Adduktoren: Alles zum Muskelfaserriss

Von SPOX
Niko Bungert liegt verletzt am Boden
© getty

Muskelfaserrisse können bei Hochleistungssportlern in der Überbelastung auftreten und führen zur mehrwöchigen Pause. Doch was genau passiert bei einem Muskelfaserriss im Adduktorenbereich? SPOX liefert alle Infos zu Sportverletzungen im Adduktorenbereich.

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Im Testspiel vor der laufenden Bundesliga-Saison gegen Alemania Aachen zog sich Mainz-05-Kapitän Niko Bungert einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu. Zunächst sollte der 30-jährige nur zwei Wochen pausieren, bestritt bislang jedoch noch keine Partie in dieser Saison für die Mainzer. Aber wieso so lange? Fangen wir mit den Grundlagen der Adduktoren an.

Was ist die Funktion der Adduktoren?

Die Muskelgruppe Adduktoren besteht aus sechs verschiedenen Muskeln (adductor longus, adductor brevis, adductor magnus, adductor minimus, gracilis und pectineus) und ermöglicht das Heranführen der unteren Extremität an den Körper. Dabei unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Schichten.

Die oberflächliche Adduktorengruppe ermöglicht das Heranführen des Oberschenkels an den Körper, sowie das Drehen und Beugen. Die mittlere Adduktorengruppe unterstützt lediglich das Heranführen und hilft bei der Beugung und Drehung des Hüftgelenks. Die dritte Schicht, die tiefe Adduktorengruppe, besteht aus dem großen (magnus) und dem kleinen Muskel (minimus) und ist für die Streckung des Oberschenkels im Hüftgelenk zuständig. Alle sechs Adduktoren werden hauptsächlich durch den Nerv des Lendengeflechts angeregt.

Im großen und ganzem dienen die Adduktoren also für die Stabilisierung des Beckens beim Gehen und Laufen und kommen beim Überschlagen der Beine zum Einsatz.

Was ist ein Muskelfaserriss?

Ein Muskelfaserriss ist eine Muskelverletzung mit einem vollständigen Riss einzelner Muskelfasern eines Muskels. Tritt der Riss an den Adduktoren auf, betrifft dieser eine Muskelgruppe an der Innenseite des Oberschenkels. Deren Hauptaufgabe ist das Heranziehen des Beins zur Mitte hin. Gleichzeitig wird das Gewebe, sowie Muskelzellen, zerstört und ist meist mit einer Schwellung und Einblutungen verbunden.

Ursachen und Symptome eines Muskelfaserrisses im Adduktorenbereich

Ursache ist meist eine übermäßige Dehnung der Muskulatur, welche die Eigenelastizität übersteigt und so zu einem Riss mehrerer Muskelfasern führt. Vor allem plötzliche und unübliche Bewegungen sind oft Usache für einen Riss der Fasern, sodass es sich um eine sehr häufige Sportverletzung, gerade im Fußball, handelt. Aber auch eine zu anspruchsvolle Belastung z.B. im Krafttraining, kann im schlimmsten Fall in einem Muskelfaserriss enden, vor allem bei zu wenigen Regenerationsphasen.

Zieht man sich einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu, merkt man dies an einem heftigen, stechenden Schmerz im Bereich der Innenseite des Oberschenkels, der sofort zum Abbruch der auszuführenden Bewegung führt. Die Adduktoren können sofort nicht mehr belastet werden und es entwickelt sich eine leichte Schwellung, in manchen Fällen sogar ein Bluterguss im Adduktorenbereich. Am Ort des Risses ist vor allem bei einem großen Muskelfaserriss eine kleine Delle zu erkennen.

Hauptsymptom bleibt der Schmerz, sowohl bei Anspannungen, als auch bei Dehnung der Adduktorengruppe, also bei Bewegungen der Muskeln.

Unterschied zwischen Muskelzerrung und Muskelfaserriss

Neben dem Muskelfaserriss, gibt es das Krankheitsbild der Adduktorenzerrung, wobei es sich um eine Vorstufe bei gleichem Entstehungsmechanismus handelt, jedoch ohne Riss im Gewebe. Die Ursachen bei einer Zerrung sind die selben wie bei einem Riss. Auch die Symptome sind ähnlich, jedoch nur nicht so ausgeprägt. Die Ausfallzeit ist bei einer Zerrung ebenfalls deutlich kürzer als bei einem Riss der Adduktoren.

Wie lange fällt man mit einem Muskelfaserriss im Adduktorenbereich aus?

Der Muskelfaserriss im Adduktorenbereich ist eine der häuftigsten Verletzungen im Fußball. Generell ist es schwer eine genaue Angabe zur Dauer der Verletzung zu machen, da viele Faktoren eine große Rolle spielen. Zum einen kommt es auf das Ausmaß des Risses an, sowie auf den körperlichen Zustand des Betroffenen.

Eine große Rolle spielen die Erstmaßnahmen, wie die Beendigung der ausgeübten Tätigkeit. Wird sofort mit Kühlung und Kompression gearbeitet, kann dies den Heilungsprozess enorm verkürzen.

In der ersten Woche soll jedoch, egal wie schwer die Verletzung ist, keine Belastung stattfinden. Nach 2-4 Wochen sind erste Laufeinheiten möglich, sofern keine Schmerzen auftreten. Generell kann man mit einer Pause von 6-8 Wochen rechnen, wobei es immer auf den Zustand des Sportlers ankommt. Zunächst sollten Sportler nach der Verletzung keine Spiele über die volle Distanz absolvieren, sondern sich an die volle Belastung herantasten.

Hält man sich nicht an die vorgegebenen Verhaltensweisen, kann die Ausfallzeit länger als geplant andauern. In manchen Fällen gehen die Beschwerden in einen sogenannten Dauerzustand über (Chronifizierung) und die Verletzung heilt nicht richtig ab oder es tritt ein erneuter Riss auf.

Wie wird die Verletzung behandelt?

Die Therapie ist konservativ, d.h. es wird meist keine Operation durchgeführt. Eine große Rolle spielt die akute Therapie, bei der meist nach der PECH-Regel gehandelt wird. Dabei steht das P für Pause, d.h. die Sportübung sofort abzubrechen. Dann soll der entsprechende Muskel mit (E)is gekühlt werden und so schnell wie möglich durch einen Verband komprimiert (engl. (c)ompression) werden. Im Anschluss soll das Bein (h)ochgelegt werden.

Kinesiotape erzielt eine Kompression des Gewebes, was wirksam gegen Schwellung und Bluterguss ist und die Heilung so unterstützt. Zum anderen dient es zur Stabilität und entlastet die beschädigte Muskulatur.

Ein weiterer wichtiger Baustein der Heilung ist die Physiotherapie. Durch Massagen wird überflüssige Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe entfernt. Passive Dehnung durch Massagen darf jedoch erst nach 5 Tagen eingesetzt werden, da sonst Fasern und Blutgefäße aufreißen können.

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