Keine neue Dopingopfer-Namen

SID
Ines Geipel ist seit 2013 Vorsitzende des Dopingopfer-Hilfevereins
© getty

Dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) liegen keine konkreten neuen Namen von Dopingopfern aus der Zeit nach der Wende vor. Ines Geipel, die Vorsitzende des Dopingopfer-Hilfevereins (DOH), konkretisierte ihre Antwort aus einem Interview, die den Anschein erweckt hatte, sie hätte dem Dachverband konkrete Namen übermittelt. Gleichzeitig betonte Geipel, dass es die Fälle sehr wohl gebe.

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"In der Beratungsstelle der Doping-Opfer-Hilfe haben sich im vergangenen Jahr immer häufiger Athleten gemeldet, die nach 1989 aktiv waren, von Dopingerfahrungen in der wiedervereinigten Bundesrepublik berichteten und heute schwer geschädigt sind", sagte Geipel dem "SID": "Darüber hinaus meldeten sich aktuelle Bundestrainer sowie Betreuer, die über dopingbelastete Strukturen im organisierten deutschen Sport nach der Wiedervereinigung berichteten."

Die ehemalige Sprinterin, selbst anerkanntes DDR-Dopingopfer, ergänzte, dass der DOH es für seine Pflicht gehalten habe, den DOSB über diesen Sachverhalt zu informieren. Entsprechend habe Geipel der DOSB-Spitze "unter Zeugen anonymisierte Listen überreicht, auf denen konkrete Fälle auszugsweise dokumentiert" seien.

"Dass es dabei keine Namensnennung gegeben hat und auch nicht geben kann, hat bekanntermaßen datenschutzrechtliche Gründe", sagte Geipel.

"Das kann ich aus Datenschutz-Gründen nicht"

Die DOH-Vorsitzende hatte in der "Süddeutschen Zeitung" auf die Frage, ob sie Namen von Betroffenen nennen könne, geantwortet: "Das kann ich aus Datenschutz-Gründen nicht, aber der DOSB ist informiert."

Der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper widersprach energisch. "Dass wir einen konkreten Fall oder sogar mehrere Fälle namentlich wüssten, die sie uns gegeben hätte, ist eine glatte Lüge", sagte Vesper dem "SID" und dem Deutschlandfunk am Rande des Kölner Abends der Sportwissenschaften an der deutschen Sporthochschule.

Genügend Anhaltspunkte für weiterführende DOSB-Ermittlungen habe es nicht gegeben. "Ich kann Frau Geipel nur auffordern, Ross und Reiter zu nennen und die Fälle der NADA oder den Staatsanwaltschaften zu übergeben, damit auf diese Weise die Hintermänner belangt werden können", sagte Vesper.

Seriöse Lösung soll gefunden werden

Da der DOH unter Zusicherung der absoluten Vertraulichkeit arbeitet, lehnt Geipel diesen Schritt ab und kritisiert wiederum den Dachverband: "Die Verantwortung des DOSB im Hinblick auf die Opfer seines Sports jetzt wieder auf ein Namensnennungs-Spiel runterzurechnen, ist billig und erneut eine Abwehrstrategie."

Hilfreicher wäre es laut Geipel, "für die traurige Akutsituation der vielen Opfer miteinander endlich eine tragfähige und seriöse Lösung zu finden".

Dem stimmte Vesper zu. Geipels Liste, so sagte er, habe ihn auch ohne Klarnamen beeindruckt. "Das führt mich auch dazu, die Aktivitäten wieder aufzugreifen und einen Runden Tisch mit DOH und Innenministerium zu veranstalten, um eine Rente für schwerstgeschädigte Dopingopfer der DDR nach dem Opferentschädigungsgesetz zu fordern."

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