Pechstein und Co. kritisieren DESG

SID
Claudia Pechstein übt harte Kritik an der Deutschen Eisschnelllauf Gemeinschaft
© getty

Am Wochenende beginnt für die Eisschnellläufer bei den deutschen Meisterschaften in Berlin die Wettkampfsaison. Am Start steht auch Claudia Pechstein. Die 42-Jährige gibt sich im sportlichen Bereich angriffslustig und übt Kritik - im Fokus steht die Deutsche Eisschnelllauf Gemeinschaft (DESG).

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Die erneute Wahl zur Eisschnellläuferin des Jahres nahm Claudia Pechstein freudestrahlend zur Kenntnis, doch im Gedanken an die Lage bei der Deutschen Eisschnelllauf Gemeinschaft (DESG) verfinsterte sich die Miene der fünfmaligen Olympiasiegerin. "Das ist eine schwere Nummer", sagte Pechstein am Freitag vor den deutschen Meisterschaften in Berlin.

Finanziell ist der Verband nach einer geringen Kürzung der ohnehin nicht üppigen Finanzmittel weiter nicht gut aufgestellt, zudem sind wichtige Personalfragen ungeklärt: Die Stelle des Chef-Bundestrainers ist intern zum 1. Januar ausgeschrieben, der heftig in der Kritik stehende Sportdirektor Günter Schumacher ist seit Sommer auf unbestimmte Zeit krankgeschrieben.

Der auch vom Deutschen Olympischen-Sportbund (DOSB) geforderte personelle Wandel kann derzeit nicht vollzogen werden, der Verband tritt acht Monate nach der medaillenlosen Pleite bei den Winterspielen von Sotschi auf der Stelle.

Kritik an unklarer Personallage

"Ich habe gehofft, dass wir spätestens heute benennen, wer die Mannschaft als Cheftrainer führt", sagte Pechstein, die mit ihrer Meinung nicht allein steht. Sprinter Samuel Schwarz macht sogar seine sportliche Zukunft von der Situation in der DESG abhängig. "Wenn sich der Verband so aufstellt, dass es mich mitreißt, könnte ich mir vorstellen, bis zu den Spielen 2018 weiterzumachen. Bisher ist das nicht der Fall", sagte der 31 Jahre alte Olympiafünfte.

DESG-Präsident Gerd Heinze wollte in den Personalfragen keine verbindliche Aussage treffen und verwies auf rechtliche Handlungsrahmen. Bis Januar sollen alle relevanten Stellen diskutiert und entschieden worden sein. Mit dem Sportdirektor könne allerdings erst gesprochen werden, wenn dieser wieder gesund sei. "Es liegt nicht allein am Sportdirektor, aber irgendwo muss man mal anfangen", monierte Pechstein.

"Ziele nicht hoch stecken"

Die Position des Chef-Bundestrainers wird in Zukunft wohl weiter der von einer schweren Erkrankung genesene Markus Eicher bekleiden. "Ich habe mich nicht beworben, aber ich habe meine Bereitschaft erklärt. Ich gehe davon aus, dass der Verband mich will", sagte Eicher, der Schumacher den Rücken stärkte: "Wenn es Misserfolge gibt, ist das nicht nur an einer Person festzumachen. Das finde ich nicht fair."

Aus sportlicher Sicht hofft die DESG, dass sich der positive Trend bei den Männern fortsetzt. Bei den Frauen droht dagegen eine ernüchternde Saison. Im Sprintbereich hat Jenny Wolf als Medaillengarantin der vergangenen Jahre die Schlittschuhe an den Nagel gehängt, über die langen Distanzen heißt die einzige Hoffnungsträgerin Claudia Pechstein.

"Ich werde meine Ziele definitiv nicht hoch stecken", sagte die 42-jährige Pechstein. Als Grund nannte sie die nicht optimal verlaufende Vorbereitung, in der sie ein Trainingslager mit Hilfe von Sponsoren organisieren und mitfinanzieren musste: "Es wird immer gesagt, wir haben kein Geld. Das ist ein großes Problem."

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