Trübe Aussichten

Von dpa

Madrid - Die deutschen Spieler feierten ihren fünften Platz bei der Europameisterschaft, als hätten sie eine Medaille gewonnen.

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"Wir haben auf eindrucksvolle Weise unsere Silbermedaille der Europameisterschaft 2005 in Belgrad bestätigt", sagte Bundestrainer Dirk Bauermann bei seiner Bilanz über das Abschneiden seiner Mannschaft bei der EM in Madrid.

Die Erleichterung darüber, dass mit dieser Platzierung zumindest die Chance der Teilnahme am weltweiten vorolympischen Qualifikations-Turnier im Juli 2008 garantiert wurde, trübte indessen den Blick für die Realität.

Die Siege in der Platzierungsrunde über Slowenien (69:65) und Kroatien (80:71) kaschierten die blamablen Vorstellungen der deutschen Korbjäger bei den deklassierenden Niederlagen in der EM-Zwischenrunde gegen Slowenien (47:77) und Weltmeister Spanien (55:83), bei denen Nowitzki & Co. Grenzen aufgezeigt wurden.

Zenit überschritten 

Das "hammerharte" (Nowitzki) vorolympische Turnier, und wenn es denn gut gehen sollte, die erste Olympia-Teilnahme seit 16 Jahren - 1992 in Barcelona gegen das legendäre US-Dream-Team um Michael Jordan und Magic Johnson - wäre das letzte Hurra der "Silbernen Generation" um NBA-Superstar Dirk Nowitzki.

Die anderen Leistungsträger neben dem dann 30-jährigen Ausnahmespieler der Dallas Mavericks wie der künftig für Meister Brose Baskets Bamberg spielende Nationalteam-Kapitän Ademola Okulaja (32), der zu ALBA Berlin zurückkehrende Center Patrick Femerling (32) oder Frankfurts Spielmacher Pascal Roller (30) haben ihren Zenit offensichtlich überschritten.

Mit im Schnitt 28,4 Jahren wies das deutsche Team den ältesten EM-Kader auf.

"Wir sind stehen geblieben" 

Die Schwächen wurden bisweilen schonungslos offen gelegt. Die Auswahl-Generation um die Lichtgestalt Nowitzki, der fast allein die guten Platzierungen mit der Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft 2002 in Indianapolis und die Silbermedaille in Serbien garantierte, ist wohl am Ende der Fahnenstange angelangt.

"Die anderen Großen des europäischen Basketballs haben sich weiter entwickelt, wir sind stehen geblieben", legte Nowitzki den Finger in die Wunde.

Was einmal nach der Ära des besten deutschen Basketballers kommen soll, ist völlig offen. Denn um Nachwuchsspieler, die auf höchstem internationalen Niveau mithalten können, ist es schlecht bestellt.

Nachwuchsprobleme 

Das weiß man beim Deutschen Basketball Bund (DBB) schon lange, dessen Nachwuchs-Teams der internationalen Konkurrenz seit Jahren hinterher laufen.

Die Bildung einer Nachwuchs-Bundesliga (NBBL) war nur ein Schritt zur Behebung der Misere, hat aber noch keinen international vorzeigbaren Spieler produziert.

Auch die stufenweise Verpflichtung zum Einsatz von mindestens zwei, dann drei und schließlich vier deutschen Spielern in der Bundesliga, der man ein "deutsches Gesicht" geben will, trägt zumindest noch keine Früchte.

Namen für die Zukunft 

Aus der aktuellen Auswahl hat ein Trio internationale Perspektiven: Der Bamberger Spielmacher Steffen Hamann (26), der künftig für Joventut Badalona in Spanien auf Korbjagd gehende Jan-Hendrik Jagla (26) und Youngster Johannes Herber (24) von ALBA Berlin.

Auch der in Spanien aus gesundheitlichen Gründen fehlende Sven Schultze (29) spielt in Bauermanns Zukunftsplanung eine tragende Rolle.

Mit den Centerspielern Tim Ohlbrecht vom deutschen Meister Bamberg und dem Frankfurter Kirsten Zöllner schnupperten zwei vielversprechende Talente im Vorfeld der EM Nationalmannschafts-Luft.