schon darüber informiert, wofür Bayern München in Deutschland und Europa steht.

Hansbrough: Da musste ich mich nicht groß informieren: Ich bin ein riesen Fußball-Fan! Natürlich weiß ich, dass Bayern München einer der größten Klubs der Welt ist - unglaublich erfolgreich und gleichzeitig wirtschaftlich absolute Weltspitze.

SPOX: Sie werden in Zukunft praktisch direkt neben den Kollegen vom Fußball trainieren.

Hansbrough: Darauf freue ich mich sehr. Die ganzen Fußball-Stars zu treffen, das wird schon eine tolle Sache.

SPOX: Haben Sie geplant, sich neben dem Sportlichen auch über die Kultur und Geschichte Deutschlands zu informieren?

Hansbrough: Oh Mann, absolut. Das ist einer der Gründe, warum ich mich so auf Europa freue. Jahrhunderte interessanter Historie warten auf mich. Ich gebe zu, ich weiß im Detail noch nicht so viel über die deutsche Geschichte, aber ich habe schon mal ein bisschen Recherche betrieben, um einen groben Überblick zu bekommen. Wenn man sich auf so ein Abenteuer einlässt, sollte man auch alles mitnehmen, was man bekommen kann. Das ist jedenfalls meine Meinung.

SPOX: Gehört dazu auch, dass Sie Deutsch lernen werden?

Hansbrough: Puh, ich weiß noch nicht genau. Sollte ich?

SPOX: Naja, die Fans würden Sie dafür sicher sehr schätzen. Auf der anderen Seite würde es sportlich wohl kaum einen Unterschied machen, weil Coach Dirk Bauermann sowieso praktisch alle seine Ansprachen im Training und im Spiel auf Englisch hält.

Hansbrough: Ja, das habe ich auch schon gehört. Mal sehen, ich überlege es mir. Ich hoffe aber, dass ich die Leute mit meiner Art auch so für mich gewinnen kann. (lacht)

SPOX: Würden Sie sich als sehr offenen Menschen beschreiben?

Hansbrough: Absolut, ich liebe es, neue Leute kennen zu lernen. Ich lese zwar auch ganz gern mal ein Buch, aber normalerweise bin ich viel unterwegs, gehe aus, sehe mir Filme an usw.

SPOX: Ist Ihnen klar, dass fast alle Kinofilme in Deutschland synchronisiert werden?

Hansbrough: Das habe ich gehört, ja. Verdammt, da muss ich dann wohl auf DVDs zurückgreifen. Oder eben schnell Deutsch lernen. (lacht)

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