Ein Nobody als Matchwinner

Von dpa
Herber-Jo
© Getty

Madrid - Deutschland ist bei der Basketball-Europameisterschaft doch nicht nur Dirk Nowitzki. Diesen Beweis traten die Korbjäger um den NBA-Superstar von den Dallas Mavericks bei ihrem 67:58-Sieg über Italien an.

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Mit dem Erfolg beendete die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes im 17. Anlauf die schwarze Serie gegen den Angstgegner.

In 16 Spielen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften waren die Azzurri 16 Mal als Sieger vom Feld gegangen. Der Lohn des Zitterns: Qualifikation für das Viertelfinale gegen Weltmeister Spanien und die Fortsetzung des olympischen Traums.

15 Punkte vom Jüngsten

Dass der Bann zwei Tage nach der niederschmetternden 47:77-Pleite gegen Slowenien gebrochen wurde, verdankte die Mannschaft von Bundestrainer Dirk Bauermann diesmal nicht ihrem dominierenden Alleinunterhalter Nowitzki, sondern dem Youngster im Team: Johannes Herber.

Der mit 24 Jahren jüngste Spieler in der mit durchschnittlich 28,6 Jahren ältesten Mannschaft des Turniers stahl dem "wertvollsten Spieler" (MVP) der letzten NBA-Saison die Show und erzielte ebenso wie dieser 15 Zähler.

An Effizienz übertraf der 1,97 Meter große Flügelspieler von ALBA Berlin Nowitzki jedoch um Längen. Während dieser nur 26 Prozent seiner Würfe (5 von 19) traf, brachte es Herber auf bemerkenswerte 60 Prozent (6/10). Dazu pflückte er in seinem 53. Länderspiel noch sechs Rebounds.

 "Sein bestes Länderspiel"

"Joe war der absolute Matchwinner und brachte wie alle viel Energie von der Bank", lobte Nowitzki. Coach Bauermann legte noch einen nach: "Joe kam aus dem Nichts und hat sensationell gut gespielt. Das war sein bestes Länderspiel, seit er wieder in Deutschland ist."

Der smarte und stille "Joker", dessen Stärke eigentlich in der Defensive liegt, wehrte alle Lobeshymnen in seiner bescheidenen Art ab: "Die Punkte sind nicht das Entscheidende. Wir sind eine Mannschaft und ich will meinen Teil zum Erfolg beitragen."

Auszeichnung vom Playboy

"Wer ist denn dieser Johannes Herber", fragten italienische Journalisten, die wie das italienische Team zwar Nowitzki, nicht aber den Nobody auf ihrer Rechnung hatten, der den Olympia-Zweiten von 2004 nach Hause schickte.

Der in Darmstadt geborene Herber startete seine Karriere im Teilzeit-Internat des Zweitbundesligisten TV Langen, für den er von 1999 bis 2002 spielte. Nach einem Einser-Abitur ging er ins Basketball-Mutterland USA, wo er an der Universität von West Virginia nicht nur den Status eines "All American"-Spielers erlangte, sondern vom Playboy-Magazin auch eine Auszeichnung für seine studentischen Leistungen erhielt.

Leistungsträger bei ALBA

Herber weckte natürlich auch die Begehrlichkeiten der Bundesliga-Clubs, als er 2006 wieder nach Deutschland zurückkehrte. Den um ihn buhlenden Deutsche Bank Skyliners Frankfurt, die mit dem TV Langen kooperieren, gab der Umworbene jedoch einen Korb und entschied sich für ALBA Berlin.

Beim früheren Serienmeister wurde er auf Anhieb zum Leistungsträger und einer von jenen Spielern, die der von Legionären überfluteten Bundesliga ein "deutsches Gesicht" geben.

Mit seinen 24 Jahren ist er einer der wenigen Hoffnungsträger, der nach dem absehbaren Ende der "silbernen Generation" um Nowitzki, Okulaja und Femerling Hoffnung für die Zukunft des Nationalteams verspricht.