Deutscher Spitzensport am Scheideweg

SID
Thomas de Maiziere sieht den deutschen Spitzensport am Scheideweg
© getty

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat sich auf der 10. Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Dresden erneut nachdrücklich für eine breite Spitzensportförderung ausgesprochen. Eine auch finanzielle Fokussierung auf medaillenträchtige Verbände "kann nicht unser Weg sein", sagte Hörmann: "Wir müssen breiter aufgestellt bleiben. Wir lassen keine Verbände fallen, wie es zuletzt beim Curling kolportiert wurde."

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"Wenn wir ehrlich sind, müssen wir feststellen, dass der deutsche Spitzensport am Scheideweg ist", sagte der für Sport zuständige CDU-Politiker in Dresden: "Entweder wir gehen langsam Schritt für Schritt in Richtung Mittelmaß - verdeckt durch einige großartige Spitzensportler, die das ein bisschen kaschieren. Das hat bereits begonnen. Oder aber, wir gehen entschlossen und mutig wieder zurück in die Weltspitze, wo wir hingehören."

Erneut verwies de Maiziére auf angestrebte Veränderungen in der Spitzensportförderung, die bis 2016 vorgestellt werden sollen. Der 60-Jährige deutete dabei an, dass sich der organisierte Sport vor allem in der Breite der bisherigen Förderung auf Veränderungen einstellen muss.

"Breite ist nicht alles. Breite heißt nicht, dass alle gleich behandelt werden", sagte de Maiziere. Die Erhöhung des Sportetats um 15 Millionen Euro sei dabei als "Ansporn" und "Ermutigung" gedacht, die Strukturveränderungen mitzugehen.

"Anti-Doping-Gesetz ist gut und klar"

Ebenso deutlich verteidigte de Maiziere den vom Bundesinnenministerium (BMI) und Justizministerium eingebrachten Entwurf zu einem Anti-Doping-Gesetz. "Der Entwurf ist gut, hart, klar und kurz", sagte er. Er fügte in Richtung der Kritiker aus dem Sport an: "Es gibt seit zwei, drei Jahren keine neuen Argumente. Irgendwann muss man auch mal entscheiden."

Auch die Hauptkritik des organisierten Sports, dass durch ein solchen Gesetz die Sportgerichtsbarkeit ausgehebelt werden könnte und es zu Problemen bei unterschiedlichen Urteilen in den Verfahren vor ordentlichen Gerichten und vor den Instanzen des Sports kommen könnte, wies er zurück. Für die befürchteten Schadensersatzprozesse müsse ein "schuldhaftes Verhalten" eines Verbandes vorliegen. Und dies sei bei der Einhaltung von Gesetzen nicht der Fall.

Ja zu Olympia-Bewerbung

Erneut sprach sich der Innenminister erneut für eine Bewerbung um Olympische Spiele aus. "Die Bundesregierung unterstützt den Weg des DOSB mit voller Kraft", sagte er. Er betonte zudem, dass es nicht um eine Bewerbung Hamburgs oder Berlin gehe, sondern um erster Linie um eine "deutsche" Bewerbung.

Große Hoffnung setzt de Maiziere auch auf die derzeit angestrebten Veränderungen im Internationalen Komitees (IOC) unter Führung des deutschen Präsidenten Thomas Bach. "Angesichts der Veränderungsgeschwindigkeit des IOC ist das eine großartige Leistung, wenn es beschlossen und umgesetzt wird. Das kann einen Umschwung bedeuten und den Erfolg Olympischer Spiele in Deutschland möglich machen."

Auch DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat sich erneut nachdrücklich für eine breite Spitzensportförderung ausgesprochen. Eine auch finanzielle Fokussierung auf medaillenträchtige Verbände "kann nicht unser Weg sein", sagte Hörmann: "Wir müssen breiter aufgestellt bleiben. Wir lassen keine Verbände fallen, wie es zuletzt beim Curling kolportiert wurde."

Junge Mitglieder werden weniger

Hörmann verwies auf die "deutlich rückläufige" Anzahl der sieben bis 14-jährigen Mitglieder innerhalb des DOSB und betonte: "Im Leistungssport stehen wir erkennbar am Scheideweg."

Zudem verwies Hörmann auf den deutlichen Willen des DOSB, trotz Bedenken an der erfolgreichen Umsetzung des neuen Anti-Doping-Gesetzes mitzuwirken. "Wir begrüßen ein Anti-Doping-Gesetz. In der Grundtendenz geht der vorliegende Entwurf in die Richtung, die wir uns vorstellen. Dieses Thema muss vom Tisch und wird vom Tisch kommen", sagte Hörmann.

Mit Blick auf die Enthüllungen über ein möglicherweise staatlich gestütztes Doping-System in Russland erklärte der DOSB-Präsident: "Antwort kann nur sein, national und international mit aller Konsequenz für die Sauberkeit im Sport kämpfen."

Hörmann erinnerte noch mal an die DOSB-Initiative, im seit Jahren höchst umstrittenen Fall der einst wegen Dopings gesperrten Eisschnellläuferin Claudia Pechstein neue Expertisen einzuholen. "Sollte hier Unrecht geschehen sein, so dürfen wir es nicht stehen lassen. Wir sind nicht verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun."

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